Das Komplott (German Edition)
Verstecke mich erwarten, bis ich nicht mehr weglaufen muss. Dann fahre ich los und tauche bald in den dichten Pendlerverkehr ein, der sich nach Westen in Richtung Jacksonville wälzt. Ich weiß, dass die Feds da sind, aber vielleicht nicht mehr lang.
Zwei Stunden später erreiche ich das Ballungsgebiet nördlich von Orlando und halte an einem Schnellrestaurant. In aller Ruhe esse ich Pfannkuchen, lese die Zeitung und beobachte die Menge. In derselben Straße gehe ich in ein Motel, wo ich für eine Nacht im Voraus bezahle. Die Rezeptionistin will meinen Ausweis sehen, aber ich behaupte, ich hätte meine Brieftasche am Vorabend in einem Nachtclub verloren. Das gefällt ihr nicht, doch das Bargeld umso mehr, daher sagt sie nichts. Sie gibt mir einen Schlüssel, und ich gehe auf mein Zimmer. Ich durchforste die Gelben Seiten und telefoniere mit meinem Prepaid-Handy herum, bis ich ein Autopflegecenter finde, dass mir um drei Uhr am selben Nachmittag einen Termin geben kann. Der junge Mann am Telefon verspricht mir, dass mein Auto für hundertneunundneunzig Dollar wie neu aussehen wird.
Buck’s Pro Shine liegt hinter einer großen Waschstraße, in der das Geschäft brummt. Mein Auto und ich werden einem mageren Jungen vom Land namens Denny übergeben, und Denny nimmt seine Arbeit sehr ernst. In allen Einzelheiten erläutert er mir die geplanten Wasch- und Poliermaßnahmen und ist überrascht, als ich sage, ich will warten.
»Es könnte zwei Stunden dauern«, sagt er.
»Ich habe sowieso nichts vor«, erwidere ich.
Er zuckt die Achseln und schiebt den Audi in eine Waschkabine. Ich setze mich auf eine Bank unter einem Sonnendach und fange an, einen Roman von Walter Mosley zu lesen. Dreißig Minuten später ist Denny mit dem Waschen fertig und fängt mit dem Staubsaugen an. Er öffnet beide Türen, und ich schlendere zum Wagen, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Ich erkläre ihm, dass ich umziehe, deswegen soll er den Koffer auf dem Rücksitz und den Karton im Kofferraum nicht anfassen. Er zuckt wieder die Achseln, ihm egal. Weniger Arbeit für ihn. Ich komme noch einen Schritt näher und erzähle Denny, ich würde mitten in einer hässlichen Scheidung stecken und hätte Grund zu der Annahme, dass die Anwälte meiner Frau jeden meiner Schritte überwachten. Ich hätte den dringenden Verdacht, dass irgendwo im Auto ein GPS -Ortungsgerät versteckt sei, und wenn er das fände, würde ich hundert Dollar für ihn drauflegen. Zuerst zögert er, aber ich versichere ihm, dass es mein eigenes Auto und keineswegs illegal ist, ein Ortungsgerät zu deaktivieren. Ganz im Gegenteil, die schmierigen Anwälte brächen das Gesetz. Schließlich blitzen seine Augen, und er ist überredet. Ich öffne die Motorhaube, und wir durchsuchen das Auto gemeinsam. Dabei erkläre ich ihm, dass es Dutzende von verschiedenen Geräten in allen möglichen Formen und Größen gibt, aber zumeist mit einem starken Magneten befestigt. Je nach Modell könne die Batterie wochenlang halten, das Gerät könne sogar die Fahrzeugelektrik anzapfen. Manche hätten Außenantennen, bei manchen seien die Antennen integriert.
»Woher wissen Sie das alles?«, fragt er, während er auf dem Rücken liegt, mit dem Kopf unter dem Auto, und das Fahrwerk absucht.
»Weil ich so eins im Auto meiner Frau versteckt habe«, erwidere ich, was er lustig findet.
»Warum haben Sie nicht selbst nachgesehen?«
»Weil ich unter Beobachtung stand.«
Wir suchen eine Stunde lang und finden nichts. Allmählich komme ich zu dem Schluss, dass das Auto sauber ist, aber dann entfernt Denny eine kleine Abdeckung hinter dem rechten Scheinwerfer. Er liegt auf dem Rücken und hat die Schulter gegen den rechten Vorderreifen gedrückt. Das wasserdichte Gehäuse hat die Größe eines Handys und besteht aus schwarzem Hartplastik. Ich nehme es ab und sage: »Bingo.« Ich habe mir Hunderte von Geräten im Internet angesehen, aber das hier war nicht dabei, deswegen vermute ich, dass es sich um eine Spezialanfertigung für staatliche Behörden handelt. Kein Markenname, keine Kennzeichnung, keine Zahlen oder Buchstaben.
»Gute Arbeit, Denny.« Ich gebe ihm einen Hundert-Dollar-Schein.
»Kann ich das Auto jetzt fertig machen?«, fragt er.
»Natürlich.« Ich schlendere davon und überlasse ihn seiner Arbeit. Neben der Waschanlage gibt es ein kleines Einkaufszentrum mit einem halben Dutzend Billiggeschäften. Ich kaufe mir in einem Café einen Becher abgestandenen koffeinfreien Kaffee und setze
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