Das Janus-Monster
Ich weiß, dass in dir die Macht der Göttin steckt, sonst hättest du dieses Tor nicht öffnen können. Aber freue dich nicht zu früh. Emma-Hoo wird auch Pläne mit dir haben, das kann ich dir versprechen. Er holte sich alle, die er braucht.«
Es waren Katos letzte Worte. Das spürte Shao. Sie dachte daran, ihn irgendwie zurückzuhalten, aber Kato war schneller. Die Hände mit den Mörderfingern hatte er gekreuzt vor sein Gesicht gelegt, so dass es verdeckt wurde. Seine Stimme aber war zu hören. »Ich werde sie holen. Ich werde sie alle holen. Emma-Hoo hat mir den Weg freigegeben, so dass ich jedes Ziel erreichen kann, nicht nur hier…«
Nach dieser Drohung zog er sich zurück. Er verschwand und nahm dabei den Nebel mit. Wieder bewegte er sich, doch diesmal zog er sich zurück und bildete einen Schutz um die Gestalt des Kato herum. Es dauerte nicht lange, bis die Spiegelfläche wieder ihr normales Aussehen erhalten hatte und Shao sich selbst darin abgebildet sah.
Das Fremde, Unheimliche war vergangen wie ein böser Traum. Nur hatte Shao nicht geträumt. Kato, das Janus-Monster, existierte wirklich, und sie hatte auch seine letzte Drohung nicht vergessen. Der Weg war durch Emma-Hoo freigegeben worden und leider nicht nur hier im Büro des Hono Nagato.
Sie drehte sich wieder um - und erschrak, denn Glenda Perkins saß auf ihrem Platz wie eine festgeschnallte Leiche…
Der Anblick erschreckte die Chinesin. Es vergingen einige Sekunden, bis sie sich gefangen hatte. »He, Glenda, was ist los mit dir? Was hast du so plötzlich?«
Sie schüttelte den Kopf, ohne etwas zu sagen. Noch immer stand sie unter Schock.
»Nun sag schon was!«
Sie sprach nicht und atmete nur stöhnend aus. Wie jemand, der von einer schweren Last befreit wurde. Dann presste sie für einen Moment die Hände gegen ihr Gesicht und schüttelte den Kopf. »Meine Güte, es ist nicht zu fassen. Ich habe ihn zum zweitenmal gesehen. Es gibt ihn. Ich hatte Angst, dass mit uns das gleiche geschehen könnte wie mit Nagato. Er hat es nicht getan, warum?«
»Man hat ihm noch keinen Befehl erteilt.«
»Wie?«
»Das hängt mit Emma-Hoo zusammen.«
Glenda begriff nichts. »Woher weißt du das alles? Das hört sich an, als hättest du mit ihm geredet.«
»Das habe ich auch, Glenda. Ich konnte mich mit ihm auf eine bestimmte Art und Weise unterhalten.«
»Was hast du denn erfahren?«
»Einiges. Unter anderem weiß ich jetzt, weshalb Nagato geholt wurde. Er war nicht nur der Besitzer des Restaurants, nein, er ist viel mehr gewesen. Hono Nagato war ein Killer. Ein Berufsmörder. Er hat für eine Organisation Menschen aus dem Weg geräumt. Das ist die Wahrheit. Deshalb hat man ihn geholt.«
»Das habe ich nicht gewusst.«
»Wer hat das schon. Er hat seine Strafe bekommen.«
Glenda schüttelte den Kopf. »Wieso Strafe? Er hat Böses getan. Da kann ihn die Hölle doch nicht bestrafen…«
»Nein, das kann sie ihm Prinzip nicht«, fügte eine Männerstimme hinzu, als die Tür geöffnet wurde und John Sinclair als erster den relativ kleinen Raum betrat…
***
Ich wusste sofort, dass hier etwas passiert sein musste, das nicht mit rechten Dingen zuging. Suko und ich sahen es einfach an den Gesichtern der beiden Frauen an, und Glenda hatte zudem eine entsprechende Bemerkung abgegeben.
»Was war denn los?« fragte ich sie.
»Das kann dir Shao besser erzählen«, erwiderte sie mit tonloser Stimme und noch immer ziemlich bleich. »Ich freue mich nur, dass ich noch lebe.«
»Das Monster?«
»Ja.«
Shao und Suko standen beisammen. Sie deutete auf den Spiegel und sprach leise mit ihrem Partner. Ich wollte nicht abseits stehen und mischte mich mit einer Frage in das Gespräch ein.
»Darf ich auch mal wissen, was hier alles passiert ist, während wir drüben waren?«
Suko war der ungeduldige Klang in meiner Stimme aufgefallen, und er winkte mit beiden Händen ab. »Keine Sorge, Shao wird es uns gleich erklären. Dann wirst du auch einen neuen Namen hören. Kato!«
Ich hob die Augenbrauen und runzelte die Stirn. »Kato? Wer ist das schon wieder?«
Suko deutete mit dem abgespreizten Daumen auf den normal aussehenden Spiegel. »Es ist das Januskopf-Monster, das auch Hono Nagato geholt hat. Aber das wird dir Shao alles viel besser erklären können, denn sie hat mit ihm Kontakt aufgenommen.«
Wir waren beide gespannt. Auch mein leichter Ärger war wieder verflogen. So hörten wir zu, als Shao das wiederholte, was sie zuvor Glenda erklärt hatte, denn die
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