Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
Vom Netzwerk:
gerade das Ende eines Berichts erreicht. »Und ich möchte lieber gar nicht daran denken, welchen Einfluss diese Frau genommen haben kann. Die Frage ist, was sollen wir nun tun?«
    Sie schwiegen einen Augenblick.
    »Willst du uns damit sagen«, fragte Sean ein wenig zögernd, »dass du glaubst, die kleine Fainne sei als Botschafterin Lady Oonaghs hier? Das kommt mir ziemlich abwegig vor, und ich kann es einfach nicht glauben. Ich habe mich deinen Zweifeln wegen des Kindes nie anschließen können. Sie ist ein gutes Mädchen. Aisling ist sehr mit ihr zufrieden. Sie ist auf merkwürdige Art aufgewachsen und ist ein wenig schüchtern und ungeschickt, aber doch sicher nichts Schlimmeres als das.«
    »Du vergisst, dass sie Magie angewandt hat.« Liadan klang sehr kühl. »Das haben wir selbst gesehen. Sie ist stark – stark und fähig wie ihr Vater. Und es würde gut zu Lady Oonagh passen, nicht wahr, Onkel? Uns Schaden zuzufügen, indem sie als ihre Waffe ein Kind benutzt, das wir nur zu gern bei uns aufnehmen, lieb gewinnen und willkommen heißen würden. Niamhs kleine Tochter. Das wäre tatsächlich sehr grausam und zeigt die unmissverständliche Handschrift der Zauberin. Hast du nicht gesagt, Fainne wisse, wie man mit den Fingern ein Feuer entzündet? Und das hat dich nicht misstrauisch gemacht?«
    »Du kannst doch nicht meinen – das ist doch absurd, Liadan!« Sean war schockiert. Ich schlich näher heran, bewegte mich von der Wand zur Decke, so dass ich mit dem Kopf nach unten im Schatten hing. Unter mir zuckte einer von Seans Hunden mit den Ohren und knurrte leise und Unheil verkündend. Ich bemerkte die huschenden Bewegungen anderer kleiner Geschöpfe ganz in der Nähe, und verspürte plötzliches Entsetzen, ohne den Grund zu begreifen.
    »Das kann nicht sein, Mutter.« Johnny schien vollkommen überzeugt. »Ich habe gesehen, wie Fainne mit den Kindern umgeht. Sie hat sie gern. Du solltest hören, wie sie ihnen Geschichten erzählt oder neben Maeve am Bett sitzt. Sie kann kein böses Geschöpf sein; tatsächlich ist sie von einer Schlichtheit, die schon den Gedanken an so etwas unmöglich macht.«
    Liadan seufzte. »Das können wir nicht wissen. Aber Conor könnte es wahrscheinlich feststellen. War es nicht mit Lady Oonagh genauso?«
    »Nicht unbedingt«, erklärte Conor bedeutungsschwer. »Wir haben der Zauberin von dem Augenblick an, als mein Vater sie als seine Braut nach Hause brachte, nie getraut. Aber sie hatte eine gewisse Art von Charme, wie ein Feenzauber, dessen sie sich bediente, um die Menschen davon zu überzeugen, dass sie freundlich und wohlmeinend war. Mein Vater war ihr verfallen, und mein Bruder Diarmid war ebenfalls nicht in der Lage, diesen Zauber zu durchschauen. Eine Zauberin hat die Möglichkeit, so etwas zu tun. Es wird bei einem wie mir oder Liadan nicht funktionieren. Aber zum Beispiel bei dir, mein Junge, oder bei Sean hier.«
    »Unmöglich«, sagte Johnny tonlos. »Ich bin vielleicht kein Seher, aber ich kann den Charakter eines Mannes oder einer Frau recht gut einschätzen. Fainne ist verwirrt und verängstigt, so viel sehe ich selbst. Aber ansonsten ist sie noch ein unschuldiges Kind. Wovor hat sie Angst?«
    »Ich werde es dir sagen«, erklärte seine Mutter mit seltsam angespannter Stimme. »Einmal, vor langer Zeit, hat man mich vor eine Entscheidung gestellt. Das Feenvolk erschien und befahl mir, im Wald zu bleiben, so dass mein Kind sicher vor dem Einfluss von Zauberern war. Conor kann das bezeugen; er hat mir den gleichen Rat gegeben. Sie haben behauptet, dass die Prophezeiung nicht erfüllt würde, wenn ich nicht täte, was sie von mir wollten.«
    »Aber du hast ihnen nicht gehorcht«, sagte Johnny. »Warum?«
    »Es mag den Eindruck machen, als hätte es in dieser Frage keinerlei Zweifel geben dürfen. Ich konnte dafür sorgen, dass du in Sicherheit warst, oder deine Zukunft, die Zukunft von Sevenwaters, des Waldes und der Inseln selbst aufs Spiel setzen. Die meisten haben das, was ich tat, nicht verstanden. Aber es gab da noch Bran. Er konnte nicht bei mir hier im Wald bleiben. Um meinen Sohn zu schützen, hätte ich den Mann verstoßen müssen, der meine andere Hälfte ist, und ihm sein eigenes Kind verweigern. Und das wollte ich nicht. Ich habe mich ihren Befehlen widersetzt und Sevenwaters den Rücken gekehrt. Ich habe gegen Conors guten Rat verstoßen. Und schließlich habe ich dafür gesorgt, dass Niamh entkommen und zu Ciarán fliehen konnte. Ohne das würde Fainne

Weitere Kostenlose Bücher