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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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dicken Daunenkissen erstickt zu werden. Sie wälzte sich herum, versuchte dem Daunenkissen zu entgehen, und jemand redete auf sie ein, redete von Kaffee und sagte dauernd»Judith, hey, Judith!«Irgendwie mußte sie die Augen öffnen, und als die Schleier und Sterne sich aus dem Sichtfeld verzogen, erkannte sie Stephen, und er redete immer noch von Kaffee und grinste, als lache er sie aus.
    »Halt, halt. Moment. Langsam.«Sie quälte sich hoch, hielt sich den Kopf, der sich dick und dumpf anfühlte.»Wie spät ist es?«
    »Kurz nach drei.«
    »Was?«Die Luft im Zelt war unglaublich heiß und stickig. Ihre Haare fühlten sich gräßlich verschwitzt an. Der helle Wahnsinn, so lange zu schlafen, während die Sonne auf einen herabbrannte. Wahrscheinlich hatte Stephen sie vor einem Kreislaufkollaps gerettet, indem er sie geweckt hatte.
    »Kurz nach drei. Also, was ist — willst du mit?«
    »Mit? Was? Wohin mit?«
    Stephen seufzte.»Ins Küchenzelt, uns einen Kaffee kochen. Wenn ich nämlich nicht demnächst einen großen, starken Kaffee kriege, falle ich ins Koma.«
    Sie kriegte es immer noch nicht auf die Reihe.»Muß man den jetzt selber kochen?«»Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit heute. Seit praktisch kaum mehr jemand da ist.«
    »Ach so.«Judith sah sich um. Stina war nicht mehr da, ihr Feldbett verschwunden. Schon abgereist, richtig.»Ach ja, ich glaube, ich könnte auch einen Kaffee vertragen.«Sie hatte das Bedürfnis, zu duschen und sich umzuziehen. Sie war in ihren Kleidern eingeschlafen und fühlte sich gräßlich. Wahrscheinlich sah sie entsprechend aus.»Jetzt gleich?«»Ja. Und denk nicht nach, ob du vorher duschen willst. Es ist nur noch eine Dusche da, und Wasser gibt’s erst wieder heute abend.«
    »Na, die haben’s ja eilig, uns loszuwerden.«
    »Eine echte Herausforderung an unsere Hartnäckigkeit.«
    Sie sah ihn an. Irgendwie hatte er es ziemlich gut raus, immer so auszusehen, als sei er völlig Herr der Lage.»Das war jetzt ein richtiger Stephen Foxx-Satz«, stellte sie fest.
    »Komm, laß uns gehen«, meinte er.»Das Antragsformular für meinen Fanclub kannst du nachher ausfüllen.«
    Der Plastikbeutel wurde von metallenen Klammern in der geöffneten Position gehalten, während Professor WilfordSmith und Shimon Bar-Lev behutsam das zweitausend Jahre alte papierne Heft herauszogen, um es in eine bereitgestellte Plastikschale zu legen. Der Professor kommentierte die Arbeit für die Kameras.»Das Papier ist hell, die Schrift gut lesbar, wie überhaupt das gesamte Heft erstaunlich gut erhalten ist. Das etwa fünf mal zehn Zentimeter große Eck, das hier vom Deckblatt fehlt, wurde letzte Woche noch am Ausgrabungsort entnommen, um eine Altersbestimmung durchzuführen. Natürlich ist das Papier jetzt sehr brüchig; wir werden es im Befeuchter behandeln müssen, ehe wir die Seiten trennen können. Es wird dann sicher interessant werden, die Bedienungsanleitung für ein Gerät zu lesen, das erst in einigen Jahren erhältlich sein wird und im Augenblick noch nicht einmal hergestellt wird.«
    Er hielt inne. Das Anleitungsheft lag auf seiner Unterlage. Eine Kamera kam näher, um das Deckblatt im Großformat zu zeigen.
    SONY MR 01
    Digital CamCorder.
    User’s Manual — US Version.
    Aber Professor WilfordSmiths Blick war noch immer von etwas gefesselt, das er in der offenstehenden Plastikhülle entdeckt hatte.»Erlauben Sie bitte«, murmelte er, drängte die Kamera beiseite und beugte sich über das Artefakt.
    Er kam wieder hoch mit einem winzigen grauen Papierschnipsel in der Pinzette. Er zog eine der Lupen heran.»Shimon, schau doch einmal her.«
    Der Israeli sah ihn fragend an. Dann begutachtete er den Fund durch die Lupe.»An dem Heft fehlt nichts«, sagte er dann.»Außerdem ist das Papier heller.«
    »Genau.«Der Professor legte das graue Fitzelchen in eine kleine Keramikschale.»Wir werden das genauer analysieren müssen, aber wahrscheinlich ist es eine andere Papiersorte.«
    Einen Augenblick war es ganz still in dem Labor. Als hielte jeder den Atem an. Das leise Summen der Kameras war alles, was man hörte. Professor WilfordSmith sah hoch, und sein Blick kreuzte sich mit dem von John Kaun, in dessen Augen eine unheilvolle Ahnung schimmerte.
    »Es sieht aus, als wäre ursprünglich noch ein anderes Stück Papier in der Plastikumhüllung gewesen«, stellte der Archäologe tonlos fest.
    Die Augen des Millionärs weiteten sich. Seine Lippen formten lautlos den Namen, an den sie beide in diesem Augenblick

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