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Das Krähenweib

Das Krähenweib

Titel: Das Krähenweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Stadtwache verraten. Paul wird gleich mit der Garde hier sein.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe ihn belauscht, als ich zu dir kommen wollte«, antwortete sie und horchte dann in Richtung Laden, doch von dort kamen keine Geräusche.
    Johann raffte sofort alles zusammen, was er aus der Apotheke mitgenommen hatte. »Hat Röber dich gesehen? Hat er …«
    »Ich habe ihn niedergeschlagen«, fuhr ihm Annalena ins Wort. »Er hat mich bemerkt und wollte mir an die Wäsche, also habe ich ihm ein Glas über den Schädel gezogen.«
    Johann hob ungläubig die Augenbrauen. Doch Annalena hatte keine Zeit für sein Staunen. »Wir müssen los, sonst sind die Wachen hier.« Damit huschte sie zur Tür. Johann schloss sich ihr an. Vorbei an Röber, der immer noch bewegungslos am Boden lag, liefen sie zur Hintertür.
    »Vielleicht sollten wir reiten«, schlug Johann vor, als sie dem Stall zustrebten.
    »Das wäre dumm«, entgegnete sie resolut. »Wir werden Röbers Wagen nehmen. Dort kannst du dich verstecken, damit die Wachen dich nicht sehen.«
    Einsichtig, dass sie recht hatte, half Johann ihr, die Pferde anzuschirren. Nachdem sie das Tor geöffnet hatten, kletterten sie auf den Wagen. Annalena nahm Platz auf dem Kutschbock, Johann kroch hinten auf die Ladefläche. »Hast du überhaupt schon mal einen Wagen gelenkt?«, fragte er, bevor er sich das Segeltuch über den Kopf zog.
    »Sicher habe ich das!«, log Annalena, allerdings in der Gewissheit, dass sie diese Aufgabe bewältigen konnte. Immerhin hatte sie gesehen, wie Seraphim seine Pferde gelenkt hatte. »Und jetzt sei still!«
    Sie löste die Bremse des Wagens, nahm die Zügel und trieb die beiden Braunen mit einem Zungenschnalzen an. Tatsächlich setzten sie sich in Bewegung und zogen den Wagen vom Hof.
    Annalena blickte noch einmal über die Schulter. Die Fenster des Kontors waren wie dunkle Augen, die sie beobachteten. Kein Geräusch tönte aus dem Inneren des Hauses. Röber lag wahrscheinlich immer noch hinter dem Tresen. Annalena hoffte, dass man ihn nicht zu bald finden würde.

    »Monsieur Röber! Um Himmels willen!«
    Die Stimme zerrte ihn aus der Finsternis fort, doch als er versuchte, die Augen zu öffnen, durchfuhr ihn ein heftiger Schmerz. Zunächst wusste Röber weder, wo er war, noch welche Tageszeit herrschte. Er wusste auch nicht mehr, wie er auf den Fußoden gekommen war. Alles, woran er sich erinnern konnte, war, dass er seinen Lehrling losgeschickt hatte, um die königlichen Wachen zu benachrichtigen.
    »Monsieur Röber, was ist passiert?« Es war Paul, der da fragte.
    Ein beißender Geruch stieg ihm in die Nase. Pfeffer. Es war der Pfeffer, der in seinen Augen brannte. Er blinzelte gegen die Schmerzen an. Dann nieste er laut und merkte, dass das Pulver überall auf ihm und um ihn herum lag. Verwirrt sah er nach oben. Sein Gehilfe beugte sich gerade über ihn. Hinter ihm im Fenstergeviert ließ sich das Rot des aufziehenden Morgens erkennen. Die königliche Wache stand anscheinend vor der Kontorstür. Er konnte die Männer zwar nicht sehen, vernahm aber ihr Murmeln.
    Stöhnend und die Augen unter Tränen zukneifend richtete er sich in eine sitzende Position auf. Der Pfeffer rieselte in kleinen Wolken von ihm herunter. Seine Schläfe brannte und pochte. Etwas klebte an seiner Wange. Mit einer unbewussten Geste rieb er es sich von der Haut, und als er seine Augen weit genug aufbekam, um seine Hand zu betrachten, sah er Blut, vermischt mit dem teuren Gewürz.
    »Ist Euch das Glas auf den Kopf gefallen?«, fragte Paul, während er seinem Herrn vorsichtig den Pfeffer von den Kleidern klopfte.
    Ein unvorstellbarer Wert war da verlorengegangen. Wegen der Verunreinigung durch das Blut konnte man das Gewürz nicht einmal wieder auffegen und in das Glas zurücktun. Röbers Verstand war allerdings noch zu träge, um den Verlust zu erfassen.
    »Wo ist er nun, der Goldmacher?«, fragte der Hauptmann der Wache.
    Böttger, erinnerte sich Röber. Sie sind wegen Böttger hier.« Im Lagerraum«, brachte er stöhnend hervor. Der Schmerz in seiner Schläfe ließ die Welt um ihn herum schwanken.
    »Dort haben wir nachgesehen«, entgegnete der Gardist. »Er ist nirgendwo hier unten. Kann es sein, dass er Lunte gerochen hat?«
    Röber wusste darauf zunächst nichts zu sagen.
    »Kann es sein, dass er sich oben bei den Mägden verkrochen hat?«, fragte der Uniformierte ungeduldig weiter.
    Die Erwähnung der Mägde löste in dem Krämer etwas aus. Der Nebel, der seinen Verstand

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