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Das kostbare Opfer

Das kostbare Opfer

Titel: Das kostbare Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schüttelte müde den Kopf.
»Das habe ich dir doch schon gesagt.«
    »Ich glaube, es spielt auch
keine Rolle«, sagte ich, bemüht, glaubhaft zu klingen. »Du sagtest, du bist
gleich in das Schlafzimmer gegangen, nachdem du die Wohnung betreten hattest.
Was hast du getan, als du Laurence sahst?«
    »Ich bin stehengeblieben«,
sagte sie. »Ich glaube, ich war vielleicht eineinhalb Meter weit von der Tür.«
    »Dann kam Eve Farnham dir nach.
Wo war sie, als Laurence dich beschimpfte?«
    »Sie stand neben mir.« Natalie
dachte einen Augenblick nach. »Aber nicht ganz auf der gleichen Höhe.«
    »Du hattest also den Kopf von
ihr abgewandt, weil du Laurence ansahst, als er anfing loszubrüllen.«
    »Ja.«
    »Du konntest sie also nicht
sehen?«
    »Nein«, sagte sie. »Das konnte
ich nicht. In diesem Moment packte sie nämlich den Regenschirm und schlug mich
damit nieder!«
    »Hattest du eine Pistole in
deiner Tasche?«
    »Nein«, sagte sie heftig. »Ich
habe in meinem ganzen Leben keine Pistole besessen. Wenn du mir eine in die
Hand drückst, wüßte ich nicht mal, wie man sie gebraucht. Ich kann noch nicht
einmal einer Fliege etwas zuleide tun.«
    »Hat dir die Polizei die
Pistole gezeigt?«
    Sie schauderte. »Dieser
Leutnant zeigte sie mir. Es schien ihm Spaß zu machen.«
    »Hattest du sie jemals zuvor
gesehen?«
    »Niemals!«
    »Besaß Laurence eine Pistole?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Wenn er
eine besaß, dann hat er sie irgendwo versteckt gehabt.«
    Ich nickte. »Gut, das ist
vielleicht ein Anhaltspunkt, von dem man ausgehen kann. Ich muß jetzt gehen.
Versuche lieber, ein bißchen zu schlafen. Hast du einen Anwalt?«
    »Daran hatte ich noch nicht
gedacht«, sagte sie.
    »Kennst du einen guten Anwalt?«
    »Nicht für so eine Sache.«
    »Jerry Schultz ist ein Freund
von mir«, sagte ich. »Er ist ein guter Strafverteidiger. Ich werde veranlassen,
daß er dich morgen besucht und mit dir spricht.«
    »Danke, Al«, sagte sie leise.
    Ich rief nach der Beamtin, die
mich aus der Zelle ließ. Ich kehrte in Captain Parkers Büro zurück. Sowohl er
wie Hammond waren noch da. Er schien nicht wesentlich erfreuter zu sein, mich
zu sehen, als bei meiner Ankunft. »Was ist jetzt?« fragte er ungeduldig.
    »Die Mordwaffe«, sagte ich.
»Gibt sie irgendwelche Hinweise?«
    »Eine Smith und Wesson, Kaliber
sieben-fünfundsechzig«, sagte er. »Die Seriennummer wurde schon vor einiger
Zeit ausgefeilt. Solche Schießeisen kann man für fünfzig Dollar, ohne lästigen
Fragen ausgesetzt zu werden, kaufen, und zwar mit der Garantie, daß sich
hinterher niemand an den Käufer erinnert.«
    »Fingerabdrücke? «
    »Stimmten überein«, sagte
Hammond selbstzufrieden. »Von sämtlichen Fingern Mrs. Coles.«
    »Gibt es sonst noch etwas?«
fragte ich.
    Parker lächelte mich spöttisch
an. »Finden Sie, daß wir noch etwas brauchen?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich.
»Ich glaube aber immer noch nicht, daß sie ihn ermordet hat.«
    »Warum so besorgt, Leutnant?«
fragte Hammond. »Denken Sie an all die Ihnen bevorstehenden langen einsamen
Nächte?« Er brüllte vor Lachen über seinen eigenen Witz und balancierte, sich
genüßlich zurücklehnend, auf den Hinterbeinen des Stuhles. Ich zog den Stuhl
mit dem Fuß unter ihm weg, plötzlich hielt er mit dem Lachen inne. Dann, bevor
Parker dazukam, mich hinauszuwerfen, verließ ich das Büro.
    Sergeant Riley grinste mich an,
als ich an ihm vorbeiging. »Wie war’s, Leutnant?«
    »Es ging so«, sagte ich zu ihm.
    »Man kann nicht immerzu Glück
haben«, meinte er. »Aber eins muß man der Mordabteilung lassen. Man braucht
sich keine Sekunde zu langweilen.«
    »Nein, keine Sekunde«,
pflichtete ich ihm bei.
    »Dieser neue Fall ist
glasklar«, sagte er heiter. »Ich habe noch nie eine eindeutigere Sache erlebt.
Diese Lady marschiert todsicher in die Gaskammer!«
    Ohne zu antworten ging ich in
die trübe Nacht hinaus.

ZEHNTES KAPITEL
     
    Am nächsten Morgen war ich
schon früh, noch vor neun Uhr, im Büro. Polnik und Johns warteten auf mich. Aus
dem Ausdruck auf ihren Gesichtern las ich, daß sie bereits alles gehört hatten.
Jeder Polizeibeamte in Pine City mußte es inzwischen wissen. So etwas
verbreitet sich immer mit Windeseile.
    Lavers und Annabelle waren noch
nicht da. Die Nacht zuvor war ich in eine leere Wohnung zurückgekehrt. Es war
halb drei, als ich ankam. Ich hatte auch gar nicht erwartet, daß sie so lange
warten würde. Ich hatte das unangenehme Gefühl, daß ich gestern nacht

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