Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
Vom Netzwerk:
wird noch so weit kommen, dass man Sie fordert.«
    »Ein Duell, Mädchen? Eine Begegnung im Morgengrauen? Es gibt keinen tintenfleckigen Höfling in den Korridoren von Greenhall, der den alten Blacky bei einem Strauß mit den Debattierstöcken oder ein wenig Säbelkitzeln übertreffen würde. Sollen die Teufel mit ihren schwarzen Herzen mich doch fordern, ich werde sie an ihren hübschen Stiefeln hochheben, schütteln und dann sehen, wie viele meiner Münzen aus ihren Diebestaschen fallen.«
    Kupferspurs Kristallkugel knisterte vor Verärgerung. »Mein Kontaktmann hier tut uns einen Gefallen, Kommodore Weichkörper. Sie sollten Ihre Gedanken über die habgierige Natur der Bürokraten von Jackals jetzt besser nicht zu Gehör bringen.«
    Molly zweifelte allmählich daran, dass Nickleby wirklich weise gehandelt hatte, als er kurz zuvor recht überstürzt zum Tatort des neuesten Pitt-Hill-Mordes geeilt war. Es handelte sich um eine Edelfrau aus Whineside, aus der auch der letzte Tropfen Blut herausgesaugt worden war, und die von den Dachbalken ihrer Wohnung in einem der Hochhäuser am Ufer des Gambleflowers hing, als man sie fand. Zum einen waren Molly und ihre Begleiter aufgrund seines abgelenkten Interesses nun gezwungen, mit der Atmosfähre zu fahren, zum anderen führte seine Abwesenheit dazu, dass sie allein zwischen dem deprimierten Tauchbootkapitän und dem abgehobenen Dampf-Querdenker stand. Molly lachte in sich hinein. Gezwungen, mit der Atmosfähre zu fahren. Ein paar Wochen Aufenthalt in Tock House, und schon erschienen ihr Dinge, die sie zu ihrer Zeit im Arbeitshaus als teures Abenteuer betrachtet hatte, als Transportmittel, die man nur im Notfall in Anspruch nahm, nachdem sie einmal den Luxus der pferdelosen Kutsche kennengelernt hatte.
    Nun gut, es mochte bezweifelt werden, ob irgendjemand im Hüter-Oswald-Bahnhof die gute jackalianische Sprache noch genügend beherrschte, um die royalistischen Parolen des Kommodore überhaupt zu verstehen. Die Bürokraten von Greenhall waren dafür berüchtigt, dass sie Usglisch verwendeten, die alte Sprache aus der Zeit vor dem chimecanischen Imperium, und sie liebten es, amtliche Bekanntmachungen, Kommuniques und Dokumente in dieser toten Sprache abzufassen. Oder Besprechungen abzuhalten, wo die Mächtigen über Staatsgeschäfte diskutierten und dabei blumige Verben und alte Zeitformen verwendeten, die über tausend Jahren Geschichte überall sonst längst beiseitegeschoben hatten. Die Beamten behaupteten natürlich, dass ihnen in Usglisch hinsichtlich Betonung und Semantik Nuancen zur Verfügung standen, die ihnen die Arbeit erleichterten, aber der wahre Grund war natürlich, dass die Sprache es ihnen ermöglichte, ihre Herren im Haus der Hüter an der Nase herumzuführen und zu verschleiern, dass sie es mit ihren Verpflichtungen gegenüber den Wählern nicht so genau nahmen.
    Draußen vor dem Atmosfährenbahnhof war die Straße mit Fußgängern verstopft, während sich Droschken durch die Menge drängten und ranghohe Beamte über die Wasserstraßen brachten. Über den nahe gelegenen Gambleflowers wurden die Paläste, Hochhäuser und die unterirdischen Berechnungssäle unaufhörlich von den Eiskähnen versorgt.
    Aber trotz aller Bemühungen der Kühlrohre fühlte Molly die Hitze, die von den gigantischen Berechnungsmaschinen ausgestoßen wurde – es war, als begäbe man sich in einen Ofen. Durch das Flirren der Hitze, die von den gepflasterten Straßen aufstieg, sah Molly vor sich aus dem Maschinendampf hohe Bauten aufragen, ähnlich einem Glockenturm. Inzwischen gab es längst mehr als die sieben hohen Turmspitzen aus den sieben Versen des alten Kinderliedes. Greenhall verfügte über mehr Mutterkristalle als irgendein anderer Knotenpunkt des Kristallgitters, jenes unsichtbaren Informationsflusses, der Legionen winziger blauhäutiger Sender erforderte, die ihn weiterleiteten und formten. Riesige Mengen von Lochkarten wurden täglich in die Speicher der Berechnungsmaschinen gesteckt – und ebenso riesig waren die Mengen Koks, die ihre Kessel unter Dampf hielten.
    Molly hielt auf eines der offenen Tore zu, wo bereits eine große Schar Jackalianer mit Zetteln und halb ausgefüllten Formularen wartete – Bittsteller, bereit, sich in die Mühlen der Bürokratie zu stürzen. Aber Kupferspur schloss seine Eisenfinger um ihren Arm. »Wir müssen uns nicht anstellen, Molly Weichkörper. Ich habe einen Kontaktmann drinnen. Hier entlang.«
    Kupferspur rollte die Greenhall

Weitere Kostenlose Bücher