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Das Kabinett der Wunder

Titel: Das Kabinett der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
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bist noch nie durch diese Tür gegangen, daher bezweifeln wir, dass du vom Prinzen befragt worden bist.Wir bedauern, dich informieren zu müssen, dass Seine Hoheit nicht anwesend ist. Du musst für deine Befragung zu einer anderen Zeit wiederkommen.«
    »Aber sie hat doch schon stattgefunden«, wandte Petra ein. »Das steht doch in dem Brief.«
    »Es wäre sehr ungewöhnlich für seine Hoheit, eine Befragung außerhalb seiner Gemächer durchzuführen.«
    »Aber Seine Hoheit hat doch selbst geschrieben, dass er das bereits getan hat. Wollt ihr damit sagen, das ihr die Worte Seiner Hoheit anzweifelt?«
    Der Salamander wurde unruhig.
    Der Löwe sagte: »Wir bezweifeln sie gewisslich nicht.«
    »Damek ist vom Hauptmann der Wache fortgeschafft worden. Alles ist so schnell passiert. Die Befragung hat in Meister Listeks Büro stattgefunden. Seine Hoheit hat wichtige Angelegenheiten, die Branko erledigen soll. Seine Hoheit wird sehr aufgebracht sein, wenn er von seiner Versammlung zurückkommt und feststellt, dass sich niemand um Brankos Pflichten gekümmert hat.«
    Der Löwe und der Salamander wechselten einen Blick.
    »Wollt ihr den Brief noch einmal ansehen? Das hier« - Petra schwenkte das Papier - »sind die Befehle Seiner Hoheit.«
    Der Löwe seufzte. »Du kannst passieren, Branko.«
    Sie warteten noch, bis sich die Doppeltür hinter ihnen geschlossen hatte, bevor sie sich triumphierend angrinsten.

    Nun eilten sie den Gang entlang. Kurz bevor sie den Hauptraum erreichten, zog Petra Astrophils Trinklöffel aus der Tasche, tauchte ihn in eine der Rapslampen und nahm eine Portion Öl auf. Dann hielt sie den Löffel über ihre linke Handfläche und bemühte sich so, die grüne Flüssigkeit nicht auf den Boden tropfen zu lassen. Nun betraten sie den Raum mit dem leeren Thron und dem falschen Fenster. Petra zeigte mit dem Kopf auf die Tür rechts in der Mitte. Neel ließ sich vor der Tür auf die Knie nieder und machte sich ans Werk.
    Er verzog das Gesicht. »Das ist ganz schön knifflig.«
    Petras Herz klopfte laut. Doch dann wechselten sie und Neel einen erleichterten Blick, als sie ein Klicken hörten.
    Neel stieß die Tür auf. Dann stöhnte er.
    Dort gab es eine zweite Tür.
    Diese hier bestand aus Glas. Und sie hatte nicht weniger als drei Schlüssellöcher.
    »Sollen wir das Glas zerschmettern?«, fragte Petra ängstlich
    »Nein. Werde nicht nervös. Lass mir einen Augenblick Zeit. Ja?«
    Während Neel sich mit den Händen am ersten Schlüsselloch zu schaffen machte, spähte Petra in das Kabinett der Wunder und versuchte, sich zu beruhigen. Es schien ein Raum zu sein, der sich endlos erstreckte. Einige große Statuen standen auf dem Boden, und an den Wänden waren Regalbretter angebracht, die schwer mit zahllosen Gegenständen beladen waren. Petra versuchte angestrengt zu erkennen, was es im Einzelnen war, doch sie hatte keine gute
Sicht. Astrophil? , rief sie und wartete auf das spinnenhafte Zucken im Kopf. Ein paar Schritte vor ihr fielen ihr Glasscherben auf. Ihre Beklommenheit wuchs. Astro? Sag mir, dass du da drin bist!
    Ein silbriger Spinnenfaden schoss von einem der Regalbretter auf den Boden. Astrophil ließ sich schnell herab und rannte auf die Glastür zu. Petra! Petra! Er hüpfte auf und nieder. Ich bin so froh, dass du da bist! Ich habe Angst gehabt, du würdest niemals kommen. Und ich bin so hungrig!
    Wir kriegen die Tür bald auf. Hast du die Augen gefunden?
    Ja, aber du kannst dir nicht vorstellen, was ich alles tun musste, um hier reinzukommen! Da war eine Venusfliegenfalle, und der Prinz hat mich gefangen und das hab ich wirklich auch so gewollt, aber ich hab nicht gedacht, dass ich unter einer Glasglocke festgehalten würde. Und dann hat mich der Prinz in das Kabinett gebracht, wie ich geplant hatte, aber er hat mich unter der Glasglocke auf ein Regalbrett gestellt, der Unmensch. Dann ist er gegangen, und ich hab mit aller Kraft gegen die Glasglocke gestoßen, bis sie auf den Boden gefallen ist und ich mit ihr. Da war zerbrochenes Glas und ich bin gestürzt, da war zerbrochenes Glas und ich bin gestürzt und... Er plapperte nur noch sinnlos daher, was bei Astrophil selten vorkam. Aber schließlich hatte auch er erheblich unter Spannung gestanden.
    Beruhige dich.Wovon redest du da?
    Astrophil holte tief Luft und berichtete, wie er nicht wie geplant unter der Tür hatte durchschlüpfen können und dann den Prinzen so hereingelegt hatte, dass der ihn im Kabinett der Wunder einschloss.
    Er hat gesagt,

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