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Das kalte Jahr: Roman (German Edition)

Das kalte Jahr: Roman (German Edition)

Titel: Das kalte Jahr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Ehrlich
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Oberhaupt der Inselregierung anerkannte und ihm von Kaiser Wilhelm II . der deutsche Fliegenwedel verliehen wurde als Zeichen seiner Macht und Würde.

Aus einer großen Anspannung heraus, in der ich in meinem Kopf dem nachlief, was ich hätte erzählen, für Richard aufbereiten und aussprechen können, Geschichten für ihn, die sich aber unerreichbar fern hielten für mein verzweifeltes Bewusstsein, immer weiter zurückwichen, je tiefer ich sie verfolgte, bis ich mich dadurch ganz ausgehöhlt und leergemacht zu haben glaubte, standen wir irgendwann einfach vom Tisch auf, trugen das Geschirr in die Küche, spülten und trockneten es ab, räumten alles in die Schränke und Schubladen, als sei es ein lange schon zwischen uns auf diese Weise funktionierendes Ritual.
    Und als ich etwas später in den Ort gehen will, um für uns einzukaufen, als ich meine Stiefel wieder angezogen habe und meine Hand ausstrecke nach dem Schlüssel, der immer am Brett an der Flurgarderobe für mich hängt, wenn ich zu Besuch bin bei meinen Eltern, als ich bemerke, dass Richard in der Tür zum Wohnzimmer steht und mich beobachtet, schaue ich doch nochmal fragend zu ihm rüber, als bräuchte ich jetzt für alles Selbstverständliche in diesem Haus eine Erlaubnis.
    Ganz falsch konnte ich mit diesem Schauen nicht gelegen haben, den Richard nickte mir kurz zu, ich wusste nicht genau, ob das heißen sollte: Es ist gut, wenn du einen Schlüssel hast, oder nur: Es ist gut, wenn du gehst und für uns ein paar Einkäufe erledigst. Jedenfalls war es ein zustimmendes Nicken und ich handelte also auf eine noch nicht völlig geklärte Weise im Einvernehmen mit seinen Vorstellungen des weiteren Verlaufs.
    Die Häuser auf der anderen Seite, die Gärten, die Autos, das sah alles noch genauso aus wie gestern, wie immer, als ich die Stufen in unseren Garten hinunterging. Da war nichts weiter passiert.
    Die Luft stand still und kalt über dem Ort. Sofort legten
sich feine Eiskristalle auf meine Schultern, in den Kragen und auf mein Gesicht. Ich spürte die ganze Wärme aus meinem Körper wie durch eine aufgelassene Haustüre verwehen. Schon beim Gartentor fing ich an zu frieren. Auch vom Tag war nichts übrig geblieben. Ich hatte auf keine Uhr geschaut, aber das Licht verdämmerte, in den Straßenlaternen klickte und summte bereits ein Mechanismus, der sie bald in Betrieb nehmen würde. Ich hoffte nur, dass ich noch rechtzeitig vor Ladenschluss in den Supermarkt kommen würde.
    Etwas weiter die Straße meiner Eltern hinunter kam ich an einem Haus vorbei, in dem eine Person vor einem hell erleuchteten Erdgeschossfenster stand und in meine Richtung schaute. Der gelbe Lichtschein aus dem Haus zeichnete sich als Rechteck auf dem Schnee im Vorgarten ab, samt Fensterkreuz und Silhouette der Person, der ich im Vorüberlaufen zum Gruß zunickte, die aber wahrscheinlich wegen des Lichts in ihrem Haus nur sich selbst im Fenster sah. Jedenfalls grüßte sie nicht zurück.
    In die kalte Luft über dem Ort, den unvermindert fallenden Schnee, der in einer solchen Menge vom Himmel rieselte, dass ich dachte, es müsste doch ein Geräusch dafür geben, mischte sich wieder die Brandung, dieses falsche Rauschen. Ich entschied mich für einen Umweg über die Promenade am Strand, um endlich zu sehen, was es damit auf sich hatte. Und um einmal wieder das Meer meiner Herkunft anzuschauen mit den eigenen Augen.
    Der Schnee am Strand war grau wie Asche. Ich trat zwischen den Häusern hervor, einen schmalen Fußweg muss man hinaufgehen, von der Hauptstraße zwischen den Gebäuden an der Promenade hindurch, und dann öffnet sich der Blick. Hinter einem kniehohen weißen Mäuerchen fällt ein sandiger Hang leicht ab, der im Sommer mit Strandhafer bewachsen ist. An den Stellen, wo das Mäuerchen eine Lücke aufweist, führen schmale Bretterwege bis runter ans Wasser.
    Einige Strandkörbe, vielleicht vier oder fünf, waren von den Verleihbetreibern vergessen oder einfach zurückgelassen worden. Sie standen verschlossen im Schnee und trugen auf ihren Dächern schon eine dicke weiße Schicht.
    Dort, wo der Strand überging ins Meer, war der Schnee ganz verkrustet, hart und salzig. Große Eisbrocken und kantige Schollen trieben auf dem Wasser. Es gab keine rechte Dünung, obwohl ein Wind vom Meer her kam, der so kalt in die Haut um meine Augen biss, dass ich sie zu kleinen Schlitzen zusammenkneifen musste. Alles in dieser weiten Landschaft vor mir war ein unsauberes, formloses Schwappen. Es

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