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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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besteht kein Grund, warum sie nicht von Zeit zu Zeit ganze Brocken Land mitnehmen sollten.«
    »Ja, und wenn das Volk meines Vaters im Streit mit ihnen lag, dann hätte es die Technologien besessen, gegen sie zu kämpfen. Genauso, wie die Geisterinseln Sinn ergeben, gilt das auch für An-Kirilnar.«
    Ringil runzelte die Stirn. Seit fast einem Jahrzehnt hatte er in Archeths Stimme keine solche Glut mehr gehört. Und dem Ausdruck in ihren Augen nach zu schließen, als sie sich vorbeugte, war sie nicht mal bekifft, eine Tatsache, die an sich schon bemerkenswert war. Offenbar lag eine Veränderung in der Luft. »Mag sein.« Shanta kehrte jetzt aus seiner Trance zurück. »Aber wir sprechen hier von dickschädeligen Männern, und dieses Luder Nethena Gral ist dickschädeliger als alle zusammen. ›Vielleichts‹ reichen nicht aus, damit sie die Schnüre an ihren Geldbörsen lösen.«
    Der Hauch eines Lächelns legte sich um Archeths Mund. »Ich glaube, diesen Teil überlasse ich Anasharal.«
    Für Ringil schien sich der Schatten, in dem sie saßen, einen
Augenblick lang zu vertiefen. Für die Steuermänner hatte er nie viel übrig gehabt.
    »Wo bewahrst du ihn auf?«, fragte er.
    »Bei mir.« Archeth zeigte über die Reling und zur glitzernden, sonnenerhellten Stadt dahinter. »Wir haben den Palast benutzt, aber dann hat Jhiral herausgefunden, dass Anasharal sich fortbewegen kann, und das war’s dann.«
    »Verdammter Feigling.«
    Mahmal Shanta warf Ringil einen Blick zu, frisches Interesse in den Augen. Archeth sah den Ausdruck und spürte in ihren Nervenbahnen ein warnendes Kribbeln.
    Aber sie musste zugeben, dass Jhiral ein kindisches Entsetzen gezeigt hatte.
    Das Ding kann herumlaufen? Der Imperator hatte sie mit großen Augen in dem Dämmerlicht des Turms angestarrt. Es hat Beine? Was bringst du mir da in meinen Palast, verflucht?
    Sinnlos, ihn beruhigen zu wollen oder ihm ihre Beobachtungen zu erläutern und einzuwenden, dass Anasharal vielleicht imstande sei zu gehen, aber nicht weit. Oder dass ein Wesen, das ein Gespräch auf unbestimmte Entfernung mithören konnte, wahrscheinlich sowieso nicht viel umhergehen müsse, um seine Zwecke zu erreichen, worin sie auch bestehen mochten. Stattdessen schwieg sie und sorgte für einige Arrangements: Noyal Rakan und seine Männer eskortierten eine Schar Trägersklaven zu ihrem Haus; der Steuermann wurde in Säcke gewickelt und zusammen mit einem Haufen kiriathischen Krempels aus einem der Vorratskeller des Palastes auf einen unauffälligen Eselkarren verladen. Weiteres Rohmaterial für die pechschwarze Wahnsinnige, über das sie grübeln und das sie mit Schlosserhämmern bearbeiten konnte. Diesen Ruf hatte sie sowieso schon – niemand würde ein zweites Mal hinschauen.

    »Der Imperator«, gab sie zu bedenken, »ist der Ansicht, dass dieses Unternehmen am besten mit einigem Abstand zum Palast gedeihen würde. Wir versuchen schließlich, einen unabhängigen Unternehmergeist zu ermutigen.«
    Shanta grunzte. »Damit werdet Ihr kein Problem haben, glaubt mir. Das Problem wird darin bestehen, dass dieser ganze unabhängige Unternehmergeist sich nicht in ein halbes Dutzend verschiedener Richtungen aufsplittert und mit zerrissener Leinwand vor dem Wind segelt.«
    »Ringil?«
    Ringil untersuchte seine Fingernägel. »Die kann ich wohl unter Kontrolle halten. Ein Haufen Kaufleute, nicht wahr?«
    »Heutzutage ja.« In Shantas Stimme lag ein leises Kichern. »Aber einige von ihnen haben einen steinigen Weg hinter sich. Shendanak hat damit angefangen, Reisenden am Dasharapass die Kehlen durchzuschneiden und ihre Pferde bei der Auktion zu verkaufen. Hat gerade rechtzeitig einen imperialen Versorgungsauftrag für Pferdefleisch erhalten, um dem Galgen zu entgehen. Tief im Innern ist er nach wie vor mehr majakischer Steppenräuber als Bürger des Reichs.«
    »Nun gut, mit denen komme ich ziemlich gut zurecht.« Ringil blinzelte Archeth zu. »Wie hält sich denn der Drachentöter hier unten in der zivilisierten Welt?«
    »Ihm geht’s so weit gut«, schätzte Archeth. »Ihn juckt nur gerade das Fell.«
    »Kann’s kaum erwarten, den alten Strolch wiederzusehen.«
    »Da müsstest du vielleicht ein paar Haremsmauern ersteigen.« Sie wusste, wie schlecht gelaunt sie sich anhörte, konnte jedoch nichts daran ändern. Mangel an Schlaf, Mangel an Krinzanz, Mangel an Ishgrim – alles kam auf einmal. Und ihr war aufgefallen, wie Egar Ishgrim angesehen hatte, sie hatte ihn sogar
mehrmals dabei

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