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Das Karpatenschloß

Das Karpatenschloß

Titel: Das Karpatenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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besser dar-
    auf, Feuer anzuzünden als es zu löschen!«

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    — 58 —
    Auf diese Erklärung hin versuchte jedermann den Rauch
    an der Spitze des Wartturms zu entdecken. Schließlich be-
    stätigten die meisten, daß sie ihn ganz deutlich gesehen hät-
    ten, obgleich er bei der weiten Entfernung auf keinen Fall
    wahrzunehmen war.
    Die Wirkung dieser merkwürdigen Erscheinung über-
    stieg alles, was man sich nur denken konnte. Wir müssen
    hierbei noch ein wenig verweilen. Der Leser versuche bitte,
    sich in die Geistesverfassung zu versetzen, wie sie sich bei
    den Bewohnern von Werst vorfindet, dann wird er nicht
    mehr über das staunen, was im weiteren Verlauf dieser Er-
    zählung berichtet wird. Er soll selbstverständlich nicht an
    Übernatürliches glauben lernen, sich aber daran erinnern,
    daß die hiesige unwissende Bevölkerung daran glaubte. An
    das Mißtrauen, mit dem das Karpatenschloß bisher betrach-
    tet worden war, solange es noch als völlig verlassen galt,
    knüpfte sich nun, da es bewohnt und – großer Gott! – von
    welcher Art Wesen bewohnt war, noch der bleiche Schre-
    cken.
    In Werst gab es einen Versammlungsort, den durstige
    Seelen gern aufsuchten, wo jedoch auch andere, die gar
    nichts tranken, nach getanem Tagwerk gern ein Weilchen
    von ihren Angelegenheiten plauderten. Die Letztgenannten
    waren natürlich in geringerer Zahl vertreten. Dieses allen
    offenstehende Lokal war der Haupt- oder richtiger, der ein-
    zige Gasthof des Dorfs.
    Als Eigentümer bewirtschaftete ihn ein Jude namens
    Jonas, ein wackerer Mann von etwa 60 Jahren, mit freund-
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    lichem Gesicht, das aber an den schwarzen Augen, der Ad-
    lernase, den vorstehenden Lippen, den schlichten Haaren
    und dem traditionellen Spitzbart auf den ersten Blick den
    Semiten erkennen ließ. Unterwürfig und gefällig, lieh er an
    diesen und jenen willig kleinere Summen aus, ohne dafür
    Wucherzinsen zu nehmen, wenn er auch etwas streng dar-
    auf achtete, zum festgesetzten Termin sein Geld von dem
    Entleiher zurückzubekommen. Gebe der Himmel, daß die
    im transsilvanischen Land ansässigen Juden alle so ehren-
    haft und wohlwollend wären, wie der Gastwirt zu Werst!
    Leider bildet dieser vortreffliche Jonas eine Ausnahme.
    Seine Glaubensgenossen und seine Geschäftskollegen –
    denn diese sind als Gast- und Schankwirte, die Getränke
    und Spezereien verkaufen – betreiben das Nebengeschäft
    als Geldverleiher mit einer für die Zukunft des rumäni-
    schen Bauers beunruhigenden Härte, so daß man gewiß
    noch Grund und Boden aus den Händen der Einheimi-
    schen in die der eingewanderten Rasse wird übergehen se-
    hen. Da sie ihre gemachten Vorschüsse so gut wie niemals
    zurückerhalten, werden die Juden eben zu Eigentümern der
    Schänken oder der von Hypotheken erstickten Ländereien,
    und wenn das gelobte Land nicht mehr Judäa ist, so kann
    es eines Tages wohl auf den Landkarten von Siebenbürgen
    verzeichnet stehen.
    Der Gasthof zum ›König Mathias‹ – so nennt sich das
    Haus – nahm auch eine Ecke der Dorfstraße von Werst
    durchschneidenden Terrasse, dem Haus des Biró gegenüber
    ein. Es war ein altes, halb hölzernes, halb steinernes Bau-
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    werk, das an vielen Stellen geflickt, aber von reichem Grün
    überzogen und im ganzen recht anheimelnd anzusehen
    war. Es bestand aus einem Erdgeschoß mit einer nach der
    Terrasse führenden Glastür. Im Innern gelangte man erst
    in einen geräumigen Saal, der mit Tischen für die Gläser
    und mit Schemeln für die Gäste versehen war, außerdem
    einen Schanktisch aus wurmzerfressenem Holz, auf dem
    Töpfe, Schüsseln und sonstiges Geschirr standen, und eine
    Schranke aus schwarzem Holz enthielt, hinter der Jonas zur
    Verfügung seiner Gäste stand.
    Die nötige Beleuchtung erhielt die große Gaststube
    durch zwei Fenster, die an der Vorderwand auf die Ter-
    rasse hinausgingen, und durch zwei andere diesen gegen-
    über an der Hinterwand. Von diesen beiden war das eine
    äußerlich durch einen dichten Vorhang von Schling- und
    Hängepflanzen verschlossen, so daß es nur ein wenig gebro-
    chenes Licht eindringen ließ. Das andere bot, wenn man es
    öffnete, einen herrlichen Ausblick über das ganze untere Tal
    des Vulcan. Ein wenig unterhalb des Taleinschnitts schos-
    sen die polternden Wellen eines Bergbachs, des Nyad, da-
    her; auf der einen Seite stürzte dieser Bach den Abhang des
    Mittelbergs hinunter, da seine Quelle auf der Höhe des Pla-
    teaus von

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