Das Isaac-Quartett
neue Techniken, schnitt an, zielte auf Ecken und ließ den armen Schiller springen. »Emmanuel, warum hat es keine solchen Schläger gegeben, als ich klein war?«, sagte Coen, als er den Schläger hinlegte und zum Handtuch griff. »Es war nicht fair, dass ich mit einem Sandpapierschläger spielen musste. Mit einem Mark V wäre ich phänomenal gewesen, ein Spitzenspieler.«
»Bestimmt«, sagte Schiller und mäßigte Coens Euphorie. »Damals gab es in den Vereinigten Staaten noch keine weichen Schläger. Das haben wir von den Japanern übernommen. Wir haben sie die Atombombe schmecken lassen und sie haben uns den Sandwich-Schläger gebracht. Was von beidem die ärgere Waffe ist, kann ich nicht sagen.«
Weil der erschöpfte und leicht gereizte Schiller sich nur ungern so schnell von einem Schüler einholen ließ, wechselte Coen zu einer anderen Gruppe von Stammgästen, zu jenen Pingpong-Freaks, die mit Hartgummi aufgewachsen waren und nur widerwillig zu den Sandwich-Schlägern konvertiert waren. Coen brachte sie mit seinen auf verschiedenste Weise angeschnittenen Bällen in Verlegenheit. Seine Stärke lag in der Mittelklasse; er gewann und verlor, diskutierte die Eigenschaften der verschiedenen Schläger und Holzgriffe. Doch die Superfreaks, die beim Anblick eines Splitters den Schläger wechselten, die nur Bälle vom chinesischen Festland benutzten und auf leeren Tischen bestimmte Arten von Schlägen übten, lebten in einer anderen Hemisphäre als Coen. Sie konnten den Ball so anschneiden, dass er in Form zweier Kamelhöcker über den Tisch hüpfte und einem in die Faust fiel oder vom Schläger abprallte. An diesen Superfreaks verdiente Schiller, aber er war nicht gern in ihrer Gesellschaft. Sie waren zu überheblich und entrückt, schwächeren Spielern gegenüber herablassend und neidisch auf die Schläge Gleichwertiger. Schiller stellte ihnen die beiden vordersten Tische zur Verfügung und sorgte dafür, dass sie seiner Kaffeekanne nicht zu nahe kamen. Sie waren freundlicher zu Coen als zu den anderen, weil er sein Dienstabzeichen trug, doch keiner brachte ihm etwas bei. Und jedes Mal, wenn sie zu dritt oder zu viert zusammenstanden, kicherten sie insgeheim über seine Aufmachung und fragten sich, wie es mit der Polizei bestellt sein mochte, wenn es dort Coens geben konnte.
Er spielte jetzt so häufig und mit solcher Konzentration, dass er den Schläger an der Tischkante abschabte; gleich am Griff bröckelten Gummistückchen ab. Coen behandelte die kahlen Stellen mit rotem Nagellack, um weiteren Wunden vorzubeugen, doch bald würde er die Gummiauflage abschälen und den Schläger neu beziehen müssen. Die Empfindsamkeit des Schlägers stieß ihn ab, seine totale Kurzlebigkeit, und das sagte er zu Schiller. »Dann spiel mit Genoppten«, sagte Schiller, und Coen verstummte.
Er sah Vander Child in einer Leinenhose und Turnschuhen mit einer Einkaufstüte unter dem Arm auf sich zukommen. »Buenos días«, sagte Child, um auf Coens mexikanische Erfahrungen anzuspielen. Schiller hatte von Anfang an etwas gegen ihn; nur ein Mann ohne Grundsätze kam mit weißen Hosen in einen Tischtennisclub. Er verzog sich in sein Kämmerchen hinter den Tischen, um Spargelauflauf zu kochen. Schillers kühle Ablehnung ernüchterte Child. »Es tut mir leid. Sie haben nicht bei mir vorbeigeschaut. Ich wollte mich bei Ihnen bedanken – und da habe ich mir gedacht, wir könnten ein kleines Match hinlegen. Einverstanden? Ich will nicht als Eindringling erscheinen. Soll ich gehen?«
»Spielen wir«, sagte Coen, und Child wickelte seinen Butterfly aus.
»Ich habe ein Internat in Vermont für Caroline gefunden. Dort hat sie wenig Auslauf. Sie kann den Mädchen großartige Geschichten erzählen. Ich bezweifle, dass sich auch nur eines der anderen Mädchen jemals häuslich in Mexiko City niedergelassen hat. Ich bin Ihnen dankbar, Manfred. Ohne Sie wäre Pimloe noch keinen Schritt weiter.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Coen und machte eine hohe Angabe, die Child so sehr überraschte, dass seine Fußspitzen in die dem Ball entgegengesetzte Richtung zeigten. Er gratulierte Coen.
»Sie sind trickreicher geworden, seit wir in meiner Bude gespielt haben.«
»Das bin nicht ich«, sagte Coen. »Es ist der Schläger.« Er ließ eine Angabe in die andere Ecke folgen. Child machte eine tapsige Bewegung, hielt den Butterfly wie eine Kralle in der Hand, und der Ball traf auf seine Knöchel. Coen gefiel Childs Unbeholfenheit nicht. Er wusste,
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