Das Isaac-Quartett
und zeigte hinter die Madero Street. Mit dem festlichen Gebäck in einer Tüte, die die Frau in der Pasteleria ihm gegeben hatte, ging er davon. Er winkte nicht. Er lächelte Coen nicht an. Er war in die Verkehrszeichen vertieft. Coen sah seinem gebeugten Gang nach und war sicher, dass Jerónimo die Hidalgo Street zu seiner Boston Road gemacht hatte. Die Halva war nur ein kleines Almosen. Das Baby überlebte auch ohne den Süßwarenladen.
Im Foyer des Zagala-Hotels verfluchte sich Coen. Er hatte vergessen, das Baby auszuhorchen. Im Aufzug wurde er so trübselig, dass der Mozo ihn darauf aufmerksam machen musste, als er im richtigen Stockwerk war. Er hatte keine Neuigkeiten für César. Das Baby war in Geheimnisse eingeweiht, die Coen niemals ergründen würde. Er kam nicht zwischen Jerónimo und Mordeckay; die Guzmanns waren verschlossene Leute, verschlagen hinter ihren ungeheuren, runzligen Stirnen und der Verschwiegenheit der Jahrhunderte. Sie hatten sich in Lima stumm gestellt, hatten die offizielle Uniform der stummen Bettler getragen, um eine Brieftasche zu klauen oder in das Sommerhaus eines der Ricos einzubrechen. Vor jenen Zeiten hatten sie in Holland, Portugal und Spanien christlich klingende Gebete vor sich hin gemurmelt, wobei die Güte ihrer Stimmen von der Jahreszeit, dem Klima und dem jeweiligen Status der Marranen und anderer Konvertiten abhängig war. Nur Papa redete gern, doch in seinen aufgebauschten Geschichten von den fünf »Brezeln«, die er in Amerika großgezogen hatte, sprach er nie über sich.
Der Chinese fand Coen schlaff auf dem Bett vor. Er öffnete seine Reisetasche und kippte zwei Neun-Millimeter-Automatik mit langen Mündungen aus, zwei Gummiknüppel, die verschiedensten Abzeichen und eine Schachtel Patronen. Über seine Ausbeute erfreut lief er mit den Händen auf den Hüften um Coen rum. Coen hatte keine Lust, sich die Abzeichen und die Waffen anzusehen.
»Warum ist Mordeckay nicht mitgekommen? Kann er sich nicht in den Alameda-Park setzen? Kann er nicht an einer Theke stehen und Tee trinken? Fürchtet er sich vor amerikanischen Bullen? Ich wollte mit ihm über den Jungen reden.«
Chino tat Coens Wut mit einer lässigen Handbewegung ab. »Die Chuetas gehen nie aus dem Haus. Mordeckay ist mit seiner Veranda verheiratet. Ich schwöre dir, er weiß nicht einmal, wo der Zócalo ist. Kein Schweinefleischfresser setzt sich in den Park. Wer würde so lange auf das Schwein in seinem Herd aufpassen? Ängstige dich nicht um das Baby. Ein Zettel mit seiner Adresse ist mit einer Nadel an sein Hemd geheftet. Er kann sich nicht verlaufen.«
»Jemand sollte César von Jerónimos einsamen Spaziergängen erzählen. Ich dachte, der Junge soll sich hier versteckt halten.«
»Hombre, du kannst Zorro nicht erzählen, was Zorro längst weiß.« Er schüttete die Abzeichen auf Coens Schoß. »Wir haben hier andere Geschäfte zu erledigen. Ich bin nicht gekommen, um das Baby zu hüten. Welches willst du? Das Abzeichen eines texanischen Straßenkehrers? Den Stern des Feuerwehrmanns? Den Krankenpfleger? Das ist das glänzende. Den Parkwächter? Es ist völlig gleich. Solange was in Englisch draufsteht. Die Kerle hier können nicht lesen. Suchst du dir jetzt endlich was aus, du Idiot?«
»Den Feuerwehrmann«, sagte Coen.
Jetzt konnte Chino ihn ignorieren und sich um seine eigenen Interessen kümmern. Er nahm die beiden Automatik in die Hand, schloss über jedem Lauf ein Auge und füllte die Magazine. Coen sah die Patronen durch die Finger des Chinesen gleiten. Mit der Handfläche steckte Chino die geladenen Magazine in die hohlen Kolben. Dann tupfte er sich die Ohren mit einem feuchten Tuch ab, zog ein frisches Unterhemd an und rieb sich Schlüsselbein und Hals mit duftendem Öl ein. Coen hatte schon Taschendiebe in parfümierten Westen und spitzen Kalbslederschuhen gesehen, aber er hatte nicht erwartet, dass sich der Chinese für einen gewöhnlichen Auftrag so fein herausputzte. Für einen der Knüppel trug der Chinese einen Sockenhalter auf der Wade. Er gab Coen einen ähnlichen Sockenhalter und den zweiten Knüppel; Coen probierte ihn in erster Linie zum Spaß an. Doch ein Gewehr wollte er nicht annehmen.
»Blue Eyes«, sagte Chino, »du willst ohne Knarre über die Gorillas herfallen und ihnen die Frau wegnehmen?«
Coen bejahte. Dann versuchte er sich an dem Chinesen. »Frau, was für eine Art Frau? Chino, haben sie César das Mädchen abgekauft? Fälscht er mexikanische Trauscheine? Hast du das
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