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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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schalen Geschmack loszuwerden. Mehrmals griff er zum Tel e fon, stand kurz davor, Marion anzurufen, klappte das Gerät jedes Mal wieder zu. Was sollte er ihr sagen? Er wollte sie nicht unnötig b e unruhigen, redete er sich ein, doch in Wirklichkeit traute er sich einfach nicht, z u zugeben, dass seine Suche zu Ende war. Es hielt ihn nicht länger in der engen Zelle des Hotels. Er brauchte Luft, auch wenn es die verpestete Stadtluft war. Er streifte ziellos durch das Viertel und versuchte mit grimmiger Miene, seine Gedanken zu ordnen. Es half nichts. Das Bild des toten Quan ging ihm nicht aus dem Kopf. Nur um sich abzulenken, nicht aus Interesse, rief er sein Büro in Chicago an.
     
    »Wie geht’s dem Sonnenbrand?«, wollte Russ wissen.
     
    »Wie läuft San Diego?«, fragte er kühl zurück. Ihm war nicht nach Scherzen zumute. Er hatte auch keine Lust, den wahren Grund seiner Reise und die verfahrene Situation zu diskutieren, also konzentrierte er sich aufs Geschäft, das Russ als sein Stellve r treter führte. Wenigstens liefen die Projekte jetzt mehr oder weniger wie am Schnü r chen. Das Gespräch beruhigte ihn ein wenig. Das tragische Ereignis, das Bild des Toten, rückten in den Hintergrund, bis sein Kollege am Schluss bemerkte:
     
    »Es muss höllisch heiß und trocken sein in Dakar.«
     
    »Vor zwei Stunden hat es geregnet«, entgegnete er unwirsch.
     
    »Auch das passt ins Bild.«
     
    »Was meinst du? Sprich Klartext, Russ, ich bin zu müde, um Rätsel zu lösen.«
     
    »Die Kollegen vom Thinktank, Clean Future, du erinnerst dich. Sie haben alle ve r fügbaren Messreihen durch ein neuartiges Modell gepumpt, um bessere kurzfristige Klimaprognosen zu bekommen. Sie verwenden kein General Circulation Model, CGM, das auf Systemen aus Differentialgleichungen beruht, sondern sie modellieren zum Beispiel den Temperaturverlauf als lineare Funktion weniger kritischer Fa k toren.«
     
    »Ein statistisches Modell«, bemerkte Lee trocken. »Komm zum Punkt, Russ.«
     
    »Richtig, jedenfalls konnten sie die Entwicklung in den letzten fünf Jahren in mehr e ren Kl i mazonen erstaunlich genau nachvollziehen. Der saure Regen macht allerdings nur Sinn, wenn die Parameter auf unsinnige Werte gesetzt werden.«
     
    »Schönes Modell, macht Sinn aus Unsinn. Von welchen Parametern sprichst du?«
     
    Russ wehrte ab: »Sie wollen noch keine Details verraten. Die Annahme sei zu ve r rückt, sagen sie.«
     
    »Die Sorgen möchte ich haben«, brummte Lee und verabschiedete sich.
     
    Er trottete griesgrämig ins Hotel zurück. Kaum hatte er die Zimmertür hinter sich geschlossen, klopfte es. Zwei Männer standen vor der Tür, die sich als Polizisten in Zivil auswiesen.
     
    »Wir müssen Sie bitten, uns aufs Präsidium zu begleiten«, sagte der eine mit ernster Miene und wollte ihn am Arm packen. Er wich geistesgegenwärtig aus und rief ärge r lich:
     
    »Augenblick, was ist los? Warum sollte ich?«
     
    Der Detektiv winkte unbeirrt.
     
    »Kommen Sie, wir haben ein paar Fragen. Ihr Monsieur Woo ist ermordet worden.«
     
    Business District, Washington DC
     
    Ihr Fernfreund im Gebäude gegenüber schien in eine heftige Diskussion verwickelt zu sein, bis er sich plötzlich mit einer ärgerlichen Handbewegung umdrehte und wieder dem Co m puter zuwandte. Ich werde dich wohl nie richtig kennenlernen, dachte Marion schmunzelnd. Ein- oder zweimal hätte sie seinem skurrilen Werben beinahe nachgegeben, aber diese Zeiten waren vorbei. Sie hatte jetzt einen festen Freund. Der hinterhältige Bannstrahl, der auf ihrer Wohnung gelastet hatte, war b e siegt. Obwohl, wenn sie es genau überlegte, dieser Schluss ein wenig vorschnell, o p timistisch, um nicht zu sagen frivol war. Im Grunde war sie noch nicht einmal sicher, ob Lee sie als Freundin betrachtete, denn seit jenem langen und sehr intensiven Kuss war nichts mehr geschehen. Außer den Blumen, die sie total überrascht hatten. Lee war einfach nicht der Typ für Blumen. Dafür war er ihr zu ähnlich, schätzte sie. Kein Romantiker jedenfalls.
     
    »Entschuldigen Sie, darf ich mal?«
     
    Der scheue Luke riss sie aus ihren Gedanken. Wie lange hatte er wohl schon hinter ihr ge s tanden, bis er wagte, sich bemerkbar zu machen? Luke hieß eigentlich Lucas, ein pathol o gisch menschenscheuer Antiheld, das pure Gegenteil seines Idols Luke Skywalker, aber er war das unbestrittene technische Genie des Sicherheitsdienstes von Garrah, McKenzie und Partners. Sie erhob sich und machte ihm

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