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Das Joshua Gen (German Edition)

Das Joshua Gen (German Edition)

Titel: Das Joshua Gen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Krusch
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vom Boden auf und glättete behutsam die geknickten Seiten. Dann griff er nach dem Filzstift. Ohio. Er dachte konzentriert an das Wort. Und an ein Kaff dort mit dem Namen Vickery. Vince begann zu schreiben.

    Es war das letzte Haus nach der Kirche. Ein gepflegtes einstöckiges Holzhaus in weiß, mit breiter Treppe zu einer großen Veranda. Vor der Veranda lag ein blühender Garten. Der Duft seiner Blumen reichte bis auf die Straße. Und er weckte Erinnerungen. An einen anderen Garten, den von Stanley und Pauline.
    Vince verdrängte es.
    »Und was sagen wir?«, fragte er. »Hi, Ma’am, wir möchten nur alles über Ihren verschwundenen Sohn wissen, ach, und ein paar Fotos des Jungen wären auch ganz nett ...?«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken, machen Sie nur ein freundliches Gesicht.« Nona trat an den weißen Holzzaun. »Mrs. Owens?«
    Die rundliche Frau in dem Blumenbeet drehte sich zu ihnen. Ihr Gesicht war gerötet von der Gartenarbeit in der Mittagssonne. »Ja? Was wollen Sie?«
    »Wir hatten telefoniert. Wir sind die Jennings ...«
    Der nachdenkliche Ausdruck im Gesicht der Frau wich einem warmen Lächeln. Sie wischte sich die Erde von den Händen und kam auf sie zu. »Ich hoffe, Sie hatten eine gute Fahrt hierher, auch wenn der Anlass kein schöner ist.«
    Nona nickte traurig. »Er verschwand vor sechs Wochen. Ich bin nicht die leibliche Mutter, wissen Sie, aber ich hatte den Jungen so ins Herz geschlossen. Mein Gott, ich erinnere mich an unsere Ausflüge als wären sie nur Tage her ... Am liebsten waren wir mit Mark am Eriesee. Wir bauten dort stundenlang Dämme und Burgen am Ufer der Sandusky Bay.«
    Wir bauten Burgen mit Mark? Vince starrte Nona an. Sie trug jetzt eine neue Maske. Keine düster umrandeten Augen mehr, kein schwarzer Lippenstift, kein dazu passend getöntes Haar, da war nur eine brave dunkelblonde junge Frau, die log, dass sich die Balken bogen!
    »Er fehlt uns so«, schluchzte Nona, und Mrs. Owens drückte mitfühlend ihre Hand. »Drinnen lässt es sich besser reden, Mr. und Mrs. Jenning. Es gibt frische Limonade, kommen Sie.« Sie ging voraus.
    Vince blieb bei dem Beet voller Krokusse.
    »Was ist?«, zischte Nona.
    »Wir sind verheiratet?«, flüsterte er.
    »Ja!«
    »Unser verschwundener Sohn heißt Mark?«
    »Ihr Sohn! Ich bin nur die Stiefmutter.«
    »Und so böse wie die im Märchen! Nona, Sie können diese Frau doch nicht so anlügen!«
    »Es wird ihr kaum schaden. Aber uns bringt es zu meinem Bruder. Noch mehr Fragen?«
    Vince nickte. »Kann ich im Taxi warten?«
    Sie zerrte ihn die Stufen zur Veranda hoch.
    In der Küche klapperte Geschirr. Sie warteten im Wohnzimmer. »Das ist ein wunderschönes Haus, Mrs. Owens«, sagte Nona laut. Fotos an den Wänden hatten ihre Neugier geweckt. »Ich fotografiere auch gern, wissen Sie. Ist das da Ihr Sohn neben Ihnen?«
    Mrs. Owens kam mit dem Tablett herein. Drei Gläser und ein Krug Limonade standen darauf. Sie stellte es auf dem flachen Couchtisch ab. »Diese Fotos stammen aus schöneren Tagen. Die letzte Aufnahme ist jetzt ein gutes Jahr her, wenige Tage vor Jeremys Verschwinden an seinem elften Geburtstag. Mein Mann fotografiert seitdem nicht mehr ... Aber so nehmen Sie doch Platz.«
    Nona stand noch immer vor den Familienfotos. Der Junge lachte sie auf jedem der Bilder an. Er war schlank, mit dichtem dunklen Haar und ebenso dunklen Augen. »Er ist hübsch, Ihr Sohn.«
    Lächelnd goss Mrs. Owens die Limonade in die drei Gläser. Dann zeigte sie auf ein eingerahmtes Blatt Papier. Es hing am Durchgang zur Küche. »Das erste Wort, das unser Jeremy in seinem Leben schrieb. Er war damals zwei.«
    »Er schrieb das mit zwei Jahren?« Vince blickte erstaunt auf die bunten Buchstaben. »Max ... äh, Mark begann seine ersten Buchstaben mit vier. Und von ganzen Wörtern war er da noch Meilen entfernt.«
    Jeremys Mutter nickte mehrmals. »Auch wir fanden es ungewöhnlich, aber erst als wir es dem Lehrer zeigten, bekamen wir wirklich Angst.«
    »Angst? Wegen eines Wortes?«
    »Es ist nicht irgendein Wort, Mrs. Jenning.«
    »GOL ... GOL ... TA«, entzifferte Nona langsam die Wachsstiftkrakelei.
    Vince grübelte. »Gol ... vielleicht Goal! Vielleicht sah er es im Sportkanal.«
    Ihre Gastgeberin verneinte. »Golgolta. So heißt das Wort. Vor zweitausend Jahren sprach man es so aus. Ein aramäisches Wort, Mr. und Mrs. Jenning, geschrieben von der Hand eines Zweijährigen aus Vickery, Ohio ... Heute sagt man Golgatha. Es ist der Ort, an dem Jesus

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