Das Karpatenschloß
ei-
ner der Burgbewohner trug?
»Sollte sie es sein?« murmelte Franz.
Er erinnerte sich jetzt, daß ihm schon ein Lichtschein
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aufgeblitzt war, um ihm den Eingang ins Schloß zu zeigen,
als er zwischen den Felsmassen des Orgallplateaus umher-
irrte. Und wenn es La Stilla gewesen war, die ihm jenes Licht
von den Fenstern des Wartturms aus gezeigt hatte, konnte es
nicht wiederum sie sein, die ihn jetzt durch die Windungen
und Biegungen des Schloßgrundes zu leiten suchte?
Kaum seiner Sinne Meister, bückte sich Franz und starrte
nach der hellen Stelle, ohne jedoch sonst eine Bewegung zu
machen.
Mehr eine Art verbreiteter Schein als ein einzelner Licht-
punkt schien dort ein unterirdisches Gewölbe matt zu er-
hellen.
Schnell entschloß sich Franz weiterzukriechen, denn
seine Füße vermochten ihn kaum noch zu tragen, und
nachdem er durch eine enge Öffnung gekommen war, fiel
er an der Schwelle des engen Gelasses nieder.
Dieser verhältnismäßig gut erhaltene Raum von 12 Fuß
Höhe bildete einen Kreis von ziemlich gleichem Durch-
messer. Seine Gewölberippen, die an Kapitellen von acht
Säulen aufgelegt waren, strahlten nach einem in der Mitte
herabhängenden Schlußstein zusammen, und an diesem
hing wieder eine Glaslampe, die einen grünlichen Schein
ausstrahlte. Gegenüber der Tür und zwischen den Pfeilern
ausgebrochen, befand sich noch eine zweite Tür, die aber
geschlossen war und an der die verrosteten Köpfe großer
Nägel die Stelle bezeichneten, wo auf der anderen Seite das
Schloß befestigt war.
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Franz erhob sich, schleppte sich nach jener anderen Tür
und versuchte, deren schwere Flügel zu erschüttern.
Sein Bemühen erwies sich als fruchtlos.
Einige von der Zeit benagte Möbelstücke standen in der
Höhle; hier ein Bett oder vielmehr eine Lagerstätte aus Ei-
chenkernholz, auf der sich einige Decken und Kissen be-
fanden; dort ein Schemel mit gedrehten Füßen und ein mit
Bandeisen an der Wand befestigter Tisch. Auf dem Tisch
wieder standen verschiedene Geräte; ein Krug mit Wasser,
ein Teller mit einem tüchtigen Stück kaltem Fleisch und
ein großer Laib Brot, das schon mehr dem gewöhnlichen
Schiffszwieback ähnelte.
All diese Vorbereitungen deuteten wieder darauf hin,
daß ein Bewohner dieser Höhle oder eigentlich ein Ge-
fangener in diesem Kerker erwartet worden war. War nun
Franz von Telek dieser Gefangene, der sich durch List hatte
hierher verlocken lassen?
Im Wirrwarr seiner Gedanken dachte Franz hieran mit
keiner Silbe. Von Hunger und Müdigkeit erschöpft, ver-
zehrte er die auf dem Tisch vorhandenen Nahrungsmittel
und löschte den brennenden Durst aus dem Wasserkrug;
dann sank er auf das grobe Bett, wo ihn einige Minuten der
Rast doch wenigstens etwas kräftigen mußten.
Als er aber seine Gedanken zu sammeln versuchte, zer-
rannen ihm diese wie Wasser, das er in der Hand gehalten
hatte.
Sollte er nun den Tag abwarten, um seine Nachforschun-
gen wieder aufzunehmen? War seine Willenskraft jetzt
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nicht so sehr herabgesetzt, daß er die Herrschaft über jede
Handlung ganz verlor?
»Nein!« sprach er für sich, »ich warte nicht! Nach dem
Turm – noch diese Nacht muß ich nach dem Wartturm ge-
langen!«
Da erlosch plötzlich das künstliche Licht, das die im De-
ckenschlußstein hängende Lampe bisher verbreitet hatte,
und die Höhle lag in tiefster Finsternis.
Franz wollte sich erheben. Es gelang ihm nicht, und sein
Denkvermögen schlummerte ein oder, richtiger, es stand
plötzlich still, wie der Zeiger einer Uhr, deren Feder ge-
sprungen ist. Das war ein seltsamer Schlaf, mehr eine erdrü-
ckende Erstarrung, eine völlige Vernichtung des Seins, die
eine innere Beruhigung nicht aufkommen lassen konnte.
Wie lange dieser Schlaf gedauert hatte, konnte Franz, als
er daraus erwachte, nicht abschätzen. Seine inzwischen ste-
hengebliebene Uhr zeigte ihm nicht mehr die Stunde. Die
Höhle war aber jetzt wieder mit mattem Licht erfüllt.
Franz verließ das Lager und tat einige Schritte zu der ers-
ten Tür; sie stand noch immer offen; – dann zu der zweiten,
die war geschlossen wie vorher. Er wollte jetzt nachdenken,
doch das gelang ihm nur mit Mühe.
War sein Körper vom Vortag her noch von der Anstren-
gung erschöpft, so fühlte er heute eine merkwürdige Leere,
einen belästigenden Druck im Kopf.
»Wie lange mag ich geschlafen haben?« fragte sich
Franz. – »Ist es jetzt Tag oder
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