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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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erwachsener Männer, die in höchster Lautstärke einen ziemlichen Blödsinn redeten.
     
    »Bei dem seid Ihr am besten aufgehoben«, sagte der Wirt, tippte mit der Münze auf die Bar und ließ sie in seine Tasche gleiten. Er nickte über den vollen Raum und den Lärm hinweg. »Der da drüben in der Ecke, mit seiner neuen Hure.«
    Ringil warf einen verstohlenen Blick zu dem schmierigen Majak von etwa Anfang zwanzig hinüber, der sich, einen Becher in der Hand, gegen die Mauer lehnte. Die besagte Hure
war ebenfalls jung und wahrscheinlich nach Maßstab dieses Hauses ziemlich teuer, ein wenig verlebt, ansonsten jedoch ziemlich wohlproportioniert, und sie gab sich auch keine große Mühe, diesen Umstand zu verbergen. Sie teilte ihre Röcke und stellte ein Bein zur Schau, indem sie es über das andere schlug, und ihre Brüste quollen ihr fast aus dem Mieder. Sie presste sie gegen den Arm des Majak, plapperte ihm eindringlich ins Ohr, und trank zwischendurch immer wieder aus ihrem Becher.
    Ringil runzelte die Stirn, immer noch etwas benommen von seinem Kater. »Wirklich?«
    »Ja.« Der Wirt grinste und schob einen Zahnstocher in seinem Mund herum. »Ich weiß. Der kleine Scheißer macht nicht viel her, stimmt’s?«
    »Nein, allerdings nicht.«
    »Na ja, Herr, Eure Einschätzung trifft genau zu.« Gil hatte in dem Mann auf den ersten Blick einen Veteranen erkannt und die Sprechweise eines gesitteten Kommandanten angenommen, als er auf ihn zugetreten war. Er hatte in seinem Leben häufig genug imperialen Soldaten Befehle erteilt, um zu wissen, dass sein Thetannisch in diesem Zusammenhang makellos war. Der Wirt salutierte praktisch und war übereifrig, ihm zu helfen. »Seht Ihr, Harath da drüben ist genau das, wonach er aussieht, nämlich ein verdammter Wilder aus der Steppe, genau wie alle anderen, und er ist darüber hinaus noch ein Großmaul allererster Güte. Bringt sich stets in Schwierigkeiten, kann meist seinen Deckel nicht zahlen. Genau das, was Ihr von so jemandem erwarten würdet. Kommen wegen der Frauen und dem leichten Leben aus der Steppe, und das Problem ist, sie wissen nicht, wie man etwas auf zivilisierte Weise erledigt.«
    Ringil blickte konzentriert auf die vernarbte Theke hinab.
»Und warum genau sollte ich an diesem Harath interessiert sein?«
    »Oh, nun ja.« Der andere Mann beugte sich herüber, um grinsend sein Geheimnis mitzuteilen. »Der Drachentöter ist vor ’ner Woche hergekommen, Herr, und hat nach ihm gefragt. Hat gefragt, wo er ihn finden kann.«
    »Hat namentlich nach ihm gefragt?«
    »Ja, Herr.«
    »War er gestern Abend mit ihm zusammen?«
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Ist erst heute Morgen aufgetaucht, wirkte von allem ziemlich überrascht. Aber bei dem seid Ihr immer noch am besten aufgehoben. Ich meine, diese Bande?« Eine umfassende, wegwerfende Geste zu den anderen Gästen. »Einige von denen waren hier, als es losging, wohl wahr. Sind auch seitdem hier gewesen, bis Tagesanbruch, haben drüber geredet. Waren die besten Abendeinnahmen seit Monaten. Aber keiner von denen hat tatsächlich mit dem Drachentöter gesprochen. Der Drachentöter ist nicht mal durch die Tür gekommen, bevor die Wache ihn erwischte. Diese Bande? Verdammte Schaulustige, alle.«
    »Ja, gibt immer ’ne Menge von denen.« Ringil brütete einen Moment vor sich hin. »Hast du sonst noch mit jemandem darüber gesprochen?«
    »Könnte ich nicht behaupten, Herr. Aber ich hab gewusst, dass sie früher oder später so jemanden wie Euch schicken würden.«
    Ringil kniff die Augen zusammen. »Jemanden wie mich?«
    Der Wirt grinste erneut. »Keine Sorge, Herr! Ich weiß, wann ich den Mund halten muss. Und ehrlich, nichts gegen die Wache, sind ’n paar gute Männer drunter. Aber manchmal, na ja, da braucht man gewisse andere … Fang methoden, stimmt’s?«

    »Du bist ein schlauer Mann«, sagte Ringil zu ihm und holte eine weitere Münze hervor. »Und ein diskreter, wie es scheint. Das sind zwei bewundernswerte Eigenschaften bei einem Soldaten.«
    »Ja, Herr.« Die Münze verschwand wie bei einem Zaubertrick, diesmal ohne zu klopfen. »Hoffentlich kriegt Ihr ihn, Herr. Drachenheld oder nicht, es sind ausländische Schurken, die dieses Reich untergehen lassen.«
    Ringil nickte dem Wirt auf eine Weise zu, die er für angemessen grimmig hielt, und ging. Er durchquerte den Raum mit den niedrigen Deckenbalken, näherte sich dem jungen Majak und seiner Hure und nahm unterdessen die Ausgänge in Augenschein. Eine instinktive

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