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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Staubwolke zurücklassend.
    Die jungen Männer und Frauen sahen einander fragend an. Niemand wußte, was das alles zu bedeuten hatte. Gehört hatte man vieles. Hatte der Sponsor das Interesse verloren?
    Die Wachen bei dem weißen Zelt auf Areal 14 standen wie eh und je. Ziemlich eigenartig, das Ganze.
    Als alle versammelt waren — viele waren es nicht, fast nur die Helfer, die aus dem Ausland stammten -, trat der Professor vor sie hin, nahm den unvermeidlichen Sonnenhut ab, wischte sich die Stirn mit dem schmierig-grauen Tuch, das er darunter zu tragen pflegte, und setzte dann beides wieder auf, ehe er zu sprechen begann.
    »Wir haben«, sagte er und räusperte sich,»beschlossen, die Ausgrabungsarbeiten für diese Saison einzustellen.«
    Peng. Das war es. Den Helfern sanken die Unterkiefer herab. Ende, einfach so. Weil der Sponsor die Lust verloren hatte.
    »Sie werden sich fragen, warum«, fuhr Professor WilfordSmith schwerfällig fort.»Eine Frage, die berechtigt ist — die ich zum jetzigen Zeitpunkt aber leider nicht beantworten kann. Da diese Entscheidung…«
    »Hat es mit Areal 14 zu tun?«rief jemand dazwischen.
    Der Professor tat, als habe er nichts gehört.»Da diese Entscheidung für Sie sehr überraschend kommt, werden wir den Lagerbetrieb so lange aufrechterhalten, bis Sie…«
    »Sagen Sie uns endlich, was in Areal 14 gefunden wurde!«forderte eine andere Stimme aus dem Hintergrund. Ringsum nickten Köpfe, war bekräftigendes Brummein zu hören.
    »Wie gesagt, der Lagerbetrieb…«
    »Areal 14! Areal 14!«Beinahe schon ein Sprechchor.
    Der Professor hielt inne, griff sich an den ledrigen Hals und sah dabei hinüber zu den Wohnwagen. Dort stand plötzlich Ryan, der Assistent John Kauns, und beobachtete die Versammlung. Die aufmüpfigen Stimmen verstummten nach und nach.
    »Ich, ahm, kann Ihnen hierzu nichts Näheres sagen«, sagte WilfordSmith schließlich.»Mit dem heutigen Tag sind jedenfalls die Ausgrabungen hier in Bet Hamesh beendet. Für diejenigen unter Ihnen, die aus dem Ausland oder von weiter her gekommen sind und sich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet haben, werden wir, wie gesagt, das Lager aufrechterhalten, bis Sie Ihre Flüge entsprechend umgebucht oder anderweitige Dispositionen getroffen haben. Das alles dürfte sich, ähm, innerhalb der nächsten fünf Tage erledigen lassen. Diejenigen, die jetzt nicht anwesend sind, werden wir telefonisch zu verständigen versuchen. Ansonsten, ähm, erfahren sie es eben, wenn sie heute abend kommen.«Wieder der Hut, das Tuch, die Wischbewegung.»Ich danke Ihnen allen für die geleistete Arbeit, auch im Namen der anderen wissenschaftlichen Mitarbeiter. Ich wünsche Ihnen noch einen erholsamen Tag und eine gute Heimreise. Vielen Dank.«
    George Martinez hatte seinen Kollegen und Chef an einem Cafe unweit der Altstadtmauer abgesetzt und war dann in Richtung des Tempelbergs weitergefahren. Sobald Bob Richards im Rückspiegel jedoch nicht mehr zu sehen gewesen war, war er an den Straßenrand gefahren und hatte angefangen, sich nach dem Weg zur Kirche vom Sämann zu erkundigen.
    Der Tempelberg! So ein Unfug. Den brauchte er sich nicht anzusehen. Was dort ging oder vielmehr nicht ging, konnte er mit verbundenen Augen beurteilen.
    Nein, er wußte, was er zu tun hatte. Was richtig war. Die gierige Geldgeilheit eines John Kaun war eindeutig nicht richtig, und die zynische Gleichgültigkeit, die Bob an den Tag legte, war kein Haar besser. Turnhallendach hin oder her.
    Niemand schien die Kirche zu kennen. Ein paar gutgemeinte Wegweisungen erwiesen sich als Irrwege, und ein Passant, den er ansprach, gab sich seinerseits als Tourist zu erkennen. Schließlich kam George auf die Idee, sich bei den Taxifahrern durchzufragen, bis er auf einen stieß, der die Kirche kannte und ihm auch bereitwillig den Weg dorthin auf dem Stadtplan erklärte. Sich hinfahren zu lassen, dazu reichte sein restliches Bargeld nicht mehr.
    Er erreichte die Kirche, als gerade die Glocken zu Mittag läuteten. Der Turm sah noch kleiner und schäbiger aus, als er ihn in Erinnerung hatte, und die verwahrlosten Gestalten, die den Kirchenhof bevölkerten, ließen ihn zögern. Aber dann bahnte er sich doch seinen Weg, gerade rechtzeitig, um Pater Lukas abzufangen, der eben vom Wohnhaus hinüber in die Kirche gehen wollte.
    Der schien Mühe zu haben, sich an ihn zu erinnern. Dann fiel es ihm wieder ein — der Mann, der in die Kirche wollte, um in Jerusalem zu beten, richtig, und dem er ein

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