Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
Vom Netzwerk:
mit den Fingern darübergestrichen, die Information gefühlt, die Karten festgehalten.
    »Und die werden funktionieren – oder zumindest Linderung bringen?«, fragte Binchy.
    »Zumindest Linderung bringen.« Kupferspur nickte. »Ich bin immerhin ein Querdenker.«
    »Ja«, sagte Binchy. »Klug. Verdammt klug bist du, Kupferspur. Deine Gedanken sind Energie und Licht – meine nur unbeholfenes Fleisch. Wie ein Metzgerfilet auf einem Brett.«
    »Nicht ein Behälter ist wie der andere«, zitierte Kupferspur einen der bekannteren Sinnsprüche der Dampfmänner.
    »Wohl wahr.« Binchy seufzte. »Manche sind besser gefertigt als andere. Ich werde jetzt gehen. Ihr folgt mir in drei Minuten. Geht durch das Tor auf der anderen Seite, es wird euch niemand aufhalten. Ich warte drinnen auf euch.«
    Molly sah ihm nach, als das Gedränge der Arbeiter das lockenköpfige Wiesel verschluckte. »Er riskiert seine Entlassung – nur für ein paar Maschinenkarten?«
    »Ach, Mädchen, ich bezweifle, ob der alte Binchy wirklich viel in Greenhall arbeitet«, sagte der Kommodore. »Er hat sich ganz tief hineingebohrt, wie ein Bandwurm. Die werden ihn nie rausschmeißen.«
    »Die Berechnungsmaschinen in Greenhall sind riesenhaft und komplex«, sagte Kupferspur. »System um System wurden im Laufe der Zeit in- und übereinander gebaut. Primitiv, aber mächtig. Die Maschinisten, die sie bedienen, begreifen einzelne Teile, verstehen aber längst nicht mehr das Ganze, und wie jedes einigermaßen komplexe System haben die Maschinen inzwischen Parasiten und Krankheiten entwickelt – Informationsseuchen. Binchys Frau hat wie er hier gearbeitet, auch als Zinker, aber sie wurde von einem Parasiten infiziert – ein Berufsrisiko, das man als Maschinist nun einmal eingeht.«
    »Die liebe, gesegnete Becky.« Der Kommodore seufzte. »Eine verdammte Schande, wie die Ärmste Tag und Nacht im Bett liegt und nur noch Unsinn in Binärcode von sich gibt.«
    »Und diese Karten könnten sie heilen?«
    »Ich fürchte, nein«, sagte Kupferspur. »Das Ökosystem einer Berechnungsmaschine ist abgeschlossen, Molly Weichkörper. Ich kann eine solche Krankheit in den Walzen, Platinen und Schaltern einer Berechnungsmaschine heilen, aber wenn eine solche Informationsseuche einmal den Verstand eines Menschen befallen hat, dann schreitet sie schneller voran, als ich Raubzugrechnungen erdenken könnte, um sie zu entfernen. Diese Karten werden Binchy Weichkörper vielleicht einen Tag geben, an dem seine Gefährtin klaren Geistes ist. Dann wird der Parasit sie wieder überwältigen und ihren Irrsinn zurückkehren lassen.«
    Sie gaben dem Zinker ein paar Minuten Vorsprung, dann verließen sie den Jingo Dancer und folgten den Schreibern und Stanzern durch das Tor auf der anderen Straßenseite. Während die hier Arbeitenden kleine Identitätslochkarten in ein Lesegerät an einem Drehkreuz schoben, öffnete ein Angehöriger der Sicherheitskräfte für Molly, Kupferspur und den Kommodore ein kleines Tor. Dabei blickte er ständig über seine Schulter und vergewisserte sich, dass niemand gesehen hatte, wie sie durch den Personaleingang geschlüpft; waren. Dann ging er still wieder seinen Aufgaben nach. Binchy hatte dieses Mal die richtigen Stellen geschmiert.
    Wie es ihre Angewohnheit war, hatten die Mandarine und Höflinge von Greenhall nicht gegeizt, als es um die Ausstattung ihrer eigenen Räumlichkeiten ging: Große Flächen miteinander verbundener Marmorböden verzweigten sich vor den drei Besuchern, und von dem großen Atrium gingen zahllose Stockwerke ab. Greenhall arbeitete mit dem Haus der Hüter ebenso beflissen zusammen, wie man zuvor den Königen gedient hatte, die dem Parlament vorangegangen waren. Selbst, wenn die Carlisten sich durchgesetzt und die Straßen mit den Leichen von Demokraten und Kaufleuten geschmückt hätten, eine unveränderliche Konstante hätte es im Herzen Jackals weiterhin gegeben, nämlich diesen Bürokratiepalast aus Papier und Verwaltung. Molly zweifelte nicht daran, dass die Mandarine von Greenhall ebenso beflissen auch Listen angesehener Bürger verfassen würden, die in die Gideonskragen gesteckt werden sollten, wenn sie glaubten, damit ihre gemütlichen Posten sichern zu können.
    Binchy trat hinter einer Reihe von Büsten auf hohen Granitsäulen hervor. Er hatte einen kleinen Handkarren bei sich, auf dem sich mit grünem Band zusammengebundene Formulare stapelten. »Molly, nicht wahr? Du schiebst den hier. Kupferspur, du versorgst uns aus

Weitere Kostenlose Bücher