Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Kabinett der Wunder

Titel: Das Kabinett der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
Vom Netzwerk:
eine neue Farbe zu erfinden, dann kannst du ihr doch einfach sagen, du müsstest etwas für sie holen, das in einem anderen Teil der Burg ist. Sie ist doch so eine Art höhere Dame. Damit kann sie dir doch einen Pass oder ein Siegel oder so was geben, damit du an den Wachen vorbeikommst. Für mich ist es nicht so einfach, in der Burg herumzuschnüffeln, auch wenn ich viel rumkomme. Das Beste, was du tun kannst, ist herauszubekommen, wo der Prinz seine Beute aufhebt. Dann brechen wir in der Nacht von dem Fest ein.«
    Neels Plan war gut. Er war raffiniert. Er war regelrecht verschlagen. Aber er stellte Petra auch vor eine Herausforderung. Konnte sie sich etwas einfallen lassen, um zu seiner Idee etwas beizusteuern? Mit seiner Gerissenheit gleichzuziehen? Sogar noch während ein Teil von ihr sich fragte, wieso sie die Anerkennung eines Diebs nötig hatte, suchte
sie schon nach einer Möglichkeit, diese zu erlangen. Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke. »Die Burg muss riesig sein. Ich kann nicht in jedem einzelnen Zimmer und in jedem einzelnen Schrank nach den Augen meines Vaters suchen. Weißt du, was wir machen müssen? Wir müssen nach jemandem suchen, der sich schuldig fühlt.«
    Neel blickte sie verwirrt an, und sie erklärte ihm, was sie im Sinn hatte.
    Nachdem er ihren Plan gehört hatte, nickte er. »Das wird klappen. Aber du brichst nicht allein irgendwo ein. Es gibt keinen Grund, dass du mit deinem Stiefel der Schlange auf den Schwanz trittst, während mein bloßer Fuß ihr den Kopf ganz wunderbar zerstampfen kann.«
    Sie blickte ihn fragend an.
    »Ganz einfach: Überlass das Einbrechen den Fachleuten.«
    Dann machten sie sich auf, um den Park wieder zu verlassen. Die Eisentür schlug hinter ihnen zu und rastete wieder ein.
    Ein großer Mann trat hinter einer Reihe von Bäumen hervor, die etwas von den Käfigen entfernt standen. Er ging auf den Weg zu und blickte in Richtung der geschlossenen Tür. Den Jungen hatte er erkannt. Er war einer von den Zigeunern, die im Stall arbeiteten. Aber was das Mädchen betraf, so sah sie in ihrem graublauen Kleid aus wie alle anderen Dienerinnen auch, nur ihr Haar war kürzer als sonst üblich. Ihr Gesicht hatte er nicht gut erkennen können. Doch irgendetwas sagte ihm, dass er eigentlich wissen sollte, wer sie war.

    Wer auch immer sie nun war, sie und der Zigeuner waren nicht berechtigt, sich in der Menagerie aufzuhalten.Als er sie hinter den Bäumen hervor beobachtet hatte, war ihm ihre leise geführte Unterhaltung verdächtig vorgekommen. Doch er hatte nicht verstehen können, was sie sagten.
    Er näherte sich dem Käfig. Worüber haben die beiden gesprochen? , fragte er die Elefantenfrau.
    Also ich denke mal, das könnte ich dir sagen. Das graue Tier mampfte seine Blätter und schwenkte dann den Rüssel, um sich ein weiteres Maulvoll einzufangen. Aber ich glaube nicht, dass ich will.
    Jarek seufzte verzweifelt. Elefanten waren ja so schwierig.

Der Leser und Rodolfinium
    PETRA UND Iris arbeiteten hinter dem schwarzen Vorhang fast vollkommen im Dunkeln. Das machten sie, wenn sie mit lichtempfindlichen Farbstoffen umgingen oder Versuche mit Farben durchführten, die man nur bei Dunkelheit sehen konnte. Die Regale waren voller Flaschen mit erlesenen Farbstoffen. Einige von ihnen glühten. An der Gegenseite des Tisches, an dem die beiden mit dem Rücken zum Vorhang saßen, befand sich eine Tür. Petra hatte einmal versucht, sie zu öffnen, doch Iris hatte sie barsch angefahren: »Wer hat dich denn in mich verzaubert, dass du glaubst, du könntest in meinem Labor überall herumspazieren?«
    Jetzt saß die Gräfin von Krumlov in ihrem Stuhl aus Adamantine und beobachtete Petra, wie sie Pulver mischte und unter verschiedenen Messingschalen Feuer machte.
    Ganz beiläufig, als wollte sie sich einfach nur unterhalten, sagte Petra: »Mir ist aufgefallen, dass wir unter unseren Vorräten kein Heliodor haben.«
    »Was zum Teufel sollen wir denn mit Heliodor?«
    Petras Vater hatte hauptsächlich mit Silber, Kupfer, Zinn,
Eisen und manchmal mit Gold gearbeitet. Diese Metallarten wurden für die üblichsten gehalten und sind es auch tatsächlich. Doch sie sind gleichzeitig Teil eines riesigen Systems von Mineralien, zu denen auch Juwelen und Halbedelsteine gehören wie Amethyst, Jade, Diamanten und andere Arten von Kristallen und Steinen. Mineralien können einfach nur schön aussehen oder sie können zu nützlichen, aber auch gefährlichen Dingen verarbeitet werden. Arsen zum Beispiel

Weitere Kostenlose Bücher