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Das juengste Gericht

Das juengste Gericht

Titel: Das juengste Gericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Udo Scheu
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Stöckelschuhen, trat ein und lächelte Diener verführerisch an. »Sie sind Herr Staatsanwalt Schultz?«
    Diener schaute auf und staunte nicht schlecht über die außergewöhnliche Schönheit der Frau. Nur die metallische Stimme passte nicht zu ihr. Er schätzte sie auf Mitte dreißig. »Mein Name ist Diener, Augustin Diener. Falls Sie Herrn Schultz sprechen wollen, muss ich Sie leider auf morgen vertrösten. Mein Kollege ist heute abwesend. Allerdings vertrete ich ihn. Wenn es nichts Privates ist, helfe ich Ihnen gerne weiter, soweit ich dies kann.«
    Er war aufgestanden und hatte ihr mit einer Handbewegung einen Platz angeboten. Lächelnd setzte sie sich und tupfte sich mit einer Hand an die Schläfe. »Es ist heiß bei Ihnen. Darf ich meinen Mantel ablegen.«
    »Selbstverständlich«, sagte Diener. Er eilte um seinen Schreibtisch herum und half der Frau, die sich dabei nur leicht erhob, aus dem Pelz. Dabei staunte er nicht schlecht, als er feststellte, dass sie darunter eine tief ausgeschnittene weiße Seidenbluse trug, deren lockerer Schnitt ihren auffällig starken Busen betonte. Der schwarze enge Rock war extrem kurz.
    Er kehrte zum Schreibtisch zurück und setzte sich. Seinen Sessel drehte er dabei so, dass er der Frau ins Gesicht schauen konnte. »Was kann ich für Sie tun?«
    Das maskenhafte Lächeln der Frau wirkte künstlich. Es veränderte sich um keine Nuance. Sie schlug die Beine übereinander, schöne, lange Beine in goldfarbenen Nylons. »Ich heiße Ellen Krawinckel. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Im Augenblick nicht«, log Diener.
    »Sie müssten auch weniger mich kennen. Von meinem Mann müssen Sie aber bestimmt schon gehört haben. Phillip Krawinckel, früherer Banker und heutiger ... wie nennt man das? Ist
    Mäzen der richtige Ausdruck?«
    »Kann sein, dass ich den Namen schon irgendwo einmal aufgeschnappt habe. Konkret kann ich damit im Moment nichts anfangen.« Für einen kurzen Augenblick hatte Diener das Gefühl, mit seinen Jeans und dem knallroten Sweatshirt falsch angezogen zu sein. Er löste diesen Gedankengang mit der Feststellung, sein Gegenüber habe für diesen Besuch die falsche Kleidung gewählt.
    Ellen Krawinckel zog ihren Rock ein paar Millimeter näher zu ihren Knien hin. »Ich brauche Ihre Hilfe. Meinem Mann geschieht Unrecht. Das kann er weder vertragen, noch hat er es verdient.«
    Diener kämpfte mit sich, ob er im Hinblick auf seine unübersehbare Arbeitsbelastung das Gespräch abkürzen oder wegen des betörenden Anblicks seines Gastes in die Länge ziehen sollte. Er entschied sich, erst einmal abzuwarten und zuzuhören.
    »Erzählen Sie mir bitte, worum es genau geht.«
    Mit gesenkten Augen wartete Ellen Krawinckel eine Weile mit der Antwort. Sie hatte aufgehört zu lächeln. »Mein Mann hat sich für das ermordete Mädchen aufgeopfert. Jeden Wunsch hat er ihr von den Augen abgelesen, um ihr trauriges Dasein etwas aufzuhellen. Sie hatte ihm erzählt, dass sie sich zu Hause vernachlässigt und einsam fühle. Da Phillip ungeheuer gutmütig ist, hat er sich verpflichtet gefühlt, ihr das Elternhaus zu ersetzen. Als Dank dafür wird er jetzt von Ihrem Kollegen Schultz verfolgt. Sie müssen mir helfen, Herr Diener. Ich liebe meinen Mann. Er leidet sehr darunter, dass ihm die Polizei auf Geheiß von Herrn Schultz nachstellt.«
    »Wieso nachstellt? Können Sie mir das bitte näher erklären?«
    »Phillip ist Hobbyfotograf. Um diesem toten Früchtchen einen Gefallen zu tun, hat er häufiger Bilder von ihr gemacht. Sie sah sich als künftige Berühmtheit im Schlageroder Modegeschäft und wollte Agenturen anschreiben.« Sie wechselte von einem abfälligen Lächeln zu einer Miene, die Empörung ausdrücken sollte.
    »Die Polizei war bei dem Vater von Sunita, einem Bekannten von Phillip und hat nach Fotos gefragt, die Phillip gemacht haben soll. Davon habe ich zufällig erfahren. Ich frage Sie, Herr Diener, wozu das nötig ist. Das erweckt den Eindruck, als habe mein Mann etwas mit der Sache zu tun.« Wieder senkte sie den Blick und gab sich mitleidheischend. »Wissen Sie, dass er eine schwer behinderte Schwester hat, für die er seit Jahren treu sorgt? Ist Ihnen außerdem bekannt, dass seine geldgierige erste Frau ihn immer noch ausnimmt, weil er so gutmütig ist, und sie ihm dauernd etwas vorlügt. Sie müssen etwas für ihn tun, Herr Diener. Pfeifen Sie die Polizei zurück und lassen Sie ihn in Ruhe. Sie sind doch der Staatsanwalt. Er ist so empfindsam. Wenn er davon erfährt, dass

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