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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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ihnen an einen runden Besprechungstisch. Dort hielten sich bereits zwei Frauen auf. Eine ältere gepflegte Dame, die mit einer dezenten Kopfbewegung grüßte, und eine blonde junge Frau, die ein freundliches »Guten Tag« einwarf.
    »Das ist Frau Sens«, sagte der Banker und zeigte auf die ältere der beiden Frauen. »Und neben ihr sitzt Frau Wanders. Mein Name ist Busch. Was können wir für Sie tun?«
    Pechstein gab ihm eine Beschlussdurchschrift. »Wir benötigen lediglich einige Auskünfte über dieses Konto. Wer hat es eröffnet, wer hat Kontovollmacht, wer hat die Abhebung am 1. November vorgenommen?«
    Busch klimperte mit den Augenlidern. »Wie Sie wissen, unterliegt unser Haus dem Bankgeheimnis. Unsere Reputation und unsere Zukunft hängt davon ab, wie ernst wir diese Verpflichtung nehmen.«
    Die Gesichtszüge von Pechstein nahmen einen ungehaltenen Ausdruck an. »Das ist uns bekannt, Herr Busch. Wir respektieren dies grundsätzlich auch. Im vorliegenden Fall haben wir Ihnen einen Gerichtsbeschluss vorgelegt. Damit sind Sie verpflichtet, unserem Anliegen zu entsprechen. Ihrem Kunden können Sie dies problemlos erläutern.«
    Busch saß nach wie vor regungslos am Tisch. Lediglich seine Augenlider bewegten sich fortwährend auf und nieder. Die Hände hatte er gefaltet. »Es ist Tradition unseres Hauses, dass wir gerne helfen, wenn wir dies dürfen. Natürlich entlastet uns der Beschluss mehr oder weniger. Gleichwohl bleiben wir unseren Kunden gegenüber in der Verantwortung. Ich will das Thema nicht vertiefen. Zum besseren Verständnis sollten Sie dennoch wissen, dass die Eheleute Krawinckel seit langer Zeit gute Kunden des Hauses sind. Von daher hat die Bank eine Diskretionspflicht, die nur in sehr schwer wiegenden Fällen zurücktreten kann.«
    Der Atem von Pechstein ging stoßweise. »Ich kann mir nicht gut vorstellen, dass Sie es bevorzugen, wenn wir die gewünschten Unterlagen mit einer größeren Anzahl von Kollegen selbst in Ihrer Bank suchen. Wir müssten zwingend auf uniformierte Beamte zurückgreifen, da wir nicht ausreichend Kriminalbeamte freisetzen können. Das würde bei den Kunden Ihrer Bank, die das Vorgehen beobachten würden, sicher einen bedenklichen Eindruck hinterlassen.«
    »Nein, nein«, rief Busch. »Das wünschen wir alle nicht. Sie erkennen ja unsere Kooperationsbereitschaft daran, dass ich schon Frau Sens und Frau Wanders hinzugebeten habe. Frau Sens hat an dem 1. November den Schalterdienst wahrgenommen und die Auszahlung der 3.000 Euro veranlasst. Die zuständige Kontoführerin ist Frau Wanders.«
    »Fein«, sagte Pechstein. »Dann könnten wir jetzt zur Beantwortung meiner Fragen kommen.«
    Busch sog die Luft durch die Nase, so dass sich sein Brustkorb weitete und die Nadelstreifen dort etwas breiter erschienen.
    »Das Konto, dessen Nummer in dem Beschlagnahmebeschluss aufgeführt ist, läuft auf den Namen Ellen Krawinckel. Allerdings haben Frau und Herr Krawinckel beide Kontovollmacht. Eine über das Limit an unseren Geldautomaten hinausgehende Summe zahlen wir zum Beispiel aus, wenn das Konto entsprechende Deckung aufweist und der Kunde seine EC-Karte vorlegt.«
    Pechstein machte ein versteinertes Gesicht. »Das entspricht der Üblichkeit. Wie war es nun in unserem Fall?«
    Mit einer Kopfbewegung wandte sich Busch an Frau Sens.
    »Frau Sens, wenn Sie bitte die Frage beantworten möchten.«
    Die ältere Dame legte ihre Handflächen auf ihren Faltenrock. Sie sah Pechstein in die Augen. »Sie dürfen mir glauben, Herr Kommissar, dass ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern kann. Bei mir am Schalter mag am 1. November Frau Krawinckel oder ihr Mann gewesen sein. Ich weiß es nicht mehr. Eine Summe von 3.000 Euro ist bei diesen Kunden kein Betrag, der aufhorchen lässt. Selbst wenn eine dritte Person in Vollmacht da gewesen wäre, würde ich mich daran nicht mehr erinnern. Das kam häufiger vor. Allerdings müsste dann eine Vollmacht für die Auszahlung bei unseren Unterlagen sein. Das konnten wir in der Eile nicht abschließend feststellen. Verstehen Sie bitte, Frau und Herr Krawinckel sind Dauergäste in unserer Bank.«
    Frau Sens sank mit einem gehauchten Seufzer in ihren Stuhl zurück. Pechstein zeigte ein verständnisvolles Gesicht. »Das kann ich nachempfinden. Trotzdem vielen Dank.« Er sah zu Busch. »Bei diesem Ergebnis hätte es der vielen Bedenken zu Anfang wohl nicht bedurft. Gleichwohl wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie uns informieren würden, falls Sie noch neue

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