Das Isaac-Quartett
in deinem Hause bleiben.«
Und Papa, der einem Mann mit zwei Knöcheln die Nase zerquetschen konnte, entschloss sich, sanft mit Primo Mordeckay umzugehen. Er wollte nicht, dass dieser Cousin in den schwarzen Staub der Belisario Dominquez zurückkehrte, ohne Geschmack an der Bronx gefunden zu haben. Also hielt er am Tage Esther seine Pisse zurück, bis ihm das Blut gegen die Stirn hämmerte und er doppelt sah (die Guzmanns pflegten gewöhnlich einmal stündlich zu pinkeln, weil sie Unmengen von Soda tranken). Er verweigerte seinen Jungen Schweinefleisch und setzte ihnen auf Mordeckays Anweisung hin Spinat vor. So ehrte er seinen Cousin, den Primo, der langatmige Gebete an Adonai aufsagte und mit weiblichen Heiligen verkehrte (in Papas Augen eine entsetzliche Handlung).
Dafür respektierte Mordeckay los Negocios de Moisés (Papas Zeitvertreib). Er ließ sich in die Guzmannsche Maschinerie integrieren, eine Verschwörung von Kundenfängern, Geldeintreibern und Bankiers, die mit kleinen Scheinen zu tun hatten. Mordeckay bekam kein nordamerikanisches Papiergeld im Wert von mehr als cinco Dolares (fünf) zu Gesicht, solange er bei Papa war; Chuetas aus Bogota, Lima und Palästina, geistig Zurückgebliebene, in Ungnade gefallene Polizisten und heimatlose Portorriqueños erledigten Papas Aufträge, ließen Silbermünzen fallen und hoben andere auf und spielten ein Spiel, bei dem man Wörter auf Klopapier kritzelte; Mordeckay kam nie wirklich hinter die Spielregeln. Er war häufig mit einem von Papas Geldeintreibern zusammen, einem Cousin aus Palästina. (Die Chuetas, die ihr Leben in verschiedenen Stadien der Diaspora verbrachten, die nur in einer fremden Kultur frei atmen konnten, die ebenso sehr Moslems und Christen wie Juden waren, waren nicht bereit, die Souveränität eines weltlichen jüdischen Staates zu akzeptieren, der von ungewisser Dauer war, und daher mieden sie die Namensnennung des modernen Israels, da es sich bei ihrem »Israel« um eine Geistesverfassung handelte, einen verschwommenen Ort ohne feststehende Grenzen, einen Ort, den Santa Esther im Bett ihres persischen Königs ausgeheckt haben könnte.) Dieser Palestino war von Bogota nach Tel Aviv gegangen, weil er sich kurze Zeit von der Unbill der Diaspora erholen wollte und neugierig auf eine Stadt war, die von Juden regiert wurde, doch er war aus La Palestina geflohen, um einem Chefrabbi zu entgehen, der ihn beschneiden lassen und in den Schoß der Synagoge zurückführen wollte. Die Chuetas betraten keine Synagoge; sie beteten zu Hause oder in einer ordentlichen Kirche.
Mordeckay hatte dem Palestino aus dem Leinenhandtuch eines Friseurs in der Boston Road einen Gebetsschal gemacht; um die Mittagszeit krochen die beiden unter den gestreiften Schal und kamen nicht vor sechs wieder heraus, nachdem sie Santa Esther gehuldigt hatten, Santa Teresa von Spanien, den Märtyrern der Christen und der Türken, die einst die Juden geliebt hatten, jedem einzelnen der Söhne Moisés’ und der Engel Adonais. Neben seiner Heiligkeit war der Palestino ein Dieb. Über langsam schwindende Einkünfte hätte Papa vielleicht hinweggesehen, doch der Palestino (er hieß Raphael) raubte ihn mit beiden Händen aus. Ehe er sich für die Grabstelle des Palestino entschied, konsultierte Papa Mordeckay.
»Cousin, dieser Raphael nimmt mich aus. Wenn ich es ihm nicht heimzahle, werden andere sich an ihm ein Beispiel nehmen. Er muss fort, Mordeckay. Ich kann ihn in Queens bei den Católicos begraben, oder auf meiner Farm. Die Wahl triffst du. Mach dir keine Sorgen, ich stelle Kreuze auf seinen Grabstein.«
Mordeckay zitterte um den Palestino, und angesichts von Moisés’ Barbarei traten blaue und rote Flecken auf seine Backen. »Gib ihm einen Verweis, Moisés. Ich erbitte keine Gnade für einen Dieb – aber willst du das Blut deiner eigenen Familie töten? Er ist dein Cousin, Moisés, da sei Gott vor.« Da er gegen Papas Hartnäckigkeit nichts auszurichten vermochte, wandte sich Mordeckay dem Gebet zu. Er bekreuzigte sich, kniete vor Moisés nieder und rief seine Lieblingsheilige an. »Königin Esther, greife ein. Beschütze deine Söhne, die Chuetas. Zeig meinem Cousin, welchen Schaden er anrichtet, wenn er einen der Deinen richtet.«
Die Parzen waren auf Papas Seite. Der Palestino, der die Gattinnen von Papas Schiebern verführt hatte, wurde von einem erzürnten Ehemann ermordet. Papa ließ die Leiche auf seine Kosten in ein puerto-ricanisches Beerdigungsinstitut bringen. Dann
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