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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Isaac, der auf der Boston Road einsilbig geworden war, über Pennys geredet hatte, mit Jerónimo gestikuliert, Jorge angemuht hatte, sah ein, dass er sich diesen Männern nicht verständlich machen konnte. Der First Deputy schritt zu seiner Rettung ein und verdeutlichte den Inspektoren und den Detectives vom »Rattentrupp« Isaacs Mission. Die Inspektoren schüttelten Isaac die Flosse (ihnen wurde klar, dass er der Nachfolger des First Dep werden würde). Die Kriminalbeamten glotzten ihn erneut an; ihr Glaube an die Technik des Meisters war wiederhergestellt. Niemand anders als Isaac hätte Papa Guzmann durch den Stiel eines Eisbechers beobachten können.
    Von allen Guzmanns mochte Isaac Jerónimo am meisten. Sie hatten öde Nachmittage mit Spielen entschärft und literweise Schokoladensoda miteinander getrunken. Doch Isaac wollte nicht zulassen, dass diese Zuneigung seine Logik umnebelte. Jerónimo war die schwächste Stelle der Guzmanns. Das Baby hätte sich nicht selbst abwischen können, wenn ihm Papa nicht Toilettenpapier in die Unterhose gesteckt hätte, damit Jerónimo wusste, wo er danach suchen musste. An den meisten Kreuzungen musste er stehen bleiben, um das mit dem Rot und dem Grün noch einmal zu überdenken. Isaac hätte sich auch an Jorge ranmachen können, dem Jerónimos gesellige Anmut fehlte und dem schwindlig wurde, wenn er schnurgerade gehen sollte, doch Jorge konnte sich nur allzu deutlich mit einem Fingernagel und einem Messer ausdrücken (Isaac hatte gesehen, wie Papas mittlerer Sohn einen Kundenfänger mit Mustern verziert hatte, weil er die Familie um fünfzig Cents beschissen hatte). Daher ließ er Kriminalbeamte in Zivilfahrzeugen hinter Jerónimo herfahren, sie sollten ihm mit fünf Meilen pro Stunde auf den Fersen bleiben. Papa brauchte nicht mehr als eine Woche, um hinter den Zweck von Isaacs Wagen zu kommen. Er süßte Isaacs Sodas, setzte ihn auf Phantomkonten an. Dann erst sagte er: »Isaac, ich will nicht, dass Jerónimo auch nur ein Haar gekrümmt wird. Wenn Alejandro plötzlich eine Stoßstange im Arsch hat, ist das etwas anderes. Er weiß, wie man durch eine Scheibe spuckt. Hör mir gut zu, Isaac. Der Mann, der Jerónimo ein Leid antut, ob schwarz oder weiß, wird mit zwei Eiern zu wenig aus dieser Welt scheiden. Lass dich nicht von den Malzmilchmaschinen irreführen. Ich bin in Peru aufgewachsen.«
    Und Isaac, der übereifrige Schützen aus dem Umlauf gezogen hatte, der seinen Handkantenschlag beim Aussortieren der Strohköpfe in der Turnhalle des Polizeisportvereins zur Perfektion gebracht hatte, konnte nur den Kopf schütteln. »Papa, ich habe den Jungen nicht angerührt. Das sind nicht meine Leute. Ich kann nicht von einem Süßwarenladen aus den Verkehr leiten.« Papa war nicht darauf angewiesen, sich auf Isaacs Großzügigkeit zu verlassen. Er holte Jerónimo von der Straße. Der Junge musste seinen Auslauf auf die Zwischenräume zwischen Papas Barhockern beschränken. Mit Schokolade im Mund und zunehmend mehr Elend im Blick wich Jerónimo den lederbezogenen Sitzen aus. Isaac erwartete den Zusammenbruch der Guzmannschen Maschinerie unter dem Druck von Jerónimos traurigen Augen, als das Baby nach Manhattan verschwand. Rastlos, mit Papa im Nacken, lernte Isaac, dieses andere Baby zu hassen, Manfred Coen, der mit Jerónimo, Jorge und César großgezogen worden war. Coen litt unter Sirup im Hirn (wie Jerónimo), nagte während des Osterfestes der Marranen die Knochen desselben Lamms ab, und das nahm ihm Isaac übel. Er hatte ihn aus der Akademie geholt, weil er einen Jungen mit einem formbaren Gesicht brauchte, ein blauäugiges Wunder, das sich in einer Brasserie nicht fremdländisch ausnahm, das in Damenschuhen einen Verbrecher jagen konnte, eine falsche Nase aufsetzen, eine halbe Nacht lang zur Tunte werden konnte. Isaac hatte seine willige Knetmasse bekommen. Coen, mit dreiundzwanzig vaterlos, ein Schütze aus Worms, den ein Herd in der Bronx zur Passivität verurteilt hatte, war bereit, sich mit Kleister das Kinn umformen zu lassen. Isaac hatte das optimale Waisenkind gefunden, einen Jungen mit knetbarem Ich. Unter Isaacs Führung bestand Coen die Prüfung und stieg in einen hohen Polizeiposten auf, indem er süße Püppchen, Polacken, Polizeipetzen und lausige Bullen darstellte. Coen las sich irgendwo eine Ehefrau auf, ein Mädchen, das ihn in Konzerte schleppte, ihn Stück für Stück seines Waisentums beraubte und seine Nützlichkeit für die Polizei gefährdete. Daher

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