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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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heutigen Tages!«
    Zornesröte überzog Dedlocks Gesicht. »Ich werde ein solches Abschlachten nicht dulden!«
    Der Junge sank zu Boden, während sich um ihn herum rasch eine scharlachrote Pfütze bildete.
    »Was haben Sie getan!«, rief Dedlock. »Was ist nur aus Ihnen geworden!«
    Doch höchst erregt und von glühendem Eifer durchdrungen, wie sie war, schien die Königin völlig unbeeindruckt von seinem heftigen Protest. »Ruhig!«, rief sie mit leidenschaftlich zitternder Stimme. »Er ist hier!«
    Der Junge setzte sich plötzlich auf – eine hochfedernde Marionette in einer immer größer werdenden Blutlache. Bei dieser abrupten Bewegung verursachte er ein Geräusch, das alle hörten: ein weiches Knacken, wie es zu vernehmen ist, wenn man Krabben den Kopf abbricht.
    Er lächelte.
    »Guten Morgen«, sagte er; seine Stimme klang gar nicht wie die eines Kindes. »Ich begrüße Sie alle.«
    In einer Geste mädchenhafter Aufgeregtheit hob die Königin die Hand an den Mund. »Leviathan?«
    Der Junge zog die Mundwinkel hoch. »Ich bin hier, Eure Majestät.«
    »Dann ist wirklich alles wahr gewesen?«
    »Alles wahr. Alles.«
    Dedlock trat auf das Kind zu. »Leviathan?«
    »Sie müssen Mister Dedlock sein«, sagte der Junge. »Der Zweifler. Der Zyniker. Nicht, dass Dedlock Ihr richtiger Name wäre! Weshalb verraten Sie uns nicht den Namen, unter dem Sie geboren wurden, Sir? Das ist doch gewiss nichts, wofür Sie sich schämen müssten, oder?«
    »Was bist du?«, fragte Dedlock.
    »Ein höheres Wesen, Sir. Eines, das unter den Engeln verkehrt; ein Wesen, das Sphärenklänge vernimmt.«
    »Du bist nicht menschlicher Natur?«
    »Ich bin ein Geschöpf aus Luft und dem Licht der Sterne, Dedlock. Ein Etwas aus Wolken und Mondschein.«
    »Und was ist es, das du verlangst? Was hast du mit London vor?«
    Der Junge wandte sich zur Königin. »Sollen wir es ihm sagen, Majestät?«
    Sie kicherte. »Die exzellente Anwaltskanzlei Wholeworm, Quillinane und Killbreath hat den Vertrag ausgearbeitet.«
    Der Schotte trat einen Schritt vor. »Alles hieb- und stichfest«, schnurrte er, sein Tonfall voll kaledonischem Stolz auf ein perfekt abgefasstes Rechtsdokument.
    »Madam?« Dedlocks Stimme bebte vor kaum verhohlenem Zorn. »Sie werden doch nicht tatsächlich bereit sein, die Stadt diesem Monster zu überantworten!«
    Hinter ihnen lachte der Junge; Blut und Schleim in seiner Kehle wirkten zusammen, um dem Geräusch die Klangfarbe eines überlasteten Abflusses zu verleihen. Der Junge erhob sich auf die Füße und stelzte ruckartig hin zur Königin.
    Dedlock sah so aus, als wolle er sich jeden Moment übergeben. »Majestät!«
    Der Junge stand vor dem Schreibtisch und legte eine Hand darauf. Blut breitete sich rund um das Tintenfass aus und fraß sich in das Walnussholz darunter. »Liebwerteste Dame, bitte unterzeichnen Sie. Es steht Ihnen frei, dazu mein Blut zu benutzen.«
    Die Königin griff nach einer Feder und tauchte sie vor dem Kind in die rote Pfütze. »Sehr freundlich.«
    »Nein!« Dedlock stand so dicht neben der Königin, dass es eine Sekunde lang so aussah, als wolle er sich auf sie stürzen.
    »Leviathan hat nur den Wunsch, uns zu führen«, erklärte die Königin. » Und dafür kommt ihm dies hier zu.«
    Der Junge beugte sich über den Schreibtisch. »Unterzeichnen Sie, Majestät.«
    »Madam!«, rief Dedlock. »Ich beschwöre Sie, unterschreiben Sie dieses Papier nicht! Und ich sage Ihnen noch einmal: Dieses Wesen ist nicht das, wofür es sich ausgibt! Welche Gottheit hätte es denn nötig, an Unterschriften auf Verträgen festzuhalten?«
    »Die Zeit drängt!«, schmeichelte der Junge. »Unterzeichnen Sie, bitte!«
    »Madam!«
    Das Kind lächelte. »Ohne meine Hilfe wird das Land zum Ende des Jahrhunderts überrannt werden! Fremde überall! Barbaren vor den Toren! Die Straßen rot von unschuldigem Blut! Unterzeichnen Sie, Majestät! Unterzeichnen Sie!«
    »Ich bitte Sie inständig, Majestät!«, bettelte Dedlock geradezu. »Was hat diese Kreatur mit London vor? Was wird sie mit der Stadt machen?«
    »Mein Entschluss ist unumstößlich, Mister Dedlock«, sagte sie. Und die Königin all dessen, was auf den Landkarten pink eingefärbt war, kritzelte ihre blutige Unterschrift hin.
    »Madam!« Dedlock war außer sich. »Ich kann … ich will das nicht tolerieren!«
    Ein königliches Funkeln im Blick. »Sie haben wohl keine andere Wahl, Sir.«
    »Ganz im Gegenteil. Ich werde jede Faser meines Herzens daransetzen, Ihnen Einhalt zu

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