Das ist das Leben!: C'est la vie (German Edition)
einmal im Monat zu zweit losziehen und neue Orte entdecken. Versuchen, einem Gespräch in einer Fremdsprache zu folgen, aus dem hier und da Wörter in der Muttersprache herauszuhören sind. Höhlenwohnungen toll finden, egal, wo. Das Stimmengewirr auf dem Flughafen nicht wirklich mögen. An einem schönen Aprilmorgen triumphierend in einer rosa Hose die sonnige Seite der Rue Saint-Jacques hinuntergehen. Freudenausbrüche so unmittelbar wie Hitzewallungen bekommen. Schwarzwurzeln schälen und danach schwarze Finger haben.
Zu jemandem sprechen, dessen Gesicht man im Publikum ausgewählt hat. Sich tödlich über lange Verspätungen derer sorgen, die man liebt. Die Ärmel hochkrempeln – im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinn. Einen Ball im Flug fangen.Eier ins Licht halten. Maronen schälen. Sich an komplexen Familienstammbäumen freuen und daran denken, dass die der anderen genauso gut sind wie der eigene. Gefallen an Handpuppen finden. Ganz vernarrt sein in West Coast Jazz und in den Jazztrompeter Bix Beiderbecke ( Young Man With a Horn ). Sich in hohen, weißen Kirchen mit langen Fluchten und schweren Holztüren von Pieter Jansz Saenredam verlieren. Ergriffen sein von der dichten Masse violetter Iris bei van Gogh. In Roanne in der Maison Troisgros gegessen haben, als es tatsächlich noch drei beleibte Wirte waren. Lakritze essen und Hirsebrei mit einer Sauce aus frischen Baobabblättern.
Beim vierten Durchlesen einen Druckfehler entdecken. Schilderungen von Schneestürmen lesen. Sich hinsetzen und nichts tun, die Hände baumeln lassen, den Blick in die Ferne gerichtet. Empfänglich sein für die Schönheit schlafender Kräne, von Industriebrachen oder aufgelassenen Eisenbahngleisen. Sich ärgern, weil man zu schnell redet oder die Sätze derer zu Ende bringen möchte, die langsam sprechen. Des Panafrikanisten Harris Memel-Fotê gedenken. Sich erinnern, dass man bei der Lektüre von Heimatlos über das Findelkind Rémi, den Straßenkünstler Vitalis, der es aufnimmt, und dessen Hunde geweint hat.
Zu Zeiten, als Rugby noch ein richtig aggressives Spiel war, den gelungenen Rückpässen der Spieler applaudieren, die im Angriff nach vorn drängten.
Lange Zeitabschnitte am Rande des Buschs in einer afrikanischen Lehmhütte gewohnt haben. Rustikale Teller auf dem Markt von Cambridge kaufen. Genau wissen, was das gehässige Pfeifen von Agnes Moorehead zu bedeuten hat, bevor sie aus dem Fenster stürzt. Auf dem Land aus dem Augenwinkel eine kleine Hausmaus durch die Küche huschen sehen. Auf einer Feluke auf dem Nil gekreuzt sein und die Rettungsarbeiten am Tempel von Philae gesehen haben. Sich an einen furchterregenden, riesigen Seeteufel im Hafen von Marettimo und diesen Aufenthalt als einen Moment der Gnade erinnern. Spüren, wie der Planet Erde das All durchdringt, während man ausgestreckt auf einer Wiese voller Gänseblümchen liegt.
In Prunete Zucchiniblütenkrapfen und als Kind in Saint-Étienne Waffeln in Herzform gegessen haben, nacheinander gebacken in einem gusseisernen Waffeleisen, das man in die Ringe der alten Kochherde einhängen konnte. Sich bei den ersten Worten seiner Antrittsvorlesung das Weinen verkneifen und Alain Cunys düsteres Gesicht bei Claude Lévi-Strauss’ Antrittsvorlesung sehen. Veranlasst haben, dass Umberto Eco als Gastprofessor auf den kurz zuvor eingerichteten Lehrstuhl für Europastudien am Collège de France berufen wurde, und dadurch vor versammeltem Publikum dem Minister vor Augen geführt haben, dass es keine vernünftigen Auditorien, ja nicht einmal Seminarräume gibt, die dieser Institution würdig wären (seit ihrer Ursprünge zu Zeiten Margaretes von Navarra).
La Nouvelle Mandragore im Théâtre de Chaillot in der Bühnenloge gesehen haben und dem legendären Gérard Philipe begegnet sein. Einen strahlenden, so strahlenden Mond in einem Himmel mit leuchtenden Wolken betrachten. Sich an die schönen Zeiten des Café Tournon erinnern, Heimstatt schwarzer Künstler und Schriftsteller wie Richard Wright, Memphis Slim und Chester Himes (mit seinem Harlem Zyklus um die Polizisten Grave Digger und Coffin Ed). Sich an schwingende Glockenröcke und die Wespentaillen von Dior in der Nachkriegszeit erinnern. François Truffauts Filme und Delphine Seyrigs geheimnisvolle Stimme lieben. An Bord einer Karavelle gefahren und nach drei Zwischenlandungen in Ouagadougou eingetroffen sein. Zwei Jahre auf die Installation eines Telefons gewartet haben. Sich an Schreiben erinnern, die mit
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