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Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)

Titel: Das kastilische Erbe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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lachte Alonso de Palencia auf.
    »Sollten Doña Jimenas Worte wahr und unsere Reina Isabel die starke Herrscherin werden, die sich die Mendozas wünschen, dann weiß ich noch jemanden, der auf ein falsches Pferd gesetzt hat und sich schwarz ärgern wird!«
    Während die anderen beiden Männer fragten, von wem er spreche, nickte Jimena.
    »Ja, da habt Ihr recht. Es wird der Tag kommen, an dem sich Erzbischof Carrillo im Zorn von ihr abwendet und wieder einmal die Seiten wechselt. Er kann ein starker und sehr eifriger Verbündeter sein, aber auch ein fürchterlicher Feind, denn der Erzbischof glaubt an nichts und niemanden außer an seine eigene Macht und seinen eigenen Vorteil, dem allein seine Treue gilt.«
    Die drei Männer starrten sie mit offenen Mündern an. »Ihr habt keine allzu gute Meinung von unserem Primas von Kastilien«, sagte Don Alonso schließlich. »Passt nur auf, dass er nichts von Euren unverblümten Reden erfährt. Ich halte ihn für einen Mann, der so etwas nicht ungestraft durchgehen lässt.«
    »Schon möglich«, stimmte ihm Jimena zu. »Daher spreche ich die Wahrheit nur unter Verbündeten aus, die nicht wanken, komme, was wolle. Eure Treue gilt Isabel, nicht dem Erzbischof und nicht der Macht allein«, sagte sie mit solcher Inbrunst, dass die Männer gerührt schienen.
    »Ihr seid eine wirklich interessante junge Dame«, meinte Don Gutierre nach einer Weile und deutete eine Verbeugung an. »Und ich freue mich, dass Ihr Euch unserer Mission angeschlossen habt, selbst wenn ich gestehen muss, dass ich nicht von Anfang an so dachte.«
    »Ach nein?«, gluckste Jimena belustigt. »Und ich muss gestehen, dass mir das durchaus nicht entgangen ist.«
    Sie mussten alle vier lachen und legten sich in dieser Nacht in freundlichem Einvernehmen unter ihren Decken zur Ruhe. Der Schlaf der Erschöpfung griff nach ihnen und schenkte ihnen wenige Stunden Erholung, denn schon allzu früh dämmerte der nächste Morgen heran, der sie über die Grenze nach Aragón führen würde.
    Man empfing sie nicht im Alcázar des Königs. Der Bote, der ihnen vor den Mauern von Saragossa entgegenkam und sie abfing, führte sie zum Haus eines Adeligen, das kaum die Bezeichnung Palacio verdiente und ein wenig abseits des Viertels stand, in dem man die Mächtigen des Landes finden konnte. Dorthin wollte sich König Juan II. begeben, um sich mit den kastilischen Abgesandten zu besprechen. Jimena war ge spannt darauf, den alten König kennenzulernen, dessen Jähzorn sprichwörtlich war, und neugierig auf sein politisches Geschick oder – wollte man es weniger freundlich ausdrücken – auf seine Neigung, Intrigen zu spinnen und seine Gegner kunstvoll gegeneinander auszuspielen. Jimena wusste, dass es ihrer ganzen Vorsicht und Achtsamkeit bedurfte, sich von dem alten Fuchs nicht hereinlegen zu lassen. Er konnte zwar nicht mehr richtig sehen, doch das war kein Grund, ihn zu unterschätzen!
    Und natürlich brannte sie darauf, den Prinzen zu sehen. Was für einen Gemahl würden sie Isabel nach Kastilien bringen? Er war jung – gut, das war von Vorteil, doch allein dies würde ihn nicht zu einem guten Ehemann und zu einem geeigneten König an Isabels Seite machen. Alles, was sie bisher über ihn wusste, war, dass er ein Jahr jünger war als Isabel. Sie konnte sich nicht einmal sicher sein, ob das kleine Porträt, das man Isabel von ihm geschickt hatte, Ähnlichkeiten mit ihm aufwies. Zumindest war es üblich, für solche Bilder die Realität ein wenig zu schönen, und nicht selten war es unmöglich, das Original anhand des Bildnisses zu erkennen. So wappnete sich Jimena innerlich, als der König von Aragón und Kronprinz Fernando gemeldet wurden. Ja, sie spürte, wie sie die Luft anhielt, als die Tür geöffnet wurde und man den Herrscher mit seinen Beratern einließ.
    Natürlich war Jimena nicht offiziell zu dieser Besprechung zugelassen, doch ihre zunehmende Vertrautheit mit ihren Reisegefährten hatte es ihr erleichtert, die Männer davon zu überzeugen, dass es sinnvoll sein würde, sie zumindest als stumme Zeugin dabei sein zu lassen. Die Männer aus Aragón würden nicht einmal Notiz von ihr nehmen, sie dagegen könnte die Stimmung einschätzen, vielleicht Lügen und Fallstricke erkennen und den Abgesandten aus Kastilien so einen Vorteil verschaffen. So lautete der Plan. Doch zumindest in einem Punkt irrte sich Jimena. Während der alte König und seine Berater die Männer aus Kastilien begrüßten, sich zusammensetzten und

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