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Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman

Titel: Das Jahr, in dem ich 13 1/2 war - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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sehen bekommen könnte! Lieber nicht! Ich warte auf das vereinbarte Zeichen. So lange spiele ich mit Maria oder helfe meiner Mutter, die mich vielsagend ansieht. Das Leben ist ungerecht. Ich will mich auch verlieben. Aber auf Kommando geht das nicht und Matthias aus der Achten hat für Mädchen aus den unteren Jahrgängen keinen Blick übrig. Da kann ich noch so schmachten. Aber das merkt sowieso keiner.
    Wenn Mella dann sehr laut aufs Klo geht, weiß ich, dass unser Zimmer auch wieder mein Zimmer ist. Und trotzdem warte ich immer noch ein bisschen. Einmal bin ich gleich reingerannt und dann saß meine Schwester da und hatte Wangen wie rote Luftballons. Christoph sah auch verdreht aus. Das tat mir leid. Also warte ich jetzt immer ein bisschen. Dann können sie abkühlen. Was bin ich doch rücksichtsvoll!
    Aber es stinkt mich auch an und ich sinne auf Rache. Also, was schenke ich ihr? Ich male ihr ein Bild. Das wäre gemein. Bildermalen wird langsam Marias Bereich. Ich bin zu groß dafür. Aber wie nimmt man Rache, obwohl man gar keine Rache nehmen kann, weil alles ganz normal und freundlich ist? Bloß weil mein Leben verrückt spielt? Dafür kann Mella nichts. Sie ist verliebt. Sie hat es gut.
    Wie ist es, wenn man achtzehn wird? Ist wirklich was Echtes dran, dass man dann ganz und gar erwachsen ist? Klar, sie kann ihren Führerschein machen, sie kann ausziehen, sie kann wählen, sie kann heiraten. Eine ganze Menge. Warum kann ich das alles mit vierzehn nicht? Und wenn das alles erst ab achtzehn möglich ist, warum wird dann um den vierzehnten Geburtstag so ein Rummel gemacht? Gut, vielleicht kein so großer wie um den achtzehnten, aber das mit der Jugendweihe wird doch ganz schön wichtig genommen und dafür muss man vierzehn sein. Was hat das also alles für einen Sinn?
    Manchmal, wenn ich mich besonders trostlos fühle, sagt meine Mutter so was wie: »Na, bald bist du ja vierzehn.« Was meint sie damit? Wenn ich mich so ansehe, kann ich mir nicht vorstellen, was dann an mir anders sein sollte. Ich bin mager und habe keine Brust. Nicht ein bisschen. Mella hatte bestimmt mit dreizehn schon Busen, ganz sicher. Ich habe Beine wie eine Sportlerin, ist ja auch kein Wunder. Und lange Arme wie ein Affe. Außerdem habe ich große Füße. Ich habe ein Hohlkreuz und deshalb einen Hintern, der ziemlich raussteht. Auch nicht gerade perfekt. Meine Haare sind kurz geschnitten. Zum Glück, denn sie machen wirklich nichts her. Mein Gesicht ist rund, ich habe braungrüne Augen und einen Leberfleck auf der linken Wange, von mir aus gesehen. Alles in allem keine Katastrophe, aber ich bin auch keine Ausgeburt an Schönheit. Und zu erwarten ist da nicht mehr viel.
    Nie im Leben werde ich so vollkommen sein wie Mella jetzt. Manchmal hat sie zwar noch einen Pickel und dann macht sie einen Aufriss, als hätte sie Krebs, aber ansonsten ist sie perfekt. Sie hat Arme und Beine, die zu ihrem Körper passen, und ihre dunkelblonden Haare fallen in märchenhaften Wellen fast bis runter auf ihren Arsch. Mella nervt zwar manchmal noch, aber im Großen und Ganzen macht sie einen ziemlich vernünftigen Eindruck. So vernünftig, dass sie mich wahnsinnig macht! Sie sitzt mit meiner Mutter in der Küche und flüstert, damit ich nicht höre, was sie für wichtige Sachen unter Frauen zu besprechen haben. Ich hau die Tür zu, damit sie begreifen, es ist mir völlig egal, wenn sie Geheimnisse haben. Wenn dann Mella ankommt und mich scheinheilig fragt, was los ist, versuche ich, meinen Zorn zu verbergen und so cool wie möglich zu sagen: »Nichts.« Dann feixt sie mich frech an, und wenn es ganz schlimm kommt, äfft sie mich nach: »Ach, gar nichts.« Und wenn es noch schlimmer kommt, sagt sie so verdammt glaubwürdig, und das klingt, als würde es meine Mutter sagen: »Komm doch mit zu uns in die Küche.« Als wäre ich da willkommen!
    Ich bin bestimmt bei der Geburt im Krankenhaus verwechselt worden, ich Arme. So kann ich mich den ganzen Abend bedauern, ohne rauszukriegen, was ich meinem Schwesterherz am besten schenke, und in zehn Tagen ist es schon so weit. Ich will ihr was schenken, was sie nie im Leben vergisst.

17
    Ich treffe Manu nur noch in der Garderobe der Turnhalle. Nach dem Leichtathletiktraining kommen die Volleyballspielerinnen. Graf schmalzt ständig in dem schmalen Gang vor den Umkleideräumen rum und glotzt wirklich jedem Mädchen auf die Brüste und den Arsch. Immer wenn ich ihn irgendwo sehe, könnte ich schreien vor Wut, weil dieser

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