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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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Nacht? Die Antwort ist leicht und offensichtlich.* [* Wenn auch nicht ganz so offensichtlich für 20 Prozent der Amerikaner, die glauben, dass sich die Sonne um die Erde dreht, und für weitere neun Prozent, die die Frage nicht beantworten können. Siehe Morris Berman: Dunkles Zeitalter Amerika .] Es ist eine Frage von Schwerkräften, die gemäß dem Gravitationsgesetz wirken, sowie der Drehung der Erde um ihre Achse, sodass sie der Sonne unterschiedliche Seiten zuwendet. Die Drehung der Erde, etwa einmal in vierundzwanzig Stunden, ist die Ursache von Tag und Nacht. Einfach.
    Nun wollen wir über den Regenbogen nachdenken. Hier liegen die Dinge etwas komplizierter. Jack hat jedes von seinen sechs Kindern den Lehrer in der Schule fragen lassen, was einen Regenbogen hervorbringt. In jedem Fall gab der Lehrer die Antwort, die wir an anderer Stelle als Lüge-für-Kinder bezeichnet haben: »Ein Regentropfen ähnelt einem kleinen Prisma, und du hast doch gesehen, wie ein Prisma das Licht in Farben zerlegt.« »Nein«, sagten Jacks Kinder, »es sind die scharfen Kanten an einem Prisma, die das Licht zerlegen, und ein Regentropfen hat keine scharfen Kanten. Außerdem verstehen wir, wie Regentropfen Licht brechen. Wir wollen wissen, warum es diesen wunderbaren, großartigen Bogen am Himmel gibt.« Und alle Lehrer sagten: »Das weiß ich nicht.« Zwei sagten: »Wenn du es herausfindest, sag es mir bitte!« Wofür sie einen großen Pluspunkt bekamen.
    Die Kinder irrten sich in Bezug auf die scharfen Kanten eines Prismas; es bricht das Licht auch dann noch, wenn man die Kante abrundet. Aber sie hatten recht, sich auf die Form des Regenbogens statt auf die Farben zu konzentrieren. Solange man die Form nicht erklärt, ist es unklar, wieso sich die Farben, die von Millionen unterschiedlicher Tropfen ausgestrahlt werden, nicht gegenseitig verwischen.
    Was wirklich geschieht, ist recht kompliziert, obwohl Descartes es wusste. Das Sonnenlicht, das jeden einzelnen Tropfen trifft, wird gebrochen (und in verschiedene Farben zerlegt), dann zurückgeworfen (innere Totalreflexion) und tritt wieder auf die Sonne zu aus, wobei die verschiedenen Farben weiter aufgespalten werden. Etwas eigenartige Geometrie zeigt, dass es eine fokussierende Wirkung gibt, weil Strahlen, die in den Tropfen eindringen, sich unterschiedlich verhalten, je nachdem, wo sie auftreffen. Das meiste Licht einer bestimmten Farbe kommt als konzentrierter »Strahl« in einem Winkel von ungefähr 67° zu der Richtung heraus, in der es eingetreten ist. Dieser Winkel hängt von der Wellenlänge, also der Farbe des Lichts ab. Wenn man also so steht, dass man die Sonne im Rücken hat, sieht man den Strahlenfächer, der von den Regentropfen zurückgeworfen wird, die einen 67° weiten Kreis am Himmel bilden. Jemand, der einen Meter rechts neben Ihnen steht, sieht nicht Ihre Regentropfen, sondern jene, die zu einem anderen Kreis einen Meter rechts von Ihrem Kreis gehören.
    In grauer Vorzeit wollte sich Jack zum Rabbi ausbilden lassen, und er wuchs in einer recht festen Überzeugung bezüglich Gott, Abraham und des Bundes zwischen ihnen auf (1. Buch Mosis, Kapitel 9, Vers 3). Er erfreute sich an Regenbögen und tut es noch immer. Welch hübsche Vorstellung … Aber eine ziemlich komplizierte Methode, um dorthin zu gelangen. Und wurde das Licht vor dem Bund mit Gott nicht auf genau dieselbe Weise gebrochen? Inzwischen betrachtet Jack Regenbögen als Verzierungen in der physischen Welt, scheinbar unwahrscheinliche Ereignisse, die Freude bereiten, wie weibliche Orgasmen oder die Evolution der Frösche, deren Entwicklungsprogramm unter stark variierenden Temperaturen ablaufen muss, was ein längeres Genom als das unsere erfordert. Er setzt bei alledem keinen Gott voraus, ist aber trotzdem dankbar. Er fragt sich aufrichtig, ob Menschen die einzigen Wesen sind, die sich an Regenbögen erfreuen, ja, die sich überhaupt an etwas erfreuen. Trotzdem »gab es« Regenbögen, lange bevor Menschen die Szene betraten. Vielleicht hat sich die Krabbenzivilisation* [* Die Gelehrten der Scheibenwelt , Kapitel 31, »Ein großer Sprung seitwärts«.] an ihnen erfreut.
    So viel zur Kausalität von Regenbögen: komplizierte Physik, aber ein erfreuliches Ergebnis.
    Jetzt kommen wir zu einem wirklich schwierigen Stück Kausalität: das Licht einschalten. Sie glauben, das sei auch einfach? Keine Spur. Sie kommen aus einem hellen Korridor in ein Zimmer, und der Schalter ist da. Es passieren alle möglichen

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