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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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Sie etwa einen Pfleger bestochen?«
    »Ich habe das Recht zu schweigen, Mister Staatsanwalt ...« Sie kicherte beschwipst und strich sich über das Kleid. »Hey, wir könnten tanzen!«
    »Was?!«
    »Diese kleine weiße Zelle, mein rotes Kleid, das schreit nach einem Tango, Vince. Ja, lassen Sie uns tanzen, das würde Dr. Burke so richtig auf die Palme bringen!« Sie lachte und fummelte unbeholfen an seinen Gurten herum.
    »Ich kann nicht tanzen, Mag.«
    »Gar nicht? Kein bisschen?«
    »Und ich will nicht tanzen, verdammt!«
    »Spielverderber.« Sie sank auf den Stuhl zurück.
    Vince wusste nicht weiter. Er blickte zur Zellendecke.
    Sie bemerkte es. »Ist diese Schrift wieder da? Ein Baum, kein Baum, blabla?«
    »Sie war nie weg«, antwortete er.
    »Warum kann ich die Schrift an der Decke nicht sehen?!«, beschwerte sie sich.
    »Weil Sie dann auch hier liegen würden.«
    »Neben Ihnen?« Sie kicherte wieder. »Vince, ich glaube, Sie flirten ...«
    »Wir sollten das hier lieber beenden, Mag. Es ist besser, wenn Sie gehen.«
    »Jetzt klingen Sie wie Paul!«
    Sie rollte genervt mit den Augen. Dann schaute sie zur Decke. Stand da oben nicht doch etwas? Du ruinierst deine Karriere, Mag. Alle zerreißen sie sich schon das Maul über dich und diesen Schwachsinnigen mit seinem Gerede! Mein Gott, der Kerl schreibt dir mit seinem Blut! Sie weinte. Die Erinnerung an das Polizeifoto verdrängte den Wein aus ihrem Kopf. Die Streife, die Vince in Kalifornien aufgegriffen hatte, hatte das Foto gemacht. Ein Foto vom Taxi, vom Kofferraum, von der verschmierten roten Schrift darin.

    Blut. Es war entdeckt worden auf einem vier Meter mal ein Meter großen Leinentuch. Das Tuch hatte den Leichnam eines Gekreuzigten umhüllt. Seit fast zweitausend Jahren war es die bedeutendste Reliquie des Christentums ... Garry hatte bis vor zehn Minuten nichts davon gewusst.
    Sein Boss hatte ihm die Geschichte des Tuches erzählt. Garry hatte nur halb zu gehört. Jesus und der ganze Gotteskram waren noch nie sein Ding gewesen. Nun lag ein winziges Stück des Tuches vor ihm, luftdicht versiegelt unter Glas.
    »Und, Garry? Was sagen Sie dazu?«
    »Nun ja, was kann man zu einem alten fleckigen Stückchen Stoff schon sagen ... Ist es viel wert?«
    Der Professor lachte. »Es ist unbezahlbar, Junge, unbezahlbar!«
    Das war ganz nach Garrys Geschmack. Vor knapp einem Jahr war er im Süden Wisconsins gestrandet, vor den Toren dieser Firma. Er hatte nach einem Job gefragt und ihn bekommen. Schnell hatte sich herausgestellt, dass er mit DAY8TEC das große Los gezogen hatte. Die kleine unscheinbare Firma am Ende einer Landstraße optimierte Agrarpflanzen. Gentechnik wurde eingesetzt. Jede gelungene Züchtung war Gold wert. Er bräuchte bloß ein paar Samen herauszuschmuggeln, oder das kleine schmutzige Stückchen Tuch da ...
    Sein Boss zeigte in dem riesigen Labor umher. »Von heute an werden Sie all das bewachen, mein Junge.«
    Garry lächelte. Es würde ein Kinderspiel sein, hier etwas zu finden, das sich draußen teuer verkaufen ließ!
    »Dachte ich mir schon, dass es Ihnen gefällt. Sie können stolz sein, hier unten zu arbeiten.«
    »Das bin ich, Professor, das bin ich.«
    »Das Herz meiner Firma bekommen wenige zu sehen, Garry. Sie werden nicht mehr oft nach oben können. Sie werden sogar hier unten wohnen. Es ist sehr viel zu tun hier. Es wächst mir schon über den Kopf – im wahrsten Sinne des Wortes!« Der Professor lachte wieder.
    Garry sah sich genauer um.
    »Was suchen Sie?«
    Gerüchte. Sie waren ihm wieder eingefallen. Gerüchte seiner Kollegen über Minotaurus’ Paradies, über zahllose Gänge und Kammern des unterirdischen Laborkomplexes. Kammern mit ausbruchsicheren Stahltüren. Weshalb sollte jemand Tomaten, Mais und Broccoli auf solche Art einsperren? Garry überkam ein mulmiges Gefühl.
    »Ihre neue Aufgabe, sie gefällt Ihnen doch?«
    »Ja. Nur sehe ich hier gar keine Pflanzen. An was arbeiten Sie überhaupt hier unten, Professor?«
    »Im weitesten Sinne ... an DNA.«
    »Das Zeugs in den Zellen?«
    »Das Erbgut, die Gene, ja. In allen Lebewesen ist DNA, alle sind wir ihrem Diktat unterworfen ... Aber ich lasse mir nichts diktieren. Ich bin ein Forscher, Garry.« Der Professor breitete die Arme aus. »Und wir haben hier alles, was Forscherherzen begehren! Wir können damit züchten, kreuzen, klonen. Sehen Sie sich nur diese Geräte an!« Er strich zärtlich über das matte Metall einer der Maschinen. »Sie entschlüsseln die Gencodes aller

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