Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
dürfen wir Peter Kastlers Leben nicht in Gefahr bringen.«
»Ich bin der Ansicht, daß das eine logische Ausweitung unserer Strategie ist. Um es ganz klar zu sagen, die ganze Strategie taugt vielleicht ohne diesen Faktor nichts. Ich bin der Ansicht, daß wir im Extremfall bereit wären, Kastlers Leben gegen jene Archive einzutauschen. Sie nicht?«
St. Claire sagte nichts.
7
Kastler stand an der Glastür, die ihm den Blick auf den Strand bot, und schob erneut die Vorhänge auseinander. Der blonde Mann war immer noch da. Seit mehr als einer Stunde war er jetzt dort draußen und ging in der heißen Nachmittagssonne auf und ab, das Hemd am Kragen offen, das Jackett über die Schulter gelegt, und sank mit den Schuhen in den warmen Sand.
Er ging auf dem kurzen Strandstreifen zwischen der Veranda aus Redwood und dem Wasser auf und ab und blickte immer wieder zu Peters Haus zurück. Er war mittelgroß und muskulös. Seine Schultern waren breit und dick und spannten den Stoff seines Hemdes.
Kastler hatte ihn das erste Mal gegen Mittag gesehen. Er hatte reglos im Sand gestanden und zu der Redwood-Veranda heraufgeblickt; er hatte ihn fixiert, dessen war Peter sicher.
Inzwischen war der Anblick des Mannes mehr als lästig geworden; er irritierte ihn. Der erste Gedanke, der Kastler gekommen war, war der, daß Aaron Sheffield beschlossen hatte, ihm einen Wachhund anzuhängen. In Gegenschlag! steckte jetzt eine Menge Geld. Und unter Umständen, die beunruhigende Fragen aufwarfen, man hatte ihm noch wesentlich mehr Geld angeboten.
Peter mochte keine Wachhunde. Nicht diese Art jedenfalls. Er zog die Vorhänge zurück, schob die Tür auf und trat auf die
Veranda hinaus. Der Mann blieb stehen und stand jetzt wieder reglos im Sand.
Sie sahen einander an, und Peters Zweifel begannen sich zu verflüchtigen. Der Mann war seinetwegen dort draußen, wartete auf ihn. Peters Gereiztheit schlug in Ärger um. Er trat auf die Treppe zu, ging zum Strand hinunter. Der Mann blieb stehen, wo er war, machte keine Anstalten, auf ihn zuzugehen.
Der Teufel soll Sie holen, dachte Kastler. In diesem privaten Bereich von Malibu gab es nur sehr wenige Leute, aber wenn jemand zusah, mußte der Anblick einer hinkenden, mit Jeans bekleideten Gestalt, deren Oberkörper nackt war, und die auf einen voll bekleideten Mann zuging, der reglos vor einem Strandhaus stand, höchst seltsam gewirkt haben. Ja, wirklich seltsam; der blonde Fremde hatte etwas Eigenartiges an sich. Dabei wirkte er durchaus sympathisch, seine Gesichtszüge sogar beinahe freundlich. Und doch war etwas Drohendes an ihm. Als Kastler nährkam, erkannte er, was es war: die Augen des Mannes waren wach. Das waren nicht die Augen eines Schnüfflers, wie ihn vielleicht ein besorgter Studioangestellter eingestellt haben könnte.
»Hier draußen ist es warm«, begann Peter unvermittelt. »Ich frage mich, warum Sie dauernd in der Hitze auf und ab gehen. Besonders, wo Sie die ganze Zeit mein Haus beobachten.«
»Ihr gemietetes Haus, Mr. Kastler.«
»Dann sollten Sie mir das, denke ich, erklären«, erwiderte Peter, »da Sie ja meinen Namen und offensichtlich auch die näheren Umstände meines Mietvertrages kennen. Das kommt doch nicht etwa daher, daß Ihre Auftraggeber die Miete bezahlen?«
»Nein.«
»Womit ich schon den ersten Punkt gewonnen hatte. Das habe ich nämlich auch nicht vermutet. Und jetzt haben Sie die Wahl — entweder befriedigen Sie meine Neugierde oder ich rufe die Polizei. «
»Ich möchte sogar, daß Sie noch mehr tun. Sie haben Verbindungen nach Washington. Ich möchte, daß Sie eine dieser Verbindungen anrufen und meinen Namen in den Personalakten des Federal Bureau of Investigation überprüfen lassen.«
»Dem was ?« erschrak Peter. Der Mann hatte ganz leise gesprochen, und doch klang seine Stimme eindringlich.
»Ich stehe nicht im aktiven, Dienst«, fügte der Mann schnell hinzu. »Ich bin nicht in offizieller Eigenschaft hier. Aber mein Name steht in den Personalakten des Bureau. Das können Sie überprüfen.«
Kastler starrte den Mann an. »Warum sollte ich das tun?«
»Ich habe Ihre Bücher gelesen.«
»Das ist Ihre Angelegenheit, nicht die meine. Jedenfalls ist das kein Grund.«
»Ich denke doch. Das ist nämlich der Grund, daß ich mir die Mühe gemacht habe, Sie zu finden.« Der Mann zögerte, so als wüßte er nicht, wie er fortfahren solle.
»Weiter.«
»In jedem Ihrer Bücher zeigen Sie, daß gewisse Ereignisse sich vielleicht nicht so zugetragen
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