Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
könnte!«
    »Schau mal«, sagte Judith und nickte in Richtung der Szenerie, die sich in Stephens Rücken abspielte.»Da scheint irgendwas los zu sein.«
    Stephen drehte sich herum. Die drei Männer hatten ihre Pistolengurte wieder umgeschnallt und marschierten wie drei Revolverhelden in einem Wildwestfilm hügelan, in Richtung Zelte.
    »Oh«, machte Stephen beunruhigt.»Seltsam.«Er schüttete den Rest seines Kaffees hinunter, achtlos, und stand auf.»Was hat das zu bedeuten?«
    Judith musterte ihn und wünschte, sie hätte sich nicht so bematscht gefühlt.»Ich weiß nicht«, murmelte sie.»Hat es denn etwas zu bedeuten?«
    »Wenn sich jemand in dieser Hitze in Bewegung setzt, dann hat das etwas zu bedeuten.«Stephen trat an eine Stelle, an der zwei benachbarte Zeltbahnen einen schmalen Spalt freiließen und spähte hinaus.
    Judith sah ihm zu und fühlte sich schwer wie ein Sack Steine. Stephen wirkte unruhig. Das konnte sie spüren. Es vermochte sie nicht in Bewegung zu setzen, aber sie spürte es.»Was ist?«fragte sie.
    »Sie gehen die Zelte ab.«Er atmete mit einem scharfen Geräusch ein.»Unsere Zelte. Verdammt. Sie suchen uns!«
    Judith glotzte ihre Hand an, die schwer war, wie gelähmt auf dem Tisch lag.»Das ist schlecht, oder?«
    »Die müssen irgendwas entdeckt haben in Jerusalem. Wir haben doch aufgeräumt im Labor, oder? Irgendwas haben wir übersehen. Jetzt reden sie mit den Italienern. Die haben uns hierher gehen sehen, verdammt.«
    Judith drehte sich schwerfällig auf ihrem Stuhl, sah sich um. Hier im dunkelsten Eck des Küchenzeltes waren sie so gut wie unsichtbar. Aber lange würde das nicht helfen. Sie betrachtete die Zeltplanen, die den Bereich überdachten, in dem bis gestern noch die Tische und Bänke gestanden hatten, die nun abholbereit am Rand lagen, zusammengeklappt und aufeinandergestapelt.
    Bis zum Parkplatz war es weit.
    Stephen drehte sich zu ihr um. Sie sah sein bleiches, angespanntes Gesicht und wußte, daß sie kamen.»Jetzt muß uns etwas einfallen«, sagte er.
    Ryans Augen schienen bisweilen ihre Farbe unmerklich zu ändern, oder vielleicht war es auch eine andere Temperatur, die sie von Zeit zu Zeit annahmen. Kaun beobachtete den Mann, über dessen Vergangenheit es mehr Gerüchte als Tatsachen gab, beim Telefonieren. Seine Augen hatten gerade die Farbe von kaltem Polareis. Jetzt, das wußte Kaun inzwischen, war dieser Mann am gefährlichsten.
    »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun«, sagte er trotzdem, als Ryan auflegte.
    Ryan sah ihn ausdruckslos an.»Ich soll ihn kriegen, oder?«fragte er nur.
    Kaun erwiderte den Blick, lange, aber in dem Gesicht des hageren Iren bewegte sich kein Muskel. Dieser Mann hatte für ihn Filmteams aus umkämpften Dschungelgebieten geholt, Reporter aus der Hand von Entführern befreit, brisante Filmaufnahmen über scharf bewachte Grenzen geschmuggelt und geheime Dokumente aus Aktenschränken der Mafia gestohlen. Er sollte imstande sein, einen amerikanischen Collegestudenten einzufangen.
    »Ich will«, sagte Kaun schließlich,»daß Sie ihn stellen, Und ich will wissen, was er uns verheimlicht hat. Sie haben freie Hand.«
    Ryan nickte, eine Andeutung von einem Lächeln um die schmalen Lippen.»Davon gehe ich aus.«
    Als sie langsam auf das Küchenzelt zugingen, das sich wink-lig und groß auf dem Wüstenboden erhob wie eine seltsame Kathedrale aus hellgrauem Stoff, mit zahllosen Zeltstangen abgesteckt und mit noch zahlloseren Zeltleinen verzurrt, trennten sich die drei Männer. Einer blieb zurück, legte die Hand um den Griff seiner gedrungenen, kantigen Maschinenpistole und ließ den Blick weit umherschweifen. Nichts würde seinen Augen entgehen, und nichts den Kugeln seiner Uzi. Die anderen beiden holten ihre Pistolen aus den Halftern und umrundeten das Zelt, der eine links herum, der andere rechts, sorgsam über die Leinen steigend.
    »Mister Foxx?«sagte einer der beiden — nicht im lauten Kommandoton eines Polizeie insatzes, sondern eher halblaut, fast in Gesprächslautstärke, aber sicherlich durch das Zelt hindurch gut zu vernehmen. Er sprach Englisch mit dem typisch nahöstlichen Akzent.»Mister Foxx, bitte leisten Sie keinen Widerstand. Wir müssen dringend mit Ihnen reden.«
    Beinahe gleichzeitig hatten sie die Apsis des Zeltes umrundet und betraten das Innere von beiden Seiten.
    Das Zelt war verlassen.
    Sie sahen einander verblüfft an. Auf einem der Tische im hintersten Winkel stand noch eine halbvolle Tasse mit Kaffee, eine zweite Tasse

Weitere Kostenlose Bücher