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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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gebieten! Ich werde mein ganzes Leben dem Ziel widmen, diesen Leviathan der Gerechtigkeit zu überantworten. Ich werde alle Mittel und Wege meiner Organisation aufbieten, um den bösen Absichten Ihres Hauses zu begegnen!«
    »Sie möchten den Bürgerkrieg ausrufen? Den Krieg zwischen Krone und Volk?«
    »Es betrübt mich, das sagen zu müssen, Madam, aber Sie lassen mir keine andere Wahl.«
    Just als Mister Dedlock aus dem Raum marschierte, selbstgerechten Zorn in jedem seiner Schritte, kippte der Junge nach vorn und landete mit dem Gesicht in einer klebrigen Pfütze; der letzte Lebensfunke in ihm war erloschen.
     
    Es war zu Ende. Streater klatschte in die Hände, blendend helles Licht flammte auf, und die Umrisse der Geisterwesen verloren sich im Flimmern von Staub und Sonnenstrahlen.
    Der gleißende Schein verursachte Arthur ein Stechen in den Augen; er verdrehte den Kopf, um den Botschafter seiner Mutter in herzzerreißender Bestürzung anzusehen. »Ist denn das alles wahr?«, fragte er.
    Streater grinste. »Alles wahr, Chef. Aber die wirklich pikante Frage ist: Was passiert als Nächstes?«

VIERZEHN
     
    Als ich am nächsten Morgen zu Mister Dedlock zitiert wurde, machte er auf mich den Eindruck, nicht ganz der Alte zu sein; er wirkte ernst, melancholisch und von einer düsteren Wehmut ergriffen.
    »Ich habe mich selbst für diesen Standort entschieden«, begann er. »Wussten Sie das?«
    Der Tag war erhellt von einer harten Wintersonne, und als sich unsere Gondel dem höchsten Punkt ihrer Umlaufbahn näherte, war uns der Blick auf das Parlament in einem besonders ansprechenden Licht vergönnt.
    »Man hätte das Direktorium von jedem Standort aus leiten können. Aber ich wählte das Riesenrad. Warum? Weil ich sehen wollte, wofür wir kämpfen. Verstehen Sie? Ich liebe die Demokratie.«
    Ich fragte mich, worauf er hinauswollte.
    »Ich finde nicht leicht Schlaf. Nicht mehr. Doch hier, einen Steinwurf vom Parlament entfernt, hier sind meine Träume wenigstens nicht ganz so schwarz.« Er räusperte sich nachdenklich. »Erraten Sie, worum ich Sie bitten werde?«
    »Ich nehme an, Sie wollen mich zu einem weiteren Besuch bei den Präfekten bewegen.«
    Dedlock betrachtete mich mit einem gewichtigen Blick.
    Ich wählte meine Worte so taktvoll wie möglich. »Ich weiß nicht, ob die beiden uns weiterhelfen werden. Und wenn ich sie sehe …«
    »Ja?«
    »Dann möchte ich am liebsten weinen.«
    »Ich kann Sie gut verstehen, Mister Lamb. Ich habe sie selbst kennengelernt. Vor langer Zeit und Welten entfernt.« Er seufzte. »Die beiden waren es, die mir das hier angetan haben. Haben Sie das gewusst? Die Präfekten haben mich so zugerichtet.« Er strich sich mit den Fingern leicht über den Oberkörper und über diese seltsamen Hautlappen, die ich für Kiemen gehalten hatte. »Sind Sie überrascht? Ich bin selbstverständlich nicht so geboren worden. Die beiden haben mich zu dem gemacht, was ich bin; sie trieben mit mir das, was sie sich unter Schabernack vorstellen.«
    »Es war mir nicht klar …«
    »Ich weiß also besser als jeder andere, wozu die beiden fähig sind. Doch wir müssen Estella finden, und Sie sind nach wie vor der einzige Mensch, mit dem sie reden wollen.«
    »Aber sie haben mir schreckliche Dinge gesagt …«
    Dedlock schwamm zum Rand des Tanks. »Ich werde Ihnen alles erklären, ich verspreche es. Aber für den Augenblick … müssen Sie die beiden wiedersehen. Finden Sie heraus, wo Estella ist.«
    »Ich werde mein Bestes versuchen«, sagte ich, obwohl schon der Gedanke, in den unterirdischen Teil von Downing Street 10 zurückzukehren, meine Eingeweide zum Beben brachte.
    »Ihr Bestes muss noch besser werden, Henry Lamb. Es muss einfach! Der Ausgang des Krieges liegt jetzt in Ihren Händen.«
     
    Bei Tag schien die Downing Street eine völlig andere Örtlichkeit zu sein – fast freundlich, bevölkert von Scharen staatstragender Menschen, von Wirtschaftskoryphäen, Vordenkern der Nation, Politikern und potenziellen Aufsteigern in diese Regionen. Aber die Illusion verschwand sogleich, als ich hinabstieg in den Untergrund und vorbeihastete an den Reihen von Verrückten hinter Glas, die bei meinem Anblick einfältig grinsten, in Tränen ausbrachen oder einfach nur ein finsteres Gesicht machten.
    Der Wachposten vor der Zelle der Präfekten begrüßte mich mit einem Nicken wie einen Altbekannten und ließ mich wortlos passieren. Drinnen fehlte diesmal der Fernsehapparat, dafür häuften sich im Kreis Unmengen

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