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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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fragte ich leicht gereizt.
    »Es macht Lärm, stinkt, ist unbequem, man kann kein Gepäck mitnehmen und ich habe keine Lust, mich an Sie zu klammern. Und dann noch eine Harley! Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, wie unzeitgemäß eine Harley ist?«
    »Nein«, gestand ich und zuckte die Schultern. »Auch wenn Sie das Gegenteil behaupten, sie ist sehr bequem, macht Spaß zu fahren und man ist in direktem Kontakt mit der Landschaft, was einen hohen Erlebniswert garantiert.«
    »Damien, schauen Sie sich mein Auto an. Das ist ein Audi. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihren verdreckten amerikanischen Riesenvibrator der einwandfrei funktionierenden Mechanik meines deutschen Wagens vorziehe?«
    Ich begann zu lachen.
    »Ist schon gut, lassen wir das«, gab ich nach und hob die Hände.
    Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, und Sophie nahm die kurvenreiche Straße, die nach Gordes führte. Im Süden erblickten wir die Spitzen der Hügelkette, die sich in der Ferne verlor, ein Meer aus grünen Murmeln, von weißen Schaumkronen gekrönt.
    Wir waren allein und von unserer normalen Umgebung weit entfernt. Ich kam aus New York, sie aus Paris. Unsere Anwesenheit hier hatte etwas Irrationales. Als würde das Dorf uns aufsaugen. Gordes. Häufig wird behauptet, Dörfer hätten ein Herz. Dieses hier hatte eine Seele.
    Ich zuckte die Schultern und verscheuchte diese lächerliche Vorstellung.
    Gegen achtzehn Uhr kamen wir am Pfarrhaus an. Sophie parkte den Wagen zwei Häuser weiter. Die Straße war still und menschenleer. Die meisten Häuser schienen unbewohnt zu sein, viele Fensterläden waren geschlossen. Zweifellos würden sie in der Saison bewohnt sein.
    Ich fröstelte wieder. Ich hatte dieses seltsame Gefühl schon einmal erlebt. In Saint Malo oder in Carcassonne, außerhalb der Saison, mitten im Winter, als die Kälte selbst die hartnäckigsten Touristen vertrieben hatte. Aber eine Stadt blieb. Menschenleer, aber erfüllt von ihrer Seele. Friedlich und beängstigend zugleich. Die geschlossenen Fensterläden waren wie müde Augen, die sich ausruhten.
    »Ich warte im Auto auf Sie«, schlug Sophie vor.
    Ich stieg aus, blickte die Straße entlang und näherte mich, die Hände in den Hosentaschen, dem Pfarrhaus. Mit meinem eingezogenen Kopf und dem unsteten Blick wirkte ich wie der Detektiv aus dem schlechten Krimi.
    Ich blieb vor dem alten Haus des Priesters stehen und sah mich um. Da ich keine Klingel fand, klopfte ich an die Tür. Keine Reaktion. Ich klopfte noch einmal, stärker. Immer noch nichts. Ich trat einen Schritt zurück und hob den Kopf, um zum ersten Stock hinaufzublicken. Es schien kein Licht zu brennen, aber das hatte nichts zu sagen, denn es war noch hell. Nach zwei Minuten Stille kam ich zu dem Schluss, dass niemand im Haus war.
    Ich wandte den Kopf zu Sophies Auto, sah ihren Blick im Rückspiegel und zuckte die Schultern und hob die Arme in einer hilflosen Geste.
    Sie stieg aus und eilte auf mich zu.
    »Niemand da«, erklärte ich.
    Sophie streckte die Hand aus und bewegte den Türgriff. Die Tür ging auf.
    Ich betrachtete sie verdutzt.
    »Wollen wir da etwa reingehen?«, fragte ich empört.
    »Pst! Nur ganz kurz. Wir sehen uns um und dann gehen wir wieder«, beharrte sie und schob sich durch den Eingang.
    Ich wollte gerade protestieren, aber Sophie hatte bereits das Haus betreten.
    Ich fluchte, vergewisserte mich, dass uns niemand gesehen hatte, und trat lautlos in das Pfarrhaus ein. Behutsam schloss ich hinter mir die Tür.
    »Sie sind ja völlig irre«, murmelte ich und packte Sophie an der Schulter.
    »Wieso denn? Die Tür war offen!«
    »Na und? Das ist doch kein Grund, hier einzudringen!«
    »Seien Sie kein Spielverderber«, spottete sie und stieß meine Hand zurück. »Los, beeilen wir uns.«
    Sie eilte in das Wohnzimmer und begann, die Schubladen aufzuziehen. Ich traute meinen Augen nicht.
    »Sophie«, fuhr ich sie an, »nein, ehrlich, damit bin ich nicht einverstanden!«
    »Hören Sie«, erwiderte sie und blickte mich entschlossen an. »Dieser Priester hat etwas zu verbergen, und ich will wissen, was es ist. Also entweder helfen Sie mir oder Sie verlassen das Haus.«
    Eine Weile verharrte sie unbeweglich auf der Stelle und musterte mich dabei eindringlich, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und wühlte weiter in den Schubladen.
    Ich war wie vom Donner gerührt. Aber wenn ich ihr half, kämen wir schneller voran und wären folglich auch schneller wieder draußen. Ich seufzte und machte

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