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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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imstande gewesen wäre. Die Antwort mußte woanders liegen. In augenfälligeren Beschreibungen ... Beschreibungen? Eine Irre in Wut, aus dem Gleichgewicht geraten, mit verwirrtem Blick. Verwirrtem Blick . Später Nachmittag. Heller Sonnenschein. Die meisten Häuser in Japan waren hell und luftig. Sonne, die durch
die Fenster hereinströmt. Ein Kind tritt durch die Tür. Peter griff nach der Hand des Kindes.
    »Du mußt dir jetzt große Mühe geben, dich an das zu erinnern, was du angehabt hast.«
    »Das ist nicht schwer. Wir haben jeden Tag dasselbe getragen. Kleider galten als unbescheiden. Wir trugen helle, weite Hosen und Jacken. Das war die Schuluniform.«
    Peter wandte den Blick ab. Eine Uniform. Dann drehte er sich wieder um. »Hast du das Haar damals lang oder kurz getragen?«
    »In jener Zeit?«
    »An jenem Tag. Als deine Mutter dich an jenem Nachmittag durch die Tür kommen sah.«
    »Ich trug eine Kappe. Wir trugen alle Kappen. Und hatten das Haar normalerweise kurz geschnitten.«
    Das war es, dachte Peter. Eine aus dem Gleichgewicht geratene Frau in Wut, Sonne, die durch die Fenster strömte, vielleicht durch die Tür; eine Gestalt, die eintritt und eine Uniform trug.
    Er griff nach Alisons anderer Hand. »Sie hat dich nie gesehen. «
    »Was?«
    »Deine Mutter hat dich nie gesehen. Darum geht es mit Chasŏng. Das erklärt das zerbrochene Glas, das alte Nachthemd unter den Worten an der Wand im Arbeitszimmer deines Vaters, den Blick in Ramirez’ Augen, als deine Mutter erwähnt wurde.«
    »Was willst du damit sagen? Sie hat mich nie gesehen? Ich war doch da!«
    »Aber sie hat nicht dich gesehen. Nur eine Uniform. Das ist alles, was sie gesehen hat.«
    Alison fuhr mit der Hand an den Mund, und in ihren Blick mischten sich Neugierde und Furcht. »Eine Uniform? Ramirez? Du bist zu Ramirez gegangen?«
    »Es gibt vieles, das ich dir nicht sagen kann, weil ich es selbst nicht weiß, aber wir kommen der Sache näher. Offiziere wurden die ganze Zeit aus den Kampfgebieten in Korea nach Tokio versetzt — und wieder zurück. Das ist allgemein bekannt. Du sagst, deine Mutter sei häufig abends weggegangen. Dahinter steckt ein System, Alison.«
    »Du sagst, sie sei eine Hure gewesen. Sie habe Hurerei getrieben, um Informationen zu beschaffen!«
    »Ich sage, daß es möglich ist, daß sie zu Handlungen gezwungen wurde, die sie zerrissen. Ehemann und Vater. Auf der einen
Seite ihr Mann, ein brillanter Frontkommandant, auf der anderen Seite ein von ihr angebeteter Vater, der in China gefangengehalten wurde. Was konnte sie tun?«
    Alison hob den Blick zur Decke. Wieder verstand sie; das war ein Konflikt, mit dem sie sich identifizieren konnte. »Ich will nicht weitermachen. Ich will nicht noch mehr wissen.«
    »Doch, das müssen wir. Was geschah nach dem Angriff?«
    »Ich rannte hinaus. Einer der Hausangestellten war dort; er hatte die Polizei aus dem Nachbarhaus angerufen. Er brachte mich hin, und ich wartete ... wartete, während die japanische Familie mich anstarrte, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Dann kam ein Militärpolizist und brachte mich zum Stützpunkt. Ich blieb ein paar Tage bei der Frau eines Colonels, bis mein Vater zurückkam.«
    »Und was dann? Hast du deine Mutter gesehen?«
    »Etwa eine Woche später, glaube ich. Es ist schwer, sich genau daran zu erinnern. Als ich nach Hause kam, hatte sie eine Pflegeschwester bei sich. Von diesem Tag an hatte sie immer eine Schwester oder eine Begleiterin.«
    »Und wie war sie?«
    »Verschlossen. Irgendwie in sich zurückgezogen.«
    »Ein dauerhafter Schaden?«
    »Das ist schwer zu sagen. Es war mehr als nur ein Zusammenbruch. Das ist für mich heute klar. Aber damals hätte sie sich hinreichend erholen können, um wieder normal zu funktionieren. «
    »Damals?«
    »Als sie das erste Mal aus dem Krankenhaus nach Hause zurückkam. Mit der Pflegeschwester. Nicht nach dem zweiten Mal.«
    »Erzähl mir davon. Von dem zweiten Mal.«
    Alisons Augen schlossen sich und öffneten sich wieder. Die Erinnerung war für sie offensichtlich ebenso schmerzhaft wie das Bild ihrer Mutter, die sie mit dem Messer angegriffen hatte. »Man hatte für mich arrangiert, daß ich in die Staaten zurückfuhr, zu Dads Eltern. Wie gesagt, Mutter war still, in sich zurückgezogen. Sie hatte drei Pflegeschwestern, die sie in Acht-Stunden-Schichten rund um die Uhr betreuten; sie war nie allein. Mein Vater wurde in Korea gebraucht. Er war abgereist, hatte geglaubt, alles sei unter Kontrolle.

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