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Das Jahr der Woelfe

Das Jahr der Woelfe

Titel: Das Jahr der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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schlossen sich fest zu Fäusten. Sie hielt den Atem an. Das Karnickel war für einen Augenblick ganz nah. Sie erkannte die großen Augen. Die Hunde belferten heiser. Irgendwo stampfte ein Pferd und stieg, dass die Ketten gegen die Deichsel schlugen. Wütend pfiff der Bauer dem Hund, schrill und laut. Vater knallte mit der Peitsche und zog dem Zottigen einen Schlag über das Fell. Er heulte auf und bog ab. Das ganze Rudel stockte. Das Karnickel schoss unter dem Wagen hindurch und gewann das Gebüsch. Die Hunde gaben es auf und trollten sich. Die Zungen hingen lang aus den Mäulern und ihre Flanken zitterten. Hedwig atmete tief.
    »Bald hätten sie es erwischt.« Alberts Augen leuchteten.
    »Bald«, flüsterte Hedwig, »bald.«
    Dort, wo die Bäume ihre Kronen zusammensteckten, kam der Zug in Bewegung. Wagen um Wagen ruckte an. Endlich legte sich auch Lotter in die Stränge.
    »Schnell haben sie den Wagen wieder flottgemacht«, sagte Konrad.
    »Flottgemacht«, zischte der Vater, »ein Dummkopf bist du. Wart nur.«
    Konrad wunderte sich, weil Vater so grob geworden war. Dort, wo der Wald zurückblieb, hob Vater den Peitschenstiel und deutete auf den Wegrand. Da lag der Wagen, umgestürzt, drei Räder streckte er in den Himmel; keines drehte sich mehr. Bettzeug und Bündel lagen verstreut und schwarze Kästen im weißen Schnee. Dazwischen hockte eine Frau wie ein dunkles Bündel, den Kopf auf den Knien, regungslos.
    »Umgestürzt, Vater. Der Wagen ist umgestürzt.«
    »Sie haben ihn umgestürzt, Junge. Er stand im Weg. Er musste weg. Er hielt alles auf. Sie haben ihn umgestürzt.«
    Vater zog heftig an der Pfeife.
    »Sie sind wie Wölfe«, murmelte er, »wie Wölfe.«
    »He«, rief der Alte mit dem weißen Haar, das lang unter einer Schaffellkappe hervorquoll. »He, Frau, kommt mit zu uns auf den Wagen. Wir haben Platz.«
    Regungslos hockte die Gestalt im Schnee.
    Der alte Bauer gab seiner Frau die Zügel in die Hand und sprang ab. Die Frau ließ sich führen und auf den Wagen helfen. Wortlos saß sie da, versunken in ihren Schmerz. Der Bauer stieg nicht wieder auf seinen Bock, sondern wollte sich die Beine ein wenig vertreten.
    Vater drehte sich um und fragte die Mutter: »Agnes, haben wir noch etwas Warmes in der Flasche?«
    »Ja, Johannes.«
    »Ich möchte der Frau einen Schluck anbieten.«
    »Ja, Johannes.« Sie fuhr mit den Händen in das Bettzeug und grub eine Feldflasche hervor. »Es ist nicht viel.«
    »Heute Abend sind wir bei Katharina. Dort füllen wir sie wieder.«
    Er wandte sich an Konrad: »Hier, Junge, spring vom Wagen und bring sie den Leuten.«
    Die Wärme der Flasche drang durch die Handschuhe.
    »Das schickt der Vater«, richtete Konrad aus.
    »Danke, Jungchen. Ich bring die Flasche gleich zurück. Das wird gut tun. Wir haben seit gestern Morgen nichts Warmes mehr im Magen.«
    Konrad warf einen Blick auf die Frau. Sie saß mit weiten Augen, starr und bleich.
    Am Abend scherte Vater aus der Wagenkolonne aus.
    »Fährst du nicht näher zur Front hin?«, fragte Konrad.
    »Nur ein Stückchen, Junge. Gleich dort drüben wohnt Tante Katharina. Das Haus muss hinter dem Wäldchen liegen.«
    Sie erreichten den Wald und bogen in die Zufahrt des Hofes ein.
    Da sprang der Vater auf und zog die Zügel hastig und stramm an.
    »Abgebrannt!« Heiser klang seine Stimme.
    Düster standen die schwarzen Mauern.

15
    Vater lenkte das Fuhrwerk schließlich in den Hof. Konrad stocherte mit dem Stock in der Asche. Sie flog auf und wirbelte in dünnen Flocken hoch in die Luft.
    »Noch warm«, stellte Albert fest.
    Die Feuersbrunst hatte alle Gebäude zerstört. Wie Zähne eines alten Kammes ragten die Stümpfe der Sparren in den Himmel. Die Mauern standen kalt und kahl. Nur das Kellergeschoss schien unversehrt.
    »Wir bleiben«, beschloss Vater. »Wohin sollten wir auch fahren?«
    Der Eingang zum Keller lag freigeschaufelt und war mit einer Luke abgedeckt. Vater stieg hinab. Durch die geborstenen Kellerfenster fielen matte Lichtflecke in die Finsternis. Die Decke war niedrig. Vater ging gebeugt.
    »Johannes?« Das schwarze Loch warf die Stimme der Mutter zurück.
    »Ja, ich komme.« Vaters Ruf klang hohl und fern. Seine Schritten hallten und polterten endlich dumpf auf dem Holz der Treppe.
    »Wir brauchen ein Licht.«
    »Nimm die Sturmlaterne, Vater«, rief Konrad.
    Mutter schraubte den Docht ein wenig höher. Die Flamme des Streichholzes zischte auf. Vater barg sie in der Hand, bevor er sie an den Docht hielt.
    »Halte mir

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