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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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auf der Couch sitzen, zugleich mit Millionen anderer Neugieriger, die die entsprechenden Ankündigungen verfolgt haben würden, aber er würde es sehen. Immerhin. Das hätte er zwar auch einfacher haben können, aber er würde es letztlich sehen.
    Vielleicht durfte man mehr nicht erwarten.
    In diesem Augenblick fuhrwerkte jemand von außen an den Verriegelungen der hinteren Ladetüren herum, einer der Türflügel öffnete sich und ließ einen blendendhellen Lichtstreifen herein. Drei Männer kamen über eine Gittertreppe hereingestiegen, zogen die Tür hinter sich zu und verriegelten sie wieder.
    Stephen sah sie an und konnte erst nicht einordnen, was er sah. Er bekam mit, wie die Gestalt des Professors, der sich auf einen Stuhl gesetzt hatte, sich versteifte, als kenne er die Leute und als sei es keine Bekanntschaft, die zu vertiefen ihm angenehm war.
    Es waren Priester. Zwei jüngere und ein älterer in ihrer Mitte. Jedenfalls trugen sie lange schwarze Priesterröcke und die unverkennbaren Kragen.
    Die Kirche. Eisenhardt fiel ihm wieder ein, ihr Treffen in der Bibliothek. Kaun habe geplant, alle Funde für zehn Milliarden Dollar an die katholische Kirche zu verkaufen. Oh, dieser Hund! Nicht nur, daß ihm sein Reichtum geholfen hatte, den Sieg zu erringen, der Sieg würde diesen Reichtum auch noch in schier unvorstellbarer Weise vermehren. Zehn Milliarden Dollar. Das durfte nicht wahr sein.
    »Guten Tag«, sagte der Mann in der Mitte der Gruppe mit gekünstelt wirkender Sanftmut.»Mein Name ist Pater Scarfaro. Ich würde gern Mister Kaun sprechen, wenn das möglich ist.«
    Professor WilfordSmith rümpfte die Nase.»Ich fürchte, er ist gerade sehr beschäftigt.«
    Die Miene des Mannes, der sich Pater Scarfaro genannt hatte, verdüsterte sich in einer Weise, die deutlich machte, daß die Bitte gerade eben nur rhetorisch gemeint gewesen war.»Ist er da drin?«fragte er und deutete auf die Tür zum vorderen Teil des Wagens.
    Der Professor nickte nur.
    Scarfaro trat an die Tür und klopfte überaus vernehmlich. Von drinnen kam ein unverständlicher Laut. Der Priester stellte sich wieder zwischen seine beiden Begleiter und meinte, an den alten Wissenschaftler gerichtet:»Er erwartet uns.«
    Stephen fühlte endlose Enttäuschung. Es war also schon abgemachte Sache. Die Kirche würde das Video bekommen. Die würde es zeigen oder in den päpstlichen Geheimarchiven verschwinden lassen, je nachdem, wie ihr das, was darauf zu sehen war, in den Kram paßte. Prima.
    Die Verbindungstür wurde aufgerissen, Kaun schoß heraus, hemdsärmelig, das Haar zerzaust, auf fremdartige Weise anders, menschlicher, als Stephen ihn in Erinnerung hatte Er hatte die Kamera in der Hand.
    »Das müssen Sie sich ansehen, Professor!«rief er.»Die ganze Welt muß sich das ansehen, die ganze…«
    Erst jetzt fiel sein Blick auf Scarfaro und seine Begleiter und er hielt abrupt inne.
    »Wie kommen Sie denn hierher?«fragte er konsterniert Scarfaro neigte den Kopf.»Ich bemühe mich, mit Ihnen Schritt zu halten.«
    Stephen hob den Kopf, beobachtete den Medienmagnaten. Dem war die Anwesenheit der Priester ganz offensichtlich alles andere als recht. Und schon gar nicht hatte er sie erwartet. Was ging hier vor?
    Vielleicht war doch noch Hoffnung.
    »Niemand weiß, daß ich hier bin«, sagte Kaun mißtrauisch.»Niemand außer meinen Leuten. Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Es war nicht leicht«, erwiderte Scarfaro, die eigentliche Frage fast auffällig umschiffend.»Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, daß das Geld bereitsteht. Ein Wort von mir genügt, und es fließt auf Ihre Konten.«Scarfaro neigte wieder den Kopf.»Und das sollte kein Problem sein, sobald ich die Ware gesehen und festgestellt habe, daß sie das ist, was sie verspricht.«
    Kaun wirkte unwillig.»Wir müssen noch einmal darüber reden«, meinte er schließlich.»Die Situation hat sich geändert. Das Angebot galt zum damaligen Zeitpunkt und für die Übernahme des damaligen Standes der Ausgrabungen.«
    Scarfaro streckte die Hand aus.»Wie Sie wollen. Sie gestatten mir sicher trotzdem schon einmal einen Blick?«
    Kaun zögerte. Er betrachtete die leicht zerschrammte Videokamera in seiner Hand, betrachtete den Gesandten des Vatikans. Stephen hielt den Atem an. Irgend etwas stimmte hier nicht.
    Bitte«, sagte Scarfaro mit einer seltsam sanften, fast hypnotischen Stimme.
    Kaun reichte ihm das Gerät. Er schien sich unwohl dabei zu fühlen, aber er reichte es ihm. Es sah so falsch aus, daß

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