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Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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das?« stieß Matt Sören wütend hervor und drehte sich mit solcher Heftigkeit zu Kaen um, dass dieser zurückwich. »Du wagst es, zu sprechen und mich einer Lüge zu zeihen? Dann höre mir zu! Jeder von euch höre mir zu! Ist nicht ein Magier von Brennin gekommen, dessen Weisheit sich verkehrt hat und der verbotenes Wissen angewandt hat? Ist nicht Metran von Garantae in diese Hallen gekommen, um Kaen und Blod zu raten und zu helfen?«
    Schweigen war die Antwort auf seine Frage, es war das Schweigen des Wortkampfes: Intensiv, gespannt nahm es die Form an, mit der es seine Fragen umgeben konnte. »Ihr sollt wissen, dass der Zauberkessel in die Obhut jenes Magiers gegeben wurde, nachdem Maugrim ihn erhalten hatte. Und Metran hat ihn nach Cader Sedat gebracht, einer Insel, die auf keiner Karte eingezeichnet ist. Noch in den Tagen des Bael Rangat hatte Maugrim sie zu einem Ort des Unlebens gemacht. An diesem unheiligen Ort verwendete Metran den Kessel, um zuerst den Winter und dann den Regen zu erzeugen. Er zog seine unnatürliche magische Kraft, um diese Dinge zu tun, aus einem Schwarm von Svart Alfar. Er tötete sie, entzog ihnen ihre Lebenskraft und verwendete dann den Zauberkessel, um sie immer und immer wieder ins Leben zurückzubringen. Das hat er getan. Und das, ihr Kinder des Calor Diman, Abkömmlinge des Seithr, das, mein geliebtes Volk, haben wir getan!«
    »Eine Lüge«, rief Kaen von neuem, diesmal ein wenig verzweifelt. »Woher hättest du es gewusst, wenn er den Kessel wirklich an jenen Ort gebracht hätte? Wie hätte der Regen aufhören können, wenn das so gewesen ist?«
    Diesmal erklang kein neuerliches Murmeln, auch Matt kehrte sich nicht wie vorher gegen den anderen Zwerg. Sehr langsam drehte er sich um und blickte auf Kaen.
    »Das würdest du gerne wissen, nicht?« fragte er sanft. Die Akustik des Raumes trug die Frage, alle hörten sie. »Du würdest gerne wissen, was schiefgelaufen ist. Kaen, wir sind dort gewesen. Zusammen mit Arthur Pendragon, Diarmuid von Brennin und Pwyll, dem Zweimalgeborenen, dem Herrn des Sommerbaumes, gingen wir nach Cader Sedat, töteten Metran und zerbrachen den Kessel von Kath Meigol. Loren und ich haben es getan, Kaen. Wir haben an diesem Ort getan, was wir konnten, um das Übel, das von einem Magier und von Zwergen angerichtet wurde, wiedergutzumachen.«
    Kaens Mund öffnete und schloss sich wieder.
    »Du glaubst mir nicht«, fuhr Matt unerbittlich und gnadenlos fort. »Du willst es nicht glauben, damit deine Pläne und Hoffnungen nicht so schrecklich fehlgegangen sind. Dann glaube mir nicht, aber glaube stattdessen dem Zeugnis deiner Augen!« Mit diesen Worten griff er in seine Jackentasche und zog eine schwarze Scherbe hervor, die er auf den Steintisch zwischen das Zepter und die Krone warf. Kaen lehnte sich nach vorne, um zu sehen, und es entfuhr ihm unwillkürlich ein erstickter Laut. »Da kannst du nun klagen!« betonte Matt, und es klang wie ein Richtspruch. »Aber selbst jetzt klagst du nur um deiner selbst willen, und nicht um dein Volk, weil du ein Bruchstück des zerbrochenen Zauberkessels in diese Berge zurückkehren siehst.«
    Er wandte sich wieder der Halle mit ihren hohen Gewölben zu, über der unablässig die Diamantvögel kreisten.
    Wieder war der Übergang seiner Rede unbeholfen und roh. Und wieder schien er es nicht zu bemerken. »Zwerge«, rief Matt nun aus, »ich behaupte nicht, dass ich ohne Schuld und Tadel bin, ich habe falsch gehandelt, aber ich habe es nach besten Kräften wiedergutzumachen versucht. Und das werde ich auch jetzt, von diesem Tag bis zum Tag meines Todes. Ich will die Last meiner eigenen Übertretung tragen und soviel von eurer Bürde auf mich nehmen, wie ich nur kann. Denn das muss ein König tun, und ich bin euer König. Ich bin zurückgekehrt, um euch zum Heer des Lichtes zurückzuführen, zu dem die Zwerge gehören. Wir haben immer dorthin gehört. Wollt ihr mich haben?«
    Schweigen, natürlich Schweigen.
    Mit all ihren ungeübten Instinkten kämpfte Kim darum, dem Rhythmus dieses Schweigens zu folgen, sie atmete kaum.
    Die Form dieses Schweigens war scharf, es war schwer vor namenlosen Ängsten, vagen Befürchtungen, es war dicht und kompliziert mit zahllosen Fragen und Zweifeln durch webt. Noch mehr lag in ihm, sie wusste es, aber es gelang ihr nicht, es deutlich zu erkennen.
    Und dann wurde das Schweigen ohnehin gebrochen.
    »Halt!« schrie Kaen, und selbst Kim wusste, welch flagrante Übertretung der Gesetze des

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