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Das Karpaten-Projekt

Das Karpaten-Projekt

Titel: Das Karpaten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schmitz
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sich wie »mangiare« anhörte, und zeigte auf die Decke, die seine Frau unter dem Nussbaum
ausgebreitet hatte. »Paine, cepe, apa .« Schreiber blickte
sich um. Der Ort war vom Weg nicht einzusehen, und er hatte kein Wasser mehr.
Also setzte er sich neben die Decke, nahm einen tiefen Zug aus der Pulle seiner
Gastgeber und mümmelte an dem Brot, das die Frau für ihn a bgeschnitten
hatte.

    Hannes hätte die Leute gern gefragt, wie das Dorf hieß.
Aber er wusste nicht wie. Dann fiel ihm Dianas Visitenkarte ein. Sat Ma gura, stand darauf, sat hieß doch Dorf. Also zeigte
Schreiber in die Richtung der Häuser und sagte »Sat«.

    »Da, da.«

    »Name?«, fragte Hannes.

    »Ion.« Der Zigeuner reichte ihm die Hand. Schreiber
schüttelte sie. Dann zeigte er wieder zum Dorf. » Sat Name?«

    »Ah, sat Butschum.«

    Schreiber holte die Karte aus seinem Rucksack und suchte
ein Dorf, das so hieß. In der Gegend, in der er sich wähnte, fand er ein
Bucium, hielt die Karte seinem Kumpel Ion hin und zeigte mit dem Finger auf das
Nest. Der Zigeuner besah den Lappen wie ein unbekanntes Wesen und zuckte mit
den Schultern. Um die Peinlichkeit zu überspielen, bot Schreiber Zigaretten an.
Sogar die Frau, die bisher geschwiegen hatte, sagte »Mult umesc« und nahm eine. Es war seine erste Zigarette seit einem Tag. Sie schmeckte
heftig.

    Als sie abgebrannt war, verabschiedete sich Hannes mit
einem einstudierten »La revedere« und
zog weiter auf das Dorf zu, von dem er hoffte, dass es tatsächlich Bucium hieß.
Unterwegs fiel ihm ein, dass es keine gute Idee war, in aller Herrgottsfrühe
auf Socken durch ein abgelegenes Nest zu marschieren, wenn man verborgen
bleiben wollte. Schreiber umschlug die Häuser in einem weiten Bogen nach rechts
und stieß irgendwann auf eine Teerstraße. Laut Karte musste sie Bucium mit dem
Nachbardorf im Osten verbinden. Er holte sein Handy aus der Rucksacktasche und
freute sich über die drei Striche, die ihm ein brauchbares Netz versprachen.
Schreiber drückte die Nummer, die er unter Diana gespeichert hatte, und ließ es
läuten. Viertel vor sechs zeigte die Uhr, keine gute Zeit für Anrufe. Nach
einem halben Dutzend Klingeltönen meldete sich eine Frau Hello.

    »Schreiber hier, Morgen, Frau Steinkamp. Können Sie mich
etwas früher abholen? Und an einem anderen Ort?«

    »Was ist denn los?«

    »Erzähl ich Ihnen nachher. Haben Sie eine Straßenkarte
zur Hand?«

    »Mmh«, brummte die Steinkamp, »Moment.« Der Moment
dauerte eine Weile an, dann meldete sie sich wieder. »Wo stecken Sie?«

    »An der Straße von Serca i t a
nach Bucium, glaube ich.«

    »So, glauben Sie?«

    »Ich bin mir ziemlich sicher.«

    »Gut. Ich komme in einer Stunde da vorbei.«

    »Geht’s nicht schneller?«

    »Warum denn, was ist denn mit Ihnen los?«

    »Später. Kommen Sie einfach, so schnell Sie können.«

    Etwas abseits der Straße fand Schreiber einen Unterschlupf
aus Ästen und Maisstroh. Er kroch hinein. Ein verkohlter Kreis vor dem Eingang
kündete von Lagerfeuern, an denen sich Feldhüter gewärmt hatten. Von hier hatte
man einen weiten Blick über das fruchtbare Land. Die Straße, auf der die
Steinkamp kommen musste, war gut einzusehen. Ein einsames Fuhrwerk zockelte
dahin. Die roten Troddeln am Kopf der Pferde wehten im Fahrtwind. Als die
beiden Gäule vom Trab in den Schritt fielen, knallten die Kutscher mit der
Peitsche. Hinten auf dem Leiterwagen saßen Frauen und Kinder mit Rechen und
Hacke in der Hand. Irgendwann bog der Wagen von der Straße ab und verlor sich
in den Feldern.

    Nach einer Dreiviertelstunde sah Schreiber einen Geländewagen
Richtung Bucium bummeln. Die deutschen Nummernschilder an dem Landrover waren
durchs Fernglas gut zu erkennen. Schreiber raffte seinen Rucksack und rannte
zur Straße, kam noch vor dem Auto dort an, winkte und riss, als der Defender
hielt, die Hecktür auf. Er warf seinen Rucksack hinein, sprang hinterher und
setzte sich auf den Boden zwischen die beiden Bänke.

    »Wenden und weg!«, kommandierte er. Diana Steinkamp
würgte vor Schreck den Motor ab. Sie startete ihn wieder, stieß die Schnauze
des Landrovers in einen Feldweg, setzte zurück und schlug die Richtung ein, aus
der sie gekommen war.

    »Würden Sie mir freundlicherweise erklären, was hier
eigentlich los ist?« Ihre leicht kreischige Stimme übertönte das Brummen des
Dieselmotors problemlos. Schreiber hoppelte auf dem Hintern näher an den
Fahrersitz und berichtete ihr von der Nacht, die hinter ihm

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