Das kastilische Erbe: Roman (German Edition)
Entschlossenheit aus, die man von solch einem Unterhändler erwarten konnte.
Fernando nickte und ließ Don Gómez’ Schlachtross kommen. Mit sechs leicht bewaffneten Reitern stob er davon.
»Und, wie hat sich Alfonso entschieden?«, erkundigte sich Isabel voller Ungeduld, als der Bote eintrat und verkündete, Don Gómez sei zurück.
Die Verhandlungen hatten sich über Tage hingezogen. Isabel war inzwischen so weit genesen, dass sie sich morgens mit allen anderen von ihrem Lager erhob. Ihre Gedanken kreisten um die Vorgänge im Feldlager vor den Toren Toros, während sie sich noch immer im Kloster der Klarissen aufhielt und deren Stundengebeten lauschte, sooft es ihr möglich war.
Zu aller Überraschung trat nun Don Gómez selbst in den Vorraum vor der eigentlichen Klausur, zu dem auch Männer Zutritt hatten, verbeugte sich vor der Königin und erkundigte sich nach ihrem Befinden.
»Mir geht es gut«, gab sie schroff zurück. »Sagt, was habt Ihr erreicht?«
Don Gómez schüttelte den Kopf. »Es wird keinen Zweikampf geben. Zwar war König Alfonso grundsätzlich dazu bereit, doch die Bedingungen, die er an diesen Kampf knüpfte, sind für Euren Gatten den König unannehmbar.«
»Was hat er denn gefordert?«, hakte Isabel mit gerunzelter Stirn nach.
»Euch, Majestät«, gab Gómez Manrique zurück. »Der Einsatz für diesen Kampf solltet Ihr und Juana sein, und der Portugiese forderte, dass Ihr Euch, bis der Kampf entschieden sei, als seine Geisel zu ihm begebt. Daher hat Euer Gatte abgelehnt.«
Isabel wusste nicht, ob sie erfreut oder verärgert sein sollte. »Und wie soll es nun weitergehen?«
Don Gómez hob die Schultern. »Der König hat noch nicht entschieden. Es kam zu einem kleinen Scharmützel mit einigen Bürgern aus Toro, die zu ihren Feldern wollten, ansonsten scheinen beide Heere abzuwarten.«
Isabel nickte mit grimmiger Miene. »Ich weiß ganz genau, worauf der Portugiese wartet, aber Ludwig wird nicht kommen.« Sie warf einen Blick zu Jimena, die voller Zuversicht nickte. Nein, der französische König war weit weg und mit anderen Dingen beschäftigt. Zumindest hoffte sie, dass ihre Träume sie nicht trogen.
Isabel konzentrierte sich wieder auf den Boten. »Wir müssen eine Entscheidung herbeiführen! Je früher, desto besser.«
»Unsere Gegner sind aber in der besseren Position«, wagte Don Gómez einzuwenden. »Sie sitzen hinter ihren schützenden Mauern, während wir in ihrem Pfeilhagel gegen sie anrennen müssten. Und über mauerbrechende Kanonen verfügt Ihr nicht, Majestät, obgleich ich gehört habe, dass die deutschen Kanonengießer inzwischen über so große Kaliber verfügen.«
»Dann müssen wir sie eben irgendwie herauslocken und zu einer offenen Feldschlacht zwingen«, rief Isabel ungeduldig, doch wie man das bewerkstelligen sollte, sagte sie nicht, und so ritt der Bote wieder zurück zum Lager, um mit den anderen weiter abzuwarten.
»Wir brauchen Geld! Viel Geld!«, forderte Isabel in bar schem Ton, hinter dem sich Verzweiflung verbarg, was vermutlich auch der Pater ahnte. Jedenfalls ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Er neigte den Kopf vor der Königin, die nun wieder in den Palast am Ufer des Duero übergesiedelt war. Die körperliche Schwäche und die Schmerzen der Geburt schienen überwunden, das Fieber besiegt, doch die sich im mer mehr zuspitzende Lage des Landes bedrückte sie und schien ihr die Luft zum Atmen zu rauben. Wochen glühender Sommerhitze waren verstrichen, und noch immer lagerten die Heere in Sichtweite zueinander am Duero – Alfonso hinter den Mauern und Fernando davor. Aber bis auf den einen oder anderen kleinen Schlagabtausch war nichts geschehen. Dennoch waren die Nachrichten von der Front alarmierend. Viele der Hidalgos hatten genug von der Warterei im Feldlager und wollten wieder zu ihren Burgen zurückkehren. Manche ritten ganz einfach davon, was auch den einfachen Männern nicht verborgen blieb. Sie murrten und forderten ihren Sold, ansonsten würden auch sie ihren Dienst quittieren und nach Hause gehen. Fernando redete auf sie ein, doch alle wussten, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sein Heer auseinanderbrach.
Allerdings geriet auch der Portugiese langsam in Schwierigkeiten. Auch er hatte ein Heer zu versorgen, was mit dem Gegner vor den Toren immer schwieriger wurde. Und so langsam musste Alfonso einsehen, dass der Franzosenkönig nicht kommen würde.
»Ich werde Euch Geld besorgen«, versprach Fray Hernando und machte sich
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