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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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hatte. Eine Reihe von
Fragen war offen geblieben. Alex suchte nach den Antworten.
Vielleicht hatte er aus der Lektüre des Buches die falschen
Schlüsse gezogen. Oder aber die Informationen, die in dem
Buch standen, waren falsch.
Es gab eine dritte Möglichkeit, und Alex verbrachte den Rest
des Tages damit, über diese dritte Möglichkeit nachzugrübeln.
Es war am Nachmittag, als ihm die Idee kam.
Laut Stundenplan war jetzt Zeichenunterricht, aber Alex
fand das jetzt nicht so wichtig. Er wanderte auf dem begrünten
Schulgelände umher und sann darüber nach, wie er seine
schlafenden Erinnerungen wieder zum Leben erwecken konnte.
Nach einer Weile betrat er das Gebäude, wo die Laboratorien
der Schule untergebracht waren. Er überquerte den Flur und
kam an einer offenen Tür vorbei, als jemand seinen Namen
rief. Er blieb stehen, spähte durch den Spalt und erkannte Mr.
Landry, einen seiner Lehrer.
»Guten Tag, Mr. Landry.«
»Komm doch rein, Alex.« Alex betrat das Laboratorium.
Interessiert musterte er die Apparate.
»Kannst du dich an irgendeine von unseren
Versuchsanordnungen erinnern?« fragte Landry. Alex
schüttelte den Kopf. »Nicht einmal an das da?«
Mr. Landry deutete auf ein Kästchen, das mit einer
Glasplatte abgedeckt war. »Was ist das?« fragte Alex.
»Sieh's dir gut an. Bist du sicher, daß du dich nicht an den
Versuch erinnerst?«
Alex betrachtete die merkwürdige Konstruktion aus der
Nähe. »Sollte ich daran eine Erinnerung haben?«
»Du hast das Kästchen gebaut«, sagte Mr. Landry. »Im
vergangenen Jahr, kurz vor deinem Unfall.«
Es war ein kleiner Irrgarten, der aus Sperrholz zusammengefügt war. Man konnte die Platten herausziehen und neu
einstecken, so daß sich neue Gänge bildeten. »Und warum
habe ich das gebaut?«
»Wenn du gut nachdenkst, wirst du von selbst drauf
kommen«, sagte Mr. Landry. »Wenn es stimmt, was Mr.
Eisenberg mir gesagt hat, dann müßtest du innerhalb einer
Minute auf die richtige Lösung kommen.«
Alex warf einen Blick auf seine Armbanduhr, dann wandte
er sich wieder dem Kästchen zu. An einer Seite der
Konstruktion war ein Gang zu erkennen, der zu einem Käfig
führte. In dem Käfig befanden sich drei Ratten. Am
gegenüberliegenden Ende war ein Futterkasten angebracht. An
der Vorderseite des Kästchens war eine Stoppuhr.
Fünfundvierzig Sekunden waren verstrichen, als Alex sagte:
»Das Experiment hatte mit Lernen und Umlernen zu tun. Es
ging um die Frage, wie lange die Ratten brauchen würden, um
den Weg zum Futterkasten zu finden, nachdem der gewohnte
Zugang verändert wurde. Ein ziemlich simples Experiment.«
»Letztes Jahr warst du ganz anderer Meinung. Da hast du
mir gesagt, du findest diese Versuchsanordnung richtig
raffiniert.«
Alex gab sich keine Mühe, sein Desinteresse zu verbergen.
Er zog die Sperre hoch, so daß die Ratten in das Labyrinth
eindringen konnten. Ein Tier nach dem anderen fand den Weg
zum Futternapf, ohne auch nur ein einziges Mal in eine falsche
Richtung zu gehen. »Wie kommt es, daß Sie das Kästchen
überhaupt aufbewahrt haben?«
»Ich dachte, du würdest vielleicht wieder gerne damit
spielen.«
»Und was ist mit den Ratten?« fragte Alex. »Gehören die
auch mir?«
Als Mr. Landry die Frage bejahte, nahm Alex die Glasplatte
ab und ergriff eine der großen weißen Ratten. Er behielt das
zappelnde Tier eine Weile in der Hand, dann setzte er es
wieder in den Käfig. »Kann ich die Ratten mitnehmen?« fragte
er.
»Nur die Ratten? Ohne Labyrinth?«
»Das Labyrinth brauche ich nicht«, antwortete Alex. »Die
Konstruktion scheint mir praktisch wertlos. Aber die Ratten
würde ich gerne mitnehmen.«
Der Lehrer wunderte sich. »Und wozu?«
»Mir ist da eine Idee gekommen«, sagte Alex. »Ich möchte
mit den Tieren ein Experiment durchführen.«
Etwas irritierte Mr. Landry, und nachdem er eine Weile
nachgedacht hatte, wußte er, was es war. Alex war früher ein
hilfsbereiter und freundlicher junger Mann gewesen. Jetzt
wirkte er verschlossen und kalt, ja arrogant.
»Ich habe nichts dagegen, daß du die Tiere mitnimmst«,
sagte Mr. Landry schließlich. »Es sind ja deine Tiere. Wenn du
das Kästchen nicht mehr haben willst, kannst du es hierlassen.
Du hast zwar recht, daß es sich bei dieser Versuchsanordnung
um ein einfaches Experiment handelt, aber das Kästchen hat
mir immerhin geholfen, meinen Schülern einiges über den
Begriff des Umlernens beizubringen.« Er lächelte. »Ich habe
meinen

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