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Das Jesusfragment

Das Jesusfragment

Titel: Das Jesusfragment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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schwarzer Riese und Marineoffizier auf der Bank im Hörsaal!«
    »Hatten Sie denn Ihr Abitur?«
    »Nein, ich musste zuvor ein zweijähriges Aufbaustudium absolvieren. Aber ich war super motiviert und konnte mich später an der Uni einschreiben.«
    »Glückwunsch!«
    »Danke. Danach hätte ich gern weitergemacht, aber es wurde finanziell schwierig. Ich habe also eine Firma gegründet, einen Sicherheitsdienst, spezialisiert auf den Personenschutz von Politikern. Mit einem Lebenslauf wie meinem landete ich schnell an der Place Beauvau. Ich war mein eigener Herr, habe mit zwei Angestellten angefangen, und jetzt, nach fünf Jahren sind wir acht, und ehrlich gesagt, ich bin zufrieden. Und Sie? Was machen Sie?«
    Ich seufzte.
    »Ich? Na ja. Ich weiß es nicht mehr. Früher schrieb ich blöde Geschichten für das New Yorker Fernsehen, und jetzt bin ich die wandelnde Zielscheibe für alle Mafias der Welt!«
    *
    Wir trafen Sophie in der letzten Etage des Centre Pompidou, auf der Terrasse der Cafeteria.
    Ich hatte sie vorher auf ihrem Handy erreicht und ihr die Situation kurz geschildert. Claire Borella, die Schüsse, François …
    Als sie mich sah, nahm sie mich in die Arme und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Wollen Sie aufhören?«, fragte sie voller Bedauern.
    »Im Gegenteil, ich habe noch nie so viel Lust gehabt, weiterzumachen!«
    Sie nickte. Dann begrüßte sie den Bodyguard hinter mir. Ich stellte die beiden einander vor.
    »Sophie de Saint-Elbe, Stéphane Badji, ein Freund von François, der uns helfen wird. Er arbeitet im Personenschutz.«
    »Sehr erfreut. Wie ist es passiert?«, fragte sie und griff nach meinem Arm.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich ihr ausweichend. »Ich denke, irgendein Typ hat Claire bereits länger überwacht. Er muss mich gesehen haben, als ich die Wohnung betrat, und er hat vielleicht den Befehl erhalten zu schießen. Das ist die einfachste Erklärung, die ich finden kann. Borellas Tochter wurde von einer Kugel an der Schulter getroffen, und ich hatte unglaubliches Glück.«
    »Es wird Zeit, dass wir mit der Sache fertig werden. Ich weiß allerdings nicht, wie ich die Dinge beschleunigen kann. Vermutlich müssten wir dazu den Stein finden.«
    »Ich habe François gebeten, sich kundig zu machen. Und Sie, sind Sie mit der Übersetzung fertig geworden?«, fragte ich.
    »Mit Dürers Manuskript, ja.«
    Von allen Seiten ernteten wir verwunderte Blicke. Ich saß mit meinen verletzten Händen in dieser Cafeteria, und Badji, mit seinen Schultern von der Breite eines Doppelbetts, war auch nicht gerade unauffällig. Sophie nahm meine Hände in ihre. Viele der Pflaster bedeckten die großen Schnittwunden auf meinen Händen nicht vollständig.
    »Tut es weh?«
    »Nein, nein.«
    Badji räusperte sich und sagte unvermittelt: »Es tut mir Leid, aber ich muss etwas prüfen.«
    »Was denn?«, fragte ich.
    »Ist Ihr Handy auf Ihren Namen angemeldet?«
    »Nein. Ich habe eine provisorische Karte und einen falschen Namen eingegeben.«
    »Hervorragend. Und Sie?«, wandte er sich an Sophie.
    »Es ist auf meinen Namen registriert. Ich habe es schon länger. Glauben Sie, dass …«
    »Ja«, unterbrach Badji sie. »Nehmen Sie sofort die Chipkarte heraus. Es wäre klüger, wenn Sie im Augenblick auch mit einer provisorischen Karte telefonieren würden. Außerdem habe ich kugelsichere Westen im Auto, Sie sollten jeder eine tragen.«
    »Das meinen Sie doch nicht im Ernst?«, gluckste Sophie.
    »Doch, er meint es ernst«, erwiderte ich. »Ich glaube, er hat Recht. Ich versichere Ihnen, dass die Kugel haarscharf an mir vorbeiging, und ich will gern alle Schusswesten der Welt tragen!«
    »Gut, einverstanden«, gab Sophie nach.
    »Wenn wir wieder im Auto sind, ziehen Sie sie sofort an«, schlug Badji vor. »Es tut mir Leid, dass ich Sie damit belästigen muss, aber …«
    »Ich verstehe«, versicherte sie ihm.
    Ich lächelte Sophie an und rückte mit dem Stuhl näher an sie heran.
    »Also, was ist mit dem Manuskript?«, fragte ich.
    »Ja, das Manuskript. Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte sie ein wenig verwirrt.
    Ich grinste. Unser Gespräch im Centre Pompidou war beinahe unwirklich.
    »Wir waren bei Karl dem Großen«, flüsterte ich.
    »Ah ja. Soll ich Ihnen das jetzt wirklich erzählen?«
    »Ja, bitte.«
    »Warten Sie«, schlug Sophie vor. »Zuerst bestellen wir etwas zu trinken.«
    »Ein kleiner Whisky könnte nicht schaden«, gab ich zu. »Badji, was trinken Sie?«
    »Ein Perrier«, erwiderte der Bodyguard

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