Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman

Titel: Das Jahr in dem ich beschloss meinen Grossvater umzubringen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
Vom Netzwerk:
wird es dir nicht gelingen, die Augen zu öffnen und aufzuwachen. Meine Träume hast du gefälligst bis zu Ende zu träumen!«
    Er drückte mir den Gewehrlauf gegen die Stirn, und ich riss die Augen auf. Mir war kalt, ein schneebedecktes Miniaturgebirge breitete sich vor mir aus. Eine weiße Bettdecke, die sich vor mir hinab ins Tal knüllte, sich dann hinauf bis zu Scottys Kinn schwang. Sie lächelte mich an und löschte die Reste meines Traums. Die Strähnen ihres Haares wuchsen wie Felsen aus dem Weiß des Kopfkissens hervor. Ihr Gesicht wirkte mit grauem Haar schmaler. Sie streckte eine Hand aus, drückte mit dem Zeigefinger zweimal auf meine Nasenspitze, als wäre sie eine Klingel.
    »Und wieder werde ich dafür bezahlt, bei dir zu sein«, sagte sie.
    Ich fuhr hoch. »Nein!«
    »Doch.«
    »Scotty, nicht schon wieder.« Ich nahm die Hände vors Gesicht. »Ich glaube, noch einmal halte ich das nicht aus.«
    »Gefühle?«
    »Ich will nicht wieder von dir verlassen werden.«
    Sie rutschte zu mir heran, umschloss meine Hände. »Diesmal ist es anders. Ich nehme nur das Geld«, flüsterte sie.
    »Und du tust nicht, was von dir verlangt wird?«
    »Doch. Aber ich mache es umsonst.«
    Ich entzog mich ihr, stemmte mich hoch. »Das verstehe ich nicht. Du gibst das Geld zurück?«
    Sie lächelte.
    Erst jetzt begriff ich. »Du bist aus einem anderen Grund in meinem Bett.«
    Sie schob sich näher und schnurrte. Ich spürte ihren Atem auf meinem Bauch. »Deine Familie will, dass ich dich ausforsche«, sagte sie mit geschlossenen Augen. »Zuerst bot mir Martin Geld an, dann Frank Godin und schließlich auch noch deine Großmutter.«
    »Die auch? Aber warum?«
    Sie kicherte leise. Ich legte mich wieder zu ihr, schob meine Nase an ihre, bis sie sich berührten.
    Sie öffnete die Augen. »Keiner von ihnen traut dir. Du warst als Erster im Haus von William Godin; sie denken, du hast etwas an dich genommen oder du weißt etwas, das sie nicht wissen.«
    »Und jeder bezahlt dich? Ist das wahr? Wirklich?«
    Sie nickte.
    »Wie viel?«
    Sie erhob sich, reckte den Hals und lockerte mit den Fingern ihr Haar. »Ich bin nicht billig.«
    Ich kam ebenfalls wieder hoch. »Wie viel? Sag es schon.«
    »Keine Sorge, das Geld liefere ich bei dir ab.«
    »Wie bei einem Zuhälter?«
    »Genau. Vor Gericht werde ich behaupten, du hättest mich dazu gezwungen.«
    »Wozu?«
    »Zu allem natürlich. Also, lass es uns schnell noch einmal tun.«
    Sie stieß mich in die Kissen zurück und schwang sich über mich. »Was für eine wunderbare Konstruktion. Sie bezahlen mich, und ich verwende das Geld, um dich mir als Geliebten zu halten. Los, mach!«
    Sie begrub mich unter sich, zog die Bettdecke über uns beide.
    »Aber ich kann dir nichts verraten«, sagte ich. »Es gibt nichts, was du ihnen sagen könntest. Ich habe aus dem Haus nichts genommen, und ich weiß auch nichts.«
    »Wir werden sehen, ob du nicht irgendwelche Geheimnisse hast.« Sie strich mit den Händen meinen Körper entlang, schnüffelte dann wie ein Hund an meiner Brust, leckte an mir. »Da wird schon was zu finden sein.«
    Ich hob ergeben meine Arme, streckte mich. »Irgendwas ist dran an den Beziehungen, die scheinbar durch Geld geregelt werden, was meinst du?«
    Sie kam mit dem Kopf wieder hoch. »Hast du was gesagt, Sklave?«
    In diesem Augenblick klopfte es. Scotty sprang nackt aus dem Bett und öffnete die Tür weit. Wachse stand draußen und hatte einen mit Stoff umhüllten schweren Gegenstand unter dem Arm. Sie kniff die Augen zusammen. »Mein Gott, was gibt es nur für große nackte Frauen auf der Welt.«
    Scotty ließ sie herein. »Du bist es bloß, ich hatte mit einem aus der Familie gerechnet und wollte den Beweis erbringen, dass ich meinen Job mache, Mata Hari bin.«
    »Und ich wollte dich bloß fragen, ob du einverstanden bist, dass ich dieses Ding im Meer versenke?«, fragte Wachse und schleuderte das Paket auf mein Bett. Ich konnte gerade noch meine Beine wegziehen. Die Matratze warf Wellen unter dem schweren Gewicht.
    »Wollen Sie mich umbringen?« Ich stieg aus dem Bett und stellte mich drohend vor Wachse. Sie stöhnte, beschattete mit einer Hand die Augen. »Und der hat mir mal gefallen.«
    »Was hat er dir getan?«, fragte Scotty.
    »Sein Gesicht verformt sich manchmal, sieht dann aus wie ein Arsch«, sagte Wachse.
    »Ah, ich weiß, was du meinst. Los, entschuldige dich bei ihr!«, befahl mir Scotty.
    »Ich entschuldige mich. Es tut mir leid.« Ich verbeugte mich und

Weitere Kostenlose Bücher