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Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman

Titel: Das Koenigreich jenseits der Wellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Hunt
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herauspflückte. Veryann nickte angesichts des Gemetzels zustimmend, dann riss sie das Wappen des Fechterregiments des Hauses Quest von ihrer abgewetzten Kampfjacke und schob es in den Mundschlitz von Prinz Doppelmetalls Sprechvorrichtung. Damit bekannt werden würde, wer das hier getan hatte. Und weshalb. Kein entflohenes Tier der Arena, sondern die Kämpferinnen der freien Gefolgschaft, die damit den Tod des stärksten Mannes von Jackals rächten.
    Während die Gemeinschaft der Siltempter von jenen Geschöpfen zerstört wurde, die sie einst zu ihrer Unterhaltung
gequält hatten, verschwanden die fünf Offiziere der Sprite in dem allgemeinen Durcheinander und ließen das Krachen umstürzender Bäume und die Explosionen zerberstender Siltempter hinter sich.
    Der kühle, dunkle Regenwald nahm sie in sich auf.
     
    Es gab einen deutlichen Unterschied zwischen dem Gebiet, das die Siltempter bewohnten, und dem Grünnetz, das jenseits der Grenze lag, ein Unterschied, der nicht nur in der seltsamen Stille bestand, die auf dem Gebiet, das die Daggischten beherrschten, lastete. In ihrem Reich wuchs der Dschungel geordneter, beinahe nach einem Muster. Er war immer noch wild, aber er folgte einem Ziel, das es außerhalb ihres Herrschaftsbereichs nicht zu geben schien.
    Kommodore Black war der Erste, der dazu eine Bemerkung machte. »Wir könnten ebenso gut durch einen seltsamen, wilden Park wandern – wie Peddler’s Piece im Herzen von Middlesteel, nur von einem völlig wahnsinnigen Gärtner angelegt.«
    »Peddler’s Piece hatte aber nie eine so düstere Atmosphäre wie dieser Ort«, sagte T’ricola. »Es macht mich ganz kribblig. Alles daran fühlt sich verkehrt an – korrumpiert.«
    »Ihre Instinkte täuschen Sie nicht«, erklärte Eisenflanke. »In Liongeli werden Craynarbier mit dem Wissen geboren, dass es den sicheren Tod bedeutet, diesem Land zu nahe zu kommen.« Das Fehlen jeglicher Tierrufe machte den Dampfmann noch nervöser als sonst –
es gab kein Vogelgezwitscher im Blätterdach, und auch das Knurren jagender Großkatzen fehlte.
    »Ich bin froh, dass meine Häutung einen praktischen Nutzen hatte«, sagte T’ricola, »einmal davon abgesehen, dass mein scharfer neuer Schwertknochen bestens dazu geeignet ist, das Unterholz zurückzuschlagen.«
    Billy Snow hatte nun die Spitze der kleinen Gruppe übernommen. Seit sie das Grünnetz erreicht hatten, war es, als ob der Horcher ganz neue Sinne erworben hatte, und er führte sie über Trampelpfade, auf denen nur Minuten zuvor die riesenhaften, baumartigen Wachposten der Daggischten unterwegs gewesen waren. Gelegentlich hieß er sie schweigen – manchmal sogar eine ganze Stunde lang – und in der Hitze Liongelis warten. Feuchtigkeit rann über Haut, Panzer und Kessel, während der Tauchbootmann im Schneidersitz dasaß und darüber meditierte, welchen Pfad sie am besten einschlagen sollten. Niemand sagte etwas zu dieser unerwarteten Entwicklung, nicht einmal Eisenflanke, der sie gewarnt hatte, es sei so gut wie unmöglich, das Grünnetz auf dem Landweg zu betreten, ohne die Daggischten aufzuschrecken – ohne an einem Geschöpf oder einer empfindungsfähigen Anpflanzung vorüberzukommen, die eine Warnung an den Rest des Schwarms weitergeben würde.
    Billy Snow hatte nun zwar die Vorrichtungen der Sprite nicht mehr zur Verfügung, die sie unbemerkt bis in den Ataa-Naa-Nyongmo-See hätten bringen sollen, aber er war sich nun sein eigenes Horchgerät, ein lebendes
Echolot. Es hieß, dass craynarbische Medizinmänner in der Lage waren, in Trance im Daggischtengebiet herumzuwandern, ohne vom lebenden Reich absorbiert zu werden. Aber wo mochte der alte Billy solche Fähigkeiten erworben haben? Während Billy Snow noch meditierte, drehte Eisenflanke die Lautstärke seiner Sprechvorrichtung ganz weit herunter und äußerte flüsternd den Verdacht, dass der Horcher die Technik eines Medizinmanns nutzte, um sie an den Bewusstseinspunkten des Dschungels vorbeizuführen, die den Schwarm auf ihr Eindringen aufmerksam gemacht hätten. Niemand schien willens, das mit Billy selbst zu erörtern, als ob sie alle fürchteten, er könne aus seinem Traum erwachen, wenn sie seine seltsame Fähigkeit infrage stellten, und sofort Daggischtenpatrouillen zur Expedition locken.
    Nur Veryann schien Bedenken zu haben, und ihre Körpersprache ließ das Misstrauen erkennen, das sie gegen Billy Snow hegte. Aber vielleicht war das einfach die Art der Catosierinnen? Vertraue nichts, was nicht

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