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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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Lebewesen, vollautomatisch, rund um die Uhr!«
    Garry sah die endlose Reihe DNA-Sequenzierer hinter seinem begeisterten Boss. Und da waren noch viele andere Geräte in dem hallenartigen Labor, zum Teil mannshohe, die meisten in Betrieb. Doch Menschen, die sie bedienten, sah Garry nicht. Es war wie in einem Science-Fiction-Film.
    Der Professor wandte sich ihm zu. »Ich werde Ihnen jetzt mal etwas verraten, Junge. Wie alt sind Sie? Um die dreißig, ja? Dann verkraften Sie es. Staat und Gesellschaft interessieren hier unten nicht, Grenzen interessieren hier unten nicht. Hier unten zählt nur die reine Wissenschaft, die von ethischen und moralischen Fesseln befreite Forschung. Kommen Sie damit klar?«
    Der Wachmann nickte. »Aber was erforschen Sie? Was tun Sie hier unten?«
    Es war die Frage aller Fragen. Garry brach der Schweiß aus. Der groß gewachsene, grauhaarige Mann in dem blütenweißen Laborkittel, der ihn gerade zum Wächter des Allerheiligsten ernannt hatte, lächelte. »Ich mache da weiter, wo Gott aufgehört hat, mein Junge.«

    »Irgendjemand lügt hier!« Sie ging vor ihm auf und ab. Kein Abendkleid, keine offenen Haare, kein beschwipstes Kichern. Sie war wieder die Mag, die er kannte, der er vertraute, aber irgendwie beruhigte es ihn nicht.
    Sie breitete die Bilder aus.
    »Das sind Kopien der offiziellen Fotos der Untersuchung des Turiner Grabtuches und der daran beteiligten Wissenschaftler. Ein Foto, wie Sie es beschrieben haben, findet sich nicht darunter. Unterbrechen Sie nicht, ich bin noch nicht fertig! Hier eine Kopie der Liste aller Beteiligten und ihrer vom Vatikan eingesetzten Betreuer. Ein Priester namens Simon findet sich nicht darunter – nicht in Turin im Jahre 1978, nicht in irgendeinem anderen Jahr!«
    Ihre Stimme war mit jedem Satz lauter geworden.
    »Ich habe das Foto aber gesehen, Mag.« Vince bemühte sich vergebens, den eisharten Glanz ihrer Brillengläser zu durchdringen.
    »Und wo ist es?«
    »Nona müsste es noch haben.«
    »Und wo ist Nona?!« Seine Anwältin schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »So kann das nicht weitergehen, Vince! Wissen Sie eigentlich, was ich mit Ihrem Fall alles riskiere?!«
    »Ich riskiere auch einiges, Mag ...«
    »Beweise, Vince. Ich brauche Beweise!«
    Sie begann, ihm Angst zu machen, wie sie da vor ihm auf- und abmarschierte. So hatte er Margaret noch nie erlebt.
    »Beweise?«, wiederholte er leise. »Stanley ist tot.«
    »Ein Unfall!«
    »Emilio liegt mit zwei Kopfschüssen im Koma.«
    »Schutzgelderpressung!«
    »Es gibt Handybilder von mir und Nonas Entführern.«
    »Ein wackliges, unscharfes Video von irgendeiner Kreuzung! Wo findet sich auch nur ein einziger Beweis für das hier, wo, Vince?!« Wütend warf sie den Notizblock zu Boden.
    »In Ihrem Herzen.«
    »Was?!«
    »In Ihrem Herzen«, wiederholte er. »Tief da drinnen wissen Sie, dass ich nicht lüge, dass es wahr ist, was da geschrieben steht.«
    »Lächerlich!«
    Margaret knallte die eiserne Tür seiner Zelle von außen zu.
    Das war’s jetzt. Die plötzliche Erkenntnis kam wie ein Schlag in die Magengrube. Ihm wurde kalt. Sie ist gegangen, deine einzige Chance. Lähmende Angst breitete sich in Vince aus. Und das Murmeln. Er kannte die Stimme.
    Es ist aus, Junge.
    Er hielt sich die Ohren zu.
    Wir beide werden hierbleiben.
    Nein.
    Für sehr lange Zeit.
    »Neiiin!«
    Sein Vater lachte. »Es sind immer die Frauen, weißt du.«
    »Verschwinde, du bist nicht real! Du bist nur meine Angst, meine Angst, meine Angst ...« Vince schaukelte im Rhythmus der Worte auf seinem Bett vor und zurück.
    »Sie machen einem diese Angst. Frauen wie deine Mutter, Frauen wie Marian – und Mag.«
    »Muss die Augen zulassen, muss die Augen zulassen, muss –«
    »Sieh mich an, Sohn!«
    Das metallene Bett ächzte unter Vince’ panischem Schaukeln. »Du bist nicht real!«, rief er in Richtung des winzigen Zellenfensters, an dessen Gitter sein Vater mit einem Gürtel um die zerquetschte Kehle hing.
    »Sie machen einem Angst und dann bringen sie einen um, Junge!« Ersticktes Lachen und das Scharren von Schuhen an der Wand füllten seinen Schädel. Vince konzentrierte sich auf den weißen Fleck vor seinen Füßen.
    »Aber vorher treiben sie dich in den Wahnsinn ...«
    Der Fleck war rechteckig, aus Papier, und die perfekt geraden Linien darauf gaben Vince Kraft. »Hau endlich ab!«, schrie er dem Dämon seiner Angst entgegen. »Verschwinde, Vater, ich habe zu tun!«
    Mit beiden Händen hob er Margarets Notizblock

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