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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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war.
    Es war ein wenig wie das Gefühl an jenem Tag, als Ringil ihr die Nachricht vom Tod ihres Vaters überbracht hatte.
    Inzwischen saß Egar im Gefängnis, verwundet und entehrt, und ihm drohte die Hinrichtung. Ringil war da draußen in der Dunkelheit, in der nächsten Runde, falls man dem Drachentöter Glauben schenken durfte, gegen eben jene blau flackernden Feinde, denen sie sich in Beksanara gegenüber gesehen hatten.
    Sie lag hier, im kuscheligen Bett.
    Es war so falsch, dass sie nicht wusste, wo sie anfangen sollte.

    Aber Jhiral hatte ihr verboten, Ringil zu begleiten.
    Du bist kein Attentäter, hatte er ihr freundlich gesagt, obwohl du ja in letzter Zeit dein Bestes gegeben hast, den gegenteiligen Eindruck zu erwecken. Ich brauche dich hier, für weniger grobschlächtige Zwecke.
    Sie rutschte mit dem Kopf auf eine kühlere Stelle des Kissens. Dennoch blöd. Ihre Haut und ihre Augen hätten sie verraten, sobald sie sich den Mauern der Zitadelle auch nur auf eine Meile genähert hätte. Sie hätte sich eingehüllt wie eine Ehefrau aus Demlarashan in den Kampf werfen müssen, und was hätte das für einen Nutzen gehabt, verdammt? Und obwohl sie sich wie alle anderen Kiriath auf dem Feld dem schuppigen Volk gestellt hatte, obwohl sie von Kindesbeinen an gelernt hatte, Kriegerin zu sein, obwohl sie im vergangenen Jahr einen Hüter im hellen, kalt lodernden Zorn ermordet hatte – so war sie sich immer noch nicht sicher, was sie in Ringils Augen hatte brennen sehen. Sie glaubte nicht, einem schlafenden Mann die Kehle durchschneiden zu können.
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Ja«, krächzte sie, die Kehle wie zugeschnürt vom Herumliegen in der Stille. Sie machte einen halbherzigen Versuch, sich zu erheben, und gab es auf. »Ich bin wach, Kef. Komm rein!«
    Die Tür öffnete sich. Es war nicht Kefanin.
    Ishgrim stand da, in einem schlichten, cremefarbenen Nachthemd, das ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichte und die schlanken bloßen Beine zeigte. Herabfallendes langes Haar und eine Kerze von derselben Farbe zwischen ihren schlanken Fingern. Im Schein der Flamme wirkte ihr Gesicht wie eine Halbmaske aus Schatten und Licht. Licht tröpfelte das Nachthemd herab …
    Archeth schob sich auf die Kissen hoch.
    … und die Brustwarzen zeichneten sich dunkel unter dem
Gewebe ab und zogen Archeths Blick zu den großen, unverdorbenen Brüsten, die sich durch den Stoff drückten. Sie hatte sich die Lippen mit irgendetwas rot gefärbt, sie …
    »Ishgrim.« Sie hörte jetzt, dass sie es gesagt hatte, wie eine Forderung, wie Durst. Sie schluckte schwer. »Ishgrim, ich war der Ansicht, wir wären uns einig gewesen, dass …«
    »Der Steuermann hat mich geschickt«, sagte das Mädchen eilig. »Der Steuermann hat gesagt, Ihr braucht mich.«
    Archeth runzelte die Stirn. »Angfal hat das gesagt?«
    »Nein, Mylady. Der andere, der neue. Er hat aus der Luft zu mir gesprochen.«
    Verfluchter Anasharal! Wenn ich nicht eine Brechstange zu dir mitnehme, bevor die Woche zu Ende ist …
    Ishgrim trat weiter ins Zimmer, näher ans Bett heran. Archeth setzte sich auf.
    »Ishgrim, hör mal, ich …« Sie wollte gerade aus dem Bett steigen, da fiel ihr ein, dass sie nackt war, und sie hielt mitten in der Bewegung inne, den Saum der Bettdecke anzuheben. Das Mädchen – das Sklavenmädchen, Archidi – blieb vier Fuß vor dem Bett stehen. Das Baumwollgewebe bewegte sich an ihr, der Saum schaukelte, streifte über ihre Oberschenkel. Archeth fing den Duft nach Bad und Kräutern ein, und darunter …
    Das Lampenlicht ließ das dunkle Dreieck unten an ihrem Bauch schimmern, versteckt hinter der Baumwolle, aber …
    Die Erinnerung flammte auf, schmiedehell und warm – an das erste Mal, als sie Ishgrim gesehen hatte, im geheimen Besprechungsraum letztes Jahr, nackt vom Hals an abwärts, nur ein formeller Haremsschleier hatte Gesicht und Haar bedeckt. Ihren Duft an Jhirals Fingern.
    Was meinst du? Sie ist neu. Was hältst du von ihr? Soll ich sie in dein Schlafzimmer schicken, wenn ich mit ihr fertig bin?

    Alles hatte dort zur Schau gestanden, ein weiterer von Jhirals sorgfältig durchdachten Beweisen für seine Macht, und jetzt entdeckte sie, dass sie immer noch jede Rundung und Wölbung in- und auswendig kannte.
    Sie erinnerte sich daran, ein paar Tage später Ishgrim in ihrem Bett vorgefunden zu haben. Jhiral, getreu seinem imperialen Wort, hatte seinen Besitz weitergereicht.
    Mir wurde geheißen, Euch zu dienen, Mylady. Auf jede

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