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Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition)

Titel: Das Jüngste Gericht: Die Wissenschaft der Scheibenwelt 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Jack Cohen , Ian Stewart
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Hunderten früherer Mausefallen dar. Meistens jedenfalls.
    Die Evolution der Mausefallen ist ein zusammenhängender Prozess, nicht einfach eine Abfolge von Geräten, die nichts miteinander zu tun haben. Dasselbe gilt für Fahrräder, Autos, Computer, sogar Kannen. Jede neue Fähigkeit bewirkt eine Aufspaltung eines speziellen technologischen Pfades und führt zu neuen Wegen. Stuart Kauffman, einer der Begründer der Wissenschaft von der Komplexität, hat den Begriff »das angrenzende Mögliche« eingeführt, um mögliche Verhaltensweisen eines komplexen Systems zu bezeichnen, die sich nur einen kurzen Schritt vom gegenwärtigen Zustand entfernt befinden. Die angrenzenden Möglichkeiten sind eine Liste potenzieller Entwicklungen. In gewissem Sinn sind sie das Potenzial, über das das System verfügt.
    Organische Evolution schreitet voran, indem sie in den Bereich der angrenzenden Möglichkeiten vordringt. Ein Vordringen, welches scheitert, ist überhaupt kein Vordringen und ändert nicht viel. Erfolgreiches Vordringen verändert nicht nur das vordringende System, es verändert die angrenzenden Möglichkeiten von allem . Als sich Insekten zum ersten Mal in die Luft erhoben, waren die am Boden Gebliebenen plötzlich in Gefahr, von oben her angegriffen zu werden, obwohl sie sich gar nicht verändert hatten. Ebenso schreitet die Technik voran, indem sie ständig in das angrenzende Mögliche vordringt. Die Technikevolution ist schneller als die organische, weil Menschen ihre Phantasie gebrauchen können, um in das angrenzende Mögliche zu springen und zu sehen, ob es funktionieren wird, ohne es tatsächlich auszuführen. Sie können auch kopieren, was die organische Evolution nur selten tut, abgesehen davon, dass sie nahezu identische Kopien von Organismen reproduziert. Das sind Prozesse, die Pfade und Geschichtsverläufe hervorbringen, auch Kontexte, in denen manche Evolutionswege gangbar sind, andere aber nicht. Nur einige wenige ausgewählte Entwicklungslinien funktionieren. Im Gegensatz dazu bewirkt das Denken in Begriffen von Neuerungen, die Waren hervorbringen, dass der Entwurfsprozess wie Magie funktioniert.
    Es gibt ein paar nützliche Analogien zwischen der technischen und der organischen Evolution, daneben eine Menge, die in die Irre führen. Vergleiche zwischen organischer Evolution kommen in der Literatur zuhauf vor, und fast alle führen in die Irre, vom Sozialdarwinismus bis zu den »Kosten« der Fortpflanzung. Manche technische Evolutionslinien können jedoch treffend mit biologischen verglichen werden. Zu den Beispielen gehören Telegraf –› Telefon, insbesondere die internationalen Telefone mit Unterseekabeln als Investition; Schreibfedern –› Textverarbeitungsprogramme; Raketen –› Weltraumlifts, auf die wir in Kürze zu sprechen kommen. Diese Veränderungen entledigen sich bei jeder folgenden Rekursion alter Beschränkungen.
    Es gibt biologische Präzedenzfälle, bei denen die Evolution nicht zu größerer Komplexität geführt hat (gemessen in DNS -Information), sondern zum Gegenteil. Einer ist die Evolution der Säugetiere. Säugetiere haben weniger DNS als ihre »primitiveren« amphibischen Vorfahren, was sie sich leisten können, weil ihre Muttertiere die Temperatur der sich entwickelnden Embryos kontrollieren, indem sie sie in ihren Körpern aufbewahren. Amphibien benötigen große Mengen an genetischen Anweisungen, um für viele unterschiedliche Umgebungsbedingungen gerüstet zu sein, da ihre Embryos in einem Teich heranwachsen und den unvorhersehbaren Launen des Wetters ausgesetzt sind. Säugetiere entledigen sich dieses zusätzlichen Gepäcks, indem sie in die Temperaturkontrolle investieren.
    Mit den sich erweiternden Möglichkeiten des chemisch-physikalischen Universums als Grundlage und der organischen Evolution als Modell für einen emergenten Phasenraum sollten wir eher »Welchen Beschränkungen unterliegt die Technik, wenn überhaupt?« fragen statt »Welchem Muster folgt der technische Fortschritt?«. Manchmal gibt es fortdauernde Muster. Das Moore’sche Gesetz besagt, dass sich die Computerleistung alle achtzehn Monate verdoppelt. Es gilt seit Jahrzehnten, obwohl (eigentlich, weil ) sich die Technologien dramatisch verändert haben. Manche Experten glauben, die Zunahme an Rechenleistung müsse sich bald verlangsamen, doch andere sind weiterhin überzeugt, dass neue Ideen, oft schon absehbare, das Gesetz in Kraft halten werden.
    Auch unsere Kultur scheint manchmal

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