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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Schülern gesagt, daß der geniale Alex Lonsdale für
diese Konstruktion damals nur ein Befriedigend bekommen
hat. Du hättest dich letztes Jahr wirklich etwas mehr anstrengen
können, Alex.«
»Mag sein«, erwiderte Alex. Er hatte den Käfig mit den
Ratten aus der Konstruktion herausgelöst und war unterwegs
zur Tür. »Vielleicht hätte ich mich mehr angestrengt, wenn ich
einen besseren Lehrer gehabt hätte.« Fort war er. Ein
nachdenklicher Paul Landry blieb zurück. Zwischen dem Alex,
den er im vergangenen Jahr unterrichtet hatte, und dem Jungen,
der soeben das Laboratorium verlassen hatte, war ein
Unterschied wie Tag und Nacht. Der Schüler, den Landry im
Verlauf vieler Unterrichtsstunden liebgewonnen hatte,
existierte nicht mehr. An seine Stelle war ein anderer Mensch
getreten, und der Lehrer war froh, daß er diesem Menschen im
neuen Schuljahr keinen Unterricht mehr zu erteilen brauchte.
Er nahm das Kästchen, das Alex zurückgelassen hatte, warf es
in die Abfalltonne und verließ das Laboratorium.
Achtzehntes Kapitel
    Die Küchentür wurde mit lautem Knall zugeworfen. Ellen fuhr
zusammen. »Alex?« rief sie. »Bist du das? Weißt du denn, wie
spät es ist?« Und dann, als Alex mit einem Käfig in der Hand
das Wohnzimmer betrat: »Um Gottes willen, was hast du denn
da?«
    »Ratten«, sagte Alex. »Die Tiere gehören mir. Sind von
einem Experiment übriggeblieben, das ich letztes Jahr in der
Schule gemacht habe. Mr. Landry hat die Ratten für mich
aufbewahrt.«
    Ellen beschlich der Ekel. »Du hast hoffentlich nicht vor, die
Tiere längere Zeit im Haus zu behalten, oder?«
»Ich will nur ein kleines Experiment mit ihnen machen«,
erwiderte Alex. »In ein paar Tagen schaffe ich sie wieder fort.«
»Gut. Und jetzt beeil dich, sonst kommen wir zu spät. Du
weißt ja, wie sehr Dr. Torres auf Pünktlichkeit hält.«
Alex warf einen Blick auf die Treppe, die zu den
Schlafräumen im ersten Stock führte. »Vater und ich haben
Zweifel daran, ob es gut ist, wenn ich die Behandlung bei Dr.
Torres fortsetze.«
Ellen war dabei, sich den Mantel anzuziehen. Jetzt hielt sie
mitten in der Bewegung inne. »Was sagst du da?«
Er antwortete ihr mit ausdruckslosem Gesicht. »Ich habe
gestern abend mit Vater über meine Behandlung gesprochen«,
sagte er. »Wir sind beide der Ansicht, daß bei der Operation
oder bei der Behandlung etwas schiefgelaufen ist.«
»Ich verstehe wirklich nicht, was du damit sagen willst«,
keuchte Ellen. Aber sie hatte nur zu gut verstanden. Beim
Frühstück hatten sie und Marsh kaum ein Wort miteinander
gewechselt. Mit mürrischem Blick hatte ihr Mann das Haus
verlassen und war zur Klinik gefahren. Sonst hatte er sie jeden
Tag mindestens einmal angerufen, heute nicht. Und nun stellte
sich heraus, daß er Alex als Waffe in ihrem Streit benutzen
wollte. Sie war allerdings nicht bereit, bei diesem Spiel
mitzumachen. Der Verlierer, das wußte sie, konnte nur Alex
sein.
»Ich habe noch etwas in dem Buch gelesen«, hörte sie Alex
sagen.
»Hör auf damit!« sagte Ellen. Ihre Stimme klang schriller,
als sie es beabsichtigt hatte. »Es ist mir egal, was du gelesen
hast, und es ist mir auch egal, was dein Vater von der
Behandlung hält. Du bist nach wie vor Dr. Torres' Patient. Du
hast einen Termin für heute nachmittag, und diesen Termin
werden wir wahrnehmen, ob du willst oder nicht.«
Alex zögerte den Bruchteil einer Sekunde, bevor er antwortete. »Kann ich wenigstens die Ratten noch in mein
Zimmer bringen?« fragte er und hielt ihr den Käfig entgegen.
»Nein. Stell den Käfig auf die Terrasse.«
Während sie durch Palo Alto fuhren, sprach keiner von
beiden ein Wort.
»Ich hatte gedacht, Ihr Mann würde den Jungen herbringen«,
sagte Dr. Torres. Seine Worte waren an Ellen gerichtet, die
soeben von der Empfangsschwester der Klinik hereingeführt
worden war. Nachdem auch Alex das Büro betreten hatte, bat
Raymond Torres die beiden, Platz zu nehmen.
»Was meinen Mann betrifft«, sagte Ellen, »gibt es ein
Problem, über das wir unbedingt sprechen müssen.« Sie
machte eine Kopfbewegung in Richtung Alex. Dr. Torres
verstand sofort.
»Ich glaube, die Vorbereitungen für den Test sind noch im
Gange«, sagte er zu dem Jungen gewandt. »Warum gehst du
nicht schon zu Dr. Bloch und siehst ihm beim Einrichten der
Instrumente zu?«
Ellen wartete, bis ihr Sohn das Büro verlassen hatte, dann
nahm sie in einem Sessel gegenüber dem Schreibtisch Platz.
Sie erzählte

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