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Das kalte Schwert

Das kalte Schwert

Titel: Das kalte Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Morgan
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verdammte Dynastie im Auge behalten – Archeth war alt genug, jetzt zum Rat der Kapitäne zugelassen zu werden, ihre eigene Rolle in der untergründigen Lenkung der yheltethischen Angelegenheiten zu spielen. Darin sahen die Kiriath ihre Aufgabe oder ein Mittel zu einem Zweck oder vielleicht bloß ein Hobby. Es war, wie ihr Vater wiederholt sagte, wichtige Arbeit zu erledigen.
    Also vergiss Sabal den Eroberer, weil sein Sohn jetzt auf dem Thron saß – Jhiral I., ein scheuer, sanfter Junge, mit dem Archeth aufgewachsen war. Sie hatten zusammen Fangen in den Gärten und Fluren von An-Monal und dem Palast in Yhelteth gespielt, und die Nachfolge war noch weit entfernt davon gewesen, gesichert zu sein. Flaradnam und Grashgal verbrachten einen ziemlich großen Teil der nächsten paar Jahrzehnte damit, Thronräuber niederzuwerfen, Grenzen und Gesetze zu sichern und das frisch errichtete Reich zu etwas zurechtzuhämmern und zu schmieden, das an ein dauerhaftes Werkzeug der Politik für die Region erinnerte.

    Und auf Jhiral folgte Sabal II., offenbar eine solide Wiedergeburt der Brutalität, Gewitztheit und militärischen Fähigkeiten seines Großvaters. In An-Monal stießen sie alle einen gemeinsamen Seufzer der Erleichterung aus und traten zurück, damit er Platz für sein Schwert hatte.
    Und dann Akal der Große, bisher vielleicht der Beste von allen.
    Und jetzt Jhiral II. Mit ihm musste sie allein zurechtkommen, Pech gehabt. Manchmal fragte sie sich – so auch jetzt –, warum sie so verdammt in Sorge war.
    Aber man lässt ungern von alten Gewohnheiten.
    Sie vollendete eine letzte Biegung in den milchigen, geäderten Steinkorridoren – das Gekreisch traf sie voll ins Gesicht, und sie gab sich alle Mühe, nicht zurückzuzucken – und trat unter der schweren Marmorhaube des Eingangsbogens hindurch und hinaus auf die Ehrenspitze.
    Die Exekutionsgesellschaft nahm ihre Ankunft nicht sogleich zur Kenntnis – aller Aufmerksamkeit war nach innen auf das Tagesgeschäft gerichtet, und bei dem Lärm, den die Verdammten machten, hätte sie auch in voller Rüstung auf einem Kriegspferd einreiten können und wäre immer noch unbemerkt geblieben. Alles in allem zählte sie etwa zwanzig Männer – Henker und Lehrlinge in dem düsteren Grau und Pflaumenblau ihrer Gilde, ein paar Richter in Roben, die darauf zu achten hatten, dass die Strafe vollzogen wurde, und dann eine Anzahl Adeliger mit starken Mägen, die das Gefühl hatten, sich gerade jetzt einschmeicheln und etwas imperiale Gunst erlangen zu müssen.
    Der geheime Besprechungsraum.
    Unter anderen Umständen war es ein strahlender, wunderschöner Raum. Die Ehrenspitze war eine von drei stumpfen Marmorvorsprüngen – Ehre, Opfer, Mut, die Trinität des alten
yheltethischen Reiterstammes –, die sich in regelmäßigen Abständen von der ansonsten kreisrunden Mauer um einen abgeschlossenen Zierteich von fünfzig Metern Durchmesser ins Wasser erstreckten. Sonnenlicht fiel durch die geschickt abgewinkelten Lüftungsschächte in der hohen Deckenkuppel, und der Marmor sprühte und funkelte, wo die Strahlen direkt darauf trafen. Anderswo warf die Spiegelung vom Wasser gewellte Muster aus Licht und Schatten an die Wände. Ein Zeltfloß aus seltenen Hölzern und Seide war gewöhnlich in der Mitte des Teichs verankert, ein privater Rückzugsort für den Imperator, den man nur in einem gestakten Boot erreichen konnte, weil man es gewiss nicht überlebt hätte, hinüberzuschwimmen.
    Aber das Floß war gegenwärtig fest an der Opferspitze vertäut, sehr weit weg. Na ja, du würdest ungern Blutspritzer auf diese Seide bekommen. Dauert ewig, bis man die Flecken wieder rauskriegt. Und vier der verurteilten Verräter – drei Männer und eine Frau – trieben bereits auf ihren Exekutionsbrettern in sicherer Entfernung von der Opferspitze, und sie trieben noch weiter weg.
    Archeth bemühte sich, den Blick von ihrem Schicksal fernzuhalten.
    Sie konzentrierte sich auf Jhirals Rücken, das kostbare imperiale Ocker und Schwarz seines Umhangs inmitten der versammelten Palette von matten Farben der Kleidung der Henker. Sie unterdrückte einen Schauder und schwor sich, sie würde nie mehr versuchen, das Krin auf kalte Weise zu entziehen.
    »Mylord.«
    Hoffnungslos – das Geschrei übertönte sie. Der fünfte Mann trat und schlug wild um sich, als sie ihn zu den Hand- und Fußfesseln des letzten verbliebenen Bretts zerrten. Mit einer jähen Eiseskälte, die ihr durch die Adern fuhr,

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