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Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Titel: Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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rumzuhängen, ändert sich meine Meinung über die Schule nicht unbedingt. Zur Streberin werde ich nie, nie im Leben.
    Wenn ich sehe, wie Ulli sich hier bei uns wohl fühlt, dämmert mir, dass es bei ihr zu Hause vielleicht doch nicht so schön ist. Sie hat zwar einen Hund, und um den beneide ich sie wirklich, aber sonst ist bei ihr sicherlich nicht so viel los wie bei uns. Obwohl ich ganz schön staune, was sie schon für Reisen gemacht hat. Sie war sogar schon in Paris und hat ein Foto in ihrem Zimmer, auf dem kann man sehen, wie sie in die Seine spuckt.
    Das Foto hat ihr Vater gemacht, sagt sie. Den habe ich allerdings noch nie gesehen. Ich weiß gar nicht genau, ob der überhaupt noch mit in diesem Riesenhaus wohnt. Außer Leo, Ulli und der Mutter ist mir da noch niemand begegnet. Doch, ein Eichhörnchen, im Garten. Ulli jedenfalls hat fast alles, was man sich so wünschen kann. Außerdem ist sie nett und klug und schön. Und dazu ist sie überhaupt nicht geizig. Sie verschenkt zum Beispiel ihr Wissen und steckt was davon in meinen Kopf, und schon schreibe ich Vieren statt Fünfen oder Fünfen statt Sechsen.
    Das versuche ich jetzt meiner Mutter zu erklären, damit ich doch bei meiner kranken Maria zu Hause bleiben darf. Aber meine Mutter zeigt kein Einsehen und beharrt darauf: Maria wird wieder aufgepäppelt und dann wird sie ein Krippenkind.
    »Du kannst sie ja manchmal abholen«, überlegt meine Mutter. Das werde ich machen. Aber nur, wenn ich kein Training habe.
    Ich habe ja schon gesagt, dass ich gut in Sport bin. Besonders gut kann ich rennen. Aber nur kurze Strecken. Ich flitze los und renne um mein Leben. Ich bin in der Leichtathletikgruppe unserer Schule. Unsere Trainerin ist fit wie ein Turnschuh. Im Winter trainieren wir in der Halle, vor allem Ausdauer. Wir rennen immer im Kreis und dann haut sie auf die Trommel und alle müssen stehen bleiben, dann weiter und dann die Kletterstangen hoch und über Bänke drüber und auf der Matte eine Ansprungrolle und dann auf der nächsten eine Rückwärtsrolle und immer so weiter. Mir macht das Spaß. Zum Abschluss spielen wir Volleyball.
    Heute hat es richtig Gaudi gemacht. Als wir danach alle raus in die Garderobe rennen wollen, ruft mich die Trainerin zurück: »Tine! Die Schulmannschaft Volleyball braucht Verstärkung. Hättest du Lust, dahin zu wechseln?«
    Ich sehe sie an. Nein, habe ich nicht. Ballsport ist nicht unbedingt meine Wellenlänge. Wie kommt sie bloß auf mich?
    »Warum denn ich?«
    »Du hast die beste Kondition. Und du hast auch Ballgefühl.«
    »Ich doch nicht. Ich kann Ballspiele nicht besonders leiden.«
    »Da redest du dir was ein. Ich sehe das doch, du kannst das. Und es soll auch nur bis zum Frühjahr sein. Es gibt ein paar Verletzungen und wir brauchen für drei Monate eine Aushilfe. Dann kannst du wieder zurück zur Leichtathletik.«
    Was soll ich da noch sagen? Kann man nichts machen. Also geh ich jetzt zu Volleyball.
    Beim ersten Training werde ich in Manus (Betonung auf dem u!) Mannschaft gewählt. Sie ist die Kapitänin und geht in die neunte Klasse. Sie sieht toll aus. Noch besser als Ulli, wenigstens fast. Sie ist ein völlig anderer Typ mit dunkler Haut und schwarzen Haaren. Ich kenne sie eigentlich nur vom Sehen. Manchmal habe ich mitgekriegt, dass sie ganz schön angemacht wird. Auch gemein angemacht, im Sinn von »Türkenbraut« und so. Es heißt, ihre Eltern kommen aus dem Irak. Das kann gut sein, so wie sie aussieht. Ihr Vater soll Arzt sein und aus irgendeinem Grund mussten sie fliehen. Sie spricht einwandfrei Deutsch. Und sie kann Volleyball spielen wie eine Göttin. Unsere Schulmannschaft ist überhaupt gut und spielt in der Bezirksklasse der A-Jugend im vorderen Drittel mit. Und dort soll ich jetzt aushelfen?
    Klar komme ich in ihre Mannschaft, schließlich soll ich ja getestet werden. Das ist mir eigentlich zu blöd, aber jetzt im Training packt mich ganz schön der Ehrgeiz. Ich klettere vor dem Netz hoch wie eine Spinne und hau den anderen eine rein. So kommt es mir vor und so würde es auch in jedem Film aussehen. Die Leute auf den Rängen würden sich erheben und begeistert Beifall klatschen. Aber das ist alles Mist. Ich bin aufgeregt und krieg nichts hin. Ich kann Ballsportarten nun mal nicht leiden! Ich bin heilfroh, als es vorbei ist.
    Manu wartet an der Tür auf mich, wo sie alle abklatscht, und sagt: »Willkommen im Team, Tine! Du hast was drauf.«
    »Stimmt«, sagt Herr Graf, unser Trainer, der plötzlich hinter

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